Er war Haalands ständiger Schatten. Klebte an ihm wie ein Kaugummi. Und ließ ihm fast keine Chance.
Real-Elf: Wieso Rüdiger draußen ist
Antonio Rüdiger hatte im Champions-League-Hinspiel eine Wahnsinns-Vorstellung abgeliefert. Beim 1:1 von Real Madrid gegen Manchester City stellte der deutsche Nationalspieler den derzeit wohl besten Stürmer der Welt über weite Strecken des Spiels kalt.
In Zahlen: Erling Haaland sammelte im Estadio Santiago Bernabéu in Madrid gerade einmal 21 Ballkontakte, kam nicht über drei recht ungefährliche Abschlüsse hinaus.
Ancelotti: „Rüdiger hat ein fantastisches Spiel gemacht“
Nach dem Spiel schwärmte Real-Trainer Carlo Ancelotti von seinem Verteidiger: „Rüdiger hat ein fantastisches Spiel gemacht.“
Im Rückspiel am Mittwochabend (ab 21 Uhr im SPORT1-LIVETICKER) sollte der 30-Jährige nach dieser Leistung damit sicher gesetzt sein. Durfte man jedenfalls meinen.
Doch Real-Trainer Carlo Ancelotti belehrte die Öffentlichkeit eines Besseren, wird den 30-Jährigen unerwartet erst mal nur auf die Bank setzen, wie die zwei Stunden vor Anstoß von Real bekanntgegebene Startelf verriet.
In der steht nun dagegen der im Hinspiel noch gesperrte Eder Militao.
„Wir reden bei Rüdiger über einen großen Spieler, aber auch Militao ist ein großartiger Verteidiger. Manchmal sind es Details zwischen dem einen und dem anderen Spieler“, erklärte Ancelotti seine Entscheidung unmittelbar vor dem Showdown im Etihad Stadium dem spanischen Bezahlsender MOVISTAR+.
Und fügte an: „Es besteht kein klarer Unterschied. Rüdiger hat seinen Job im Hinspiel gemacht und Militao kann heute seinen Job erfüllen. Es können nur elf Spieler spielen, das ist die Regel. Es kann ein langes Spiel werden, sodass die Bank dann ihren Beitrag leisten kann. Beide Bänke sind voller großartiger Spieler. Es ist eine Partie für nicht nur elf Spieler, sondern für mehr.“
Im Vorfeld des CL-Knallers hatte Ancelotti mit widersprüchlichen Aussagen für Verwirrung gesorgt.
Nachdem Rüdiger bei Reals 1:0-La-Liga-Sieg gegen Getafe am Wochenende gar nicht erst im Kader gestanden hatte und Reals Coach hinterher dazu angesprochen wurde, hieß es von Seiten des Italieners: „Ich habe ihn geschont. Ich habe ihm eine Verschnaufpause gegeben, damit er am Mittwoch frisch ist.“
Es klang wie eine Startplatz-Garantie für die Champions League, zumal Ancelotti noch anfügte: „Ja, er wird am Mittwoch spielen. Ich weiß nicht, wie viele Minuten er spielen wird, aber er wird am Mittwoch spielen.“
Dann bestätigte der Coach sogar, dass Rüdiger von Beginn an auflaufen werde.
Eine Nebelkerze, wie sich nun vollends herausstellte.
Wer soll Haaland in Schach halten?
Irritierend: Bereits einen Tag vor dem Halbfinal-Rückspiel hatte Ancelottis von seinen ersten Aussagen über Rüdiger Abstand genommen.
Es sei ein „Missverständnis“ gewesen, so der Real-Trainer. Er habe gedacht, dass er nach dem Brasilianer Rodrygo gefragt worden wäre. Der Rechtsaußen war gegen Getafe ebenfalls geschont worden.
Schließlich sagte Ancelotti noch: „Rüdiger kann spielen - ebenso wie Militao, Rodrygo oder Camavinga. Ich muss noch eine Entscheidung treffen.“
Was abgesehen von dem Auftritt gegen Haaland ganz allgemein gegen Rüdiger gesprochen hatte: Der Defensiv-Stratege ist in dieser Saison eigentlich nur der dritte Innenverteidiger bei den Königlichen.
Ex-Bayern-Star David Alaba ist als Nummer eins gesetzt, wenngleich er auch wegen Verletzungen bisher die wenigsten Minuten des Trios in der Saison spielte. Militao wiederum als Stammspieler Nummer zwei hatte im Hinspiel einer Gelbsperre abzubrummen.
Im Rückspiel ist Militao, der beispielsweise in den Viertelfinal-Duellen mit Chelsea gemeinsam mit Alaba von Beginn an spielte, nun wieder mit dabei - und wird anstelle von Rüdiger den Premier-League-Rekordstürmer Haaland in Schach zu halten versuchen.
Antonio Rüdiger wurde in sozialen Medien gefeiert
Ancelottis vorweggenommenes Verwirrspiel mit Rüdiger betrachtete die spanische Presse als Dilemma - sie sieht den Deutschen gewissermaßen im luftleeren Raum nach dessen „beeindruckender Leistung“ wie die Sportzeitung as schrieb.
Mit seiner teilweise unorthodoxen Deckungsarbeit hatte Rüdiger schließlich viel Aufmerksamkeit erregt - auch in den sozialen Medien, wo er von den Fans gefeiert wurde.
Auch die Presse hatte sich mit Lob überschlagen. Nachdem Haaland im Vorfeld als „Android“ und „Menschenfresser“ bezeichnet wurde, hatte es nach der Partie analoge Vergleiche mit Rüdiger gegeben.
Manchester City leicht im Vorteil gegen Real Madrid
„Rüdiger frisst Haaland“, schrieb die as, und Marca giftete: „Haaland war im Bernabeu nicht anwesend.“
Rüdiger selbst lobte nach dem Hinspiel übrigens den ganzen Defensivverbund. Dort hätten es die Madrilenen „sehr gut gemacht“.
Über seinen Gegenspieler sagte er: „Haaland produziert nicht die Dinge alleine, deswegen muss man die Nebenmänner gut unter Kontrolle bringen.“ Und fügte hinzu, dass es sich in diesem Fall sogar „einfach angefühlt“ hätte.
Doch egal, ob Rüdiger am Mittwochabend noch zu einem späteren Einsatz kommen mag: Nach dem 1:1 im Hinspiel gilt Manchester City vor heimischer Kulisse im Etihad Stadium als leichter Favorit.