Schon im Vorfeld waren Befürchtungen aufgekommen, dass es vor dem Champions-League-Rückspiel zwischen der SSC Neapel und Eintracht Frankfurt nicht friedlich zugehen würde - am Ende wurden die schlimmsten Befürchtungen bestätigt.
Chaos in Neapel: SGE reagiert
Vermummte Ultras haben in Neapels Altstadt eine Spur der Verwüstung hinterlassen. Unterstützung erhielten die Frankfurter Ultras laut italienischen Medien von etwa 250 Anhängern von Atalanta Bergamo - zwischen den beiden Klubs gibt es eine intensive Fanfreundschaft.
Autos brannten, Feuerwerkskörper und Stühle flogen durch die Luft und über der Innenstadt kreiste ein Polizei-Hubschrauber: In Neapel hat es schwere Ausschreitungen gegeben. Der Corriere dello Sport schrieb von einem „Guerillakrieg“ im Zentrum der süditalienischen Stadt.
Knapp eine Stunde vor Anpfiff reagierte Eintracht Frankfurt auf die Geschehnisse. „Das ist etwas, das keiner sehen möchte. Es waren die Ausschreitungen, die wir seit dem Tag der Auslosung befürchten mussten“, sagte Eintracht-Vorstand Philipp Reschke. Es schien „ein bisschen so“, meinte er, „dass sich die Gruppen, die sich gesucht haben, auch gefunden haben“.
Reschke sagte auch: „Eine Gruppe von 250 Eintracht-Fans hat einen Marsch mit Polizei zu einem Platz gemacht. Dorthin kamen etwa 150 Neapolitaner und haben sie angegriffen. Dann haben sich diese Auseinandersetzungen in den Gang gesetzt. Das Wichtigste: Keine größeren Verletzungen.
Videobilder aus der Innenstadt von Mittwochnachmittag zeigten wilde Jagdszenen zwischen vermummten Anhängern und der Polizei. Immer wieder waren Detonationen zu hören, Rauchschwaden durchzogen die engen Gassen rund um die Piazza del Gesù.
Mehrere Autos, darunter ein Polizeiauto, sind laut Gazetta dello Sport von deutschen Fans in der Via Calata Trinita Maggiore angezündet worden. Zudem seien Lokale in der Umgebung beschädigt sowie Tische, Stühle und Schaufenster von Bars und Restaurants zerstört worden.
Vermummte greifen Polizei an
Laut italienischen Nachrichtenagenturen sollten die Eintracht-Fans nach einem Marsch durch die Stadt mit Bussen zurück zu ihrem Hotel gebracht werden. Nachdem sich die Fans jedoch geweigert hatten, hätten „mehrere Dutzend“ vermummte Personen die Einsatzkräfte angegriffen.
Der Corriere dello Sport schrieb von „rund 600 Eintracht-Fans“, die trotz des Ticket-Verkaufsverbots durch die italienischen Behörden nach Neapel gereist waren. Rund 800 Polizisten sollen im Einsatz sein.
Neapels Bürgermeister Gateano Manfredi suchte am Mittwoch den Kontakt zu Viktor Elbling, dem deutschen Botschafter in Italien. Zusammen verurteilten sie die Vorkommnisse mit eindringlichen Worten. „Die Szenen der Verwüstung im Stadtzentrum sind inakzeptabel“, hieß es in einer Mitteilung, aus der der Corriere dello Sport zitierte: „Wir verurteilen auf das Schärfste die unsäglichen Taten der Gewalttäter, egal von welcher Seite sie kamen. Neapel und die Neapolitaner verdienen es nicht, den schweren materiellen, moralischen und Imageschaden zu erleiden, den dieser Wahnsinn verursacht hat.“
Insgesamt herrschte bereits den ganzen Tag ein Klima der Angst in der Stadt, SGE-Lieder waren nicht zu hören. Die Alarmsirenen von Polizei und Feuerwehr begleiteten die Fans vor Ort im Minutentakt.
Am Vormittag war noch alles friedlich abgelaufen. Aber: Der HR hatte unter Berufung auf Augenzeugen von „größeren Gruppen von Napoli-Anhängern“ berichtet, die „teilweise bewaffnet“ in der Stadt unterwegs gewesen seien.
Trotz des Ticket-Verkaufsverbots durch die italienischen Behörden sind Hunderte Anhänger von Eintracht Frankfurt zum Achtelfinal-Rückspiel der Champions League in Neapel gereist.
Weitere Eintracht-Fans in Neapel erwartet
Wie auch SPORT1 berichtete, waren unter anderem bis zu 400 Ultras der Hessen am Hauptbahnhof der Stadt angekommen und in Polizei-Begleitung zu ihrem Hotel gebracht worden.
Laut Corriere dello Sport sind seit Dienstag 500 deutsche Fans kontrolliert worden, am Flughafen Capodichino wird demnach vor dem Spiel am Mittwoch bei der SSC Neapel ein Charterflug mit 180 Passagieren aus Frankfurt erwartet.
Nach einer juristischen Hängepartie hatten die italienischen Behörden den Verkauf von Tickets an Personen aus Frankfurt/Main verboten, die Eintracht verzichtete daraufhin auf das gesamte Gäste-Kontingent. Die Polizei verschärfte die Sicherheitsvorkehrungen im Vorfeld.
In Neapel endete Frankfurts Champions-League-Saison. Nach dem 0:2 im Hinspiel hatten die Hessen auch im Maradona-Stadion keine Chance und verloren 0:3.
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Mit Sport-Informations-Dienst (SID)