Der FC Bayern München hat einen Auftakt nach Maß in die neue Champions-League-Saison gefeiert und besiegte am Mittwochabend im heimischen Stadion den wohl stärksten Gruppengegner, Manchester United, mit 4:3 (2:0) und baute zeitgleich seine beeindruckende Siegesserie aus.
„Es ist unfair für Tel“
Dennoch zeigten sich die Protagonisten in Anbetracht der teils wilden Schlussphase und mangelnden Defensiv-Stabilität zwiegespalten. SPORT1 fasst alle Stimmen von DAZN und der Mixed Zone zusammen.
Thomas Tuchel, Trainer:
… zum Spiel: „Wir tun uns schwer, das ist ein bisschen paradox. Ich fand‘ unsere zweite Halbzeit deutlich besser als die erste. Die zweite Hälfte haben wir am Ende verloren, die erste haben wir gewonnen. Es ist wichtig für das Vertrauen und die Weiterentwicklung, aber es gibt schon noch Dinge, die wir besser machen müssen. Wir sind in jedem Spiel torgefährlich, spielen uns in jedem Spiel Chancen heraus. Trotzdem haben wir die erste Halbzeit sehr verhalten begonnen, haben Glück, dass wir nicht in Rückstand gehen. Die Tore haben geholfen, um ein bisschen Spielfluss und Vertrauen herzubringen.“
… zum bisherigen Saisonverlauf: „(Die Reaktionen heute auf die Gegentore; Anm. d. Red.) war ein Unterschied zu den Spielen, die wir in der vergangenen Saison hatten. Auch wenn wir noch nicht zu 100 Prozent zufrieden sind. Wir haben Phasen, auch gegen Leverkusen und in der Bundesliga, die nicht so gut sind. Die hören dann aber auch wieder auf. Es fällt dann aber nicht zusammen und wir verlieren oder geben ganze Spiele aus der Hand. Die Reaktionen waren heute sehr gut. Jedes Mal ein Tor nachzulegen, war heute sehr wichtig.“
… zu Mathys Tel: „Wir haben ja ein Ding mit ihm am Laufen. Jedes Mal, wenn er kommt, trifft er. Es ist unfair für ihn, er verdient es sich ja, zu beginnen. Trotzdem, wenn du einen Spieler hast, der jedes Mal regelmäßig so einen Unterschied macht von der Bank…das ist auch eine überragende Qualität. Heute, das war ein überragendes Tor am Ende zum 4:2. Jetzt kommen die Spiele alle drei Tage, es wird eine Frage der Zeit sein, wann er auch beginnt.“
… zu Jamal Musiala: „Sein nächster Step sind Phasen, wo es nötig ist einfach zu spielen, auch mal ein bisschen ruhiger zu spielen. Nicht jedes Mal die Entscheidung im Dribbling, in der Drehung zu suchen. Da ein Gefühl dafür zu bekommen, kommt mit Spielerfahrung und mit Spielverständnis. Dass er ganz besondere Drehungen hat, die Beschleunigung und seine Stärke im Halbfeld - das ist alles klar. Wenn er das noch dazubekommt, dass er manchmal ganz klar spielt, mit ein, zwei sauberen ersten Kontakten – da ist noch Potenzial -, dann geht es noch weiter!“
… zu den Co-Trainern: „Ich durfte gerade in die Kabine. Ich habe Glückwunsch gesagt an alle und sie haben das sehr gut gemacht. Ich habe nichts anderes erwartet!“
Leroy Sané, Flügelstürmer:
… zum Spiel: „Im Endeffekt sind wir froh, dass wir heute das erste Champions-League-Spiel (der Saison; Anm. d. Red.) gewonnen haben. Das Spiel war ein bisschen wild. Für die Fans war es bestimmt schön zu sehen, so viele Tore. Aber klar, offensiv war es gut. Wir müssen aber alle insgesamt ein bisschen weniger Fehler machen. Das war noch ein Tick zu viel. Das Spiel noch ein bisschen beruhigen, noch ein bisschen mehr kontrollieren.“
… zu Uniteds Spielstil und den bayerischen Antworten: „Der Trainer hat es vorhin gesagt: Die (United; Anm. d. Red.) spielen sehr auf Konter, laufen im Mittelfeld sehr wild herum. Wir sollten sie eigentlich gerade, wenn wir geführt haben, nach hinten drücken. Sie uns zurechtlegen. Aber wir müssen das über die ganzen 90 Minuten machen, dann müssen wir auch nicht so viel laufen. Dann wird es auch einfacher für unsere Verteidiger, weil klar, aber einem Zeitpunkt wird es auch hart für sie.“
… zu Bayerns Kontrollverlust: „Wir arbeiten daran. Wir brauchen das Bewusstsein im Spiel: ‚Okay, wir führen jetzt 2:0, jetzt müssen wir das Spiel kontrollieren‘. Das muss von uns kommen. Wir sprechen das auch an. Wir müssen das merken im Spiel, dass wir die Kontrolle brauchen.“
Thomas Müller, Offensivspieler:
... zu einem Zoff zwischen Goretzka und Upamecano: „Das war ersichtlich, da hat es kurz geraucht. Dann hat es noch auf einem Spielfeld - ich weiss nicht ob es sogar ein kleines Küsschen war - aber zumindest einen Abklatscher gegeben. So wollen wir das haben. Man kann schon mal kurz aneinandergeraten, dann aber schauen, dass man die Form einigermaßen wahren kann. Es ist wichtig, dass es nicht zu übertrieben wird und am Ende der Grund, weshalb man sich in den Haaren hatten, in die Hintergrund rückt. Wenn es so abläuft, dann ist das wunderbar. Beide haben sich die Hand gegeben.“
... zu seinem 100. Sieg in der Champions League: „Wenn man ein bisschen melancholisch und historisch werden will, ist das wunderbar. Wenn man zurückschaut, ist das echt eine verrückt lange Zeitreise gewesen, die ich in der Champions League verbringen darf. Aber wir sind noch nicht fertig - und ich auch noch nicht. Deswegen ist das erstmal eine Durchgangsstation.“
... über das Fehlen von Tuchel, der gesperrt war: „Grundsätzlich ist es (Tuchels Fehlen; Anm. d. Red.) eher ein Nachteil. Wir haben den Cheftrainer ja angestellt, damit er die Geschicke so leitet, dass es positiv für uns ausgeht. Gerade in diesem Fall ist das Trainerteam Tuchel aber so eng, das Vertrauensverhältnis so groß, dass da weniger als bei anderen Cheftrainer verloren geht, wenn sie ausfallen.“
... zum Spiel: „Der Start war nicht optimal, das muss man ganz klar so ansprechen. Es war insgesamt von außen und von innen ein komisches Spiel - von A bis Z. Das kann auch 6:1 ausgehen, vielleicht kann ManU aber am Ende auch nochmal ein Tor machen. Ganz schwer zu analysieren. Wir haben ein paar Dinge so gemacht, wie wir sie auch machen wollten. Dadurch, dass United überhaupt nicht aggressiv war, wirst du von dieser Trägheit auch manchmal selbst angestachelt.“
Harry Kane, Stürmer:
... über den Spielverlauf: Natürlich war es gegen Ende des Spiels etwas hektisch, aber insgesamt denke ich, dass wir einen Großteil des Ballbesitzes kontrolliert haben. Wir hätten wahrscheinlich auf vier oder fünf zu eins erhöhen müssen, nachdem wir das dritte geschossen haben, aber man muss Man United Respekt zollen. Sie haben versucht, wieder ins Spiel zu kommen, aber insgesamt sind es drei Punkte und ein wirklich guter Start in die Saison.“
... über seine Rolle als Doppel-Zehn mit Jamal Musiala: „In dem Spiel heute haben Jamal und ich mehr als Zehner gespielt und wir haben es den Flügelspielern möglich gemacht, fast eins-gegen-eins gegen die Außenverteidiger zu spielen.“
... über sein Tor und seine hohe Ablösesumme: „Es war schön. Es ist immer großartig, ein Tor zu erzielen. Es gibt immer Raum für Verbesserungen. Es ist heute Abend ein toller Abend. Wir bauen auf. Wir können das genießen. Es ist aufregend, mit ihnen zu spielen. Wir lernen uns noch kennen. Ich bin gespannt auf das, was kommt. Immer wenn es um eine hohe Ablöse geht, gibt es auch eine große Erwartung, und man möchte es dem Verein zurückzahlen, der einem das Vertrauen geschenkt hat.“
Jamal Musiala, Zehner:
... über die aktuelle Topform von Leroy Sané: „Leroy ist einer der besten Flügelspieler der Welt und derzeit in einer sehr, sehr guten Form. Ich freue mich, weil er einer meiner besten Freunde ist. Es macht wirklich Spaß, mit ihm zu spielen und zu kombinieren.“
Konrad Laimer, Rechtsverteidiger:
... auf die Frage, ob es ein wildes Spiel gewesen sei: „Das kann man auf jeden Fall so sagen, dass es ein wildes Spiel war. Wir hatten Phasen, da hätten wir es besser kontrollieren können und besser zu Ende spielen können – wir hätten genügend Raum und genügend Platz dazu gehabt. Wir hatten auch die Torchancen das Spiel früher deutlich zu machen und vorzeitig zu entscheiden. Dann kommen die (Manchester United; Anm. d. Red.) immer wieder zurück, weil sie einfach eine große individuelle Qualität haben, besonders vorne, was wir auch vorher gewusst haben. Dann wird‘s halt einfach wieder so ein wildes Spiel, mit einem wilden Ergebnis. Wichtig sind die drei Punkte zum Start. Wir wissen, dass wir immer noch Schritte nach vorne gehen können und müssen. Jetzt hoffen wir einfach, dass wir das Step-by-Step machen, für das nächste Spiel und die darauffolgenden Spiele. Solange wir am Ende gewinnen, ist es gut (lacht).“
... über den phasenweisen Kontrollverlust im Spiel: „Wir erlauben uns viel zu oft einen „Harakiri-Pass“ ins Mittelfeld, zu leichte Ballverluste, was nicht notwendig ist - von uns allen. Dann wird der Gegner auch einfach wieder stark. Ich glaube außerdem, dass wir am Ende zu abwartend gespielt haben, und dann haben die da paar Raketen vorne stehen, die gefühlt alle 38 km/h laufen. Dann wollen die da Schwung reinkriegen, die ins 1vs.1 bekommen und so werden die auch gefährlich. Beides ist der Fall: Sie legen es drauf an, weil sie eine starke Kontermannschaft sind, und wir machen es ein paar Mal zu unschlau und verlieren zu viele leichte Bälle. Wir wissen, dass wir da noch Luft nach oben haben, wir werden es analysieren. Jetzt werden uns gut regenerieren und dann geht es ja am Samstag schon wieder weiter.“