Es ist ein Satz, der in der Fußball-Welt eine Erschütterung auslöst: „Das italienische Innenministerium wird eine Verfügung gegen die SSC Napoli erlassen, wonach dem Verein der Verkauf von Eintrittskarten an Anhänger von Eintracht Frankfurt für das Rückspiel untersagt ist.“
„Diese Entscheidung schockt uns alle“
Der hessische Traditionsklub darf somit für das Rückspiel im Champions-League-Achtelfinale am Mittwoch, den 15. März, keine Anhänger mitbringen. Die insgesamt 2.700 Tickets, die dem Klub laut UEFA-Regularien zustehen, bleiben somit unberührt.
Reschke kritisiert italienische Behörden scharf
Philipp Reschke sitzt im Eintracht-Vorstand und ist für Fan-Angelegenheiten zuständig. Der Jurist weiß um die Brisanz dieser Entscheidung und kritisierte scharf: „Das ist ein einmaliger und erstmaliger Vorgang im europäischen Klub-Fußball. Ich nenne es einen traurigen Tag. Wir kommen damit zu dem Punkt, dass die Integrität des Wettbewerbs gefährdet wird. Dieser staatliche Eingriff in den Klub-Fußball ist dramatisch.“
Das Stadio Diego Armando Maradona bleibt somit komplett in Napoli-Hand. Die Eintracht wird bei dem Versuch, die 0:2-Niederlage zu drehen, ohne den eigenen Anhang auskommen müssen.
Diese Entscheidung der Politik und Sicherheitsbehörden geht jedoch weit über das Tagesgeschäft hinaus. Reschke erläuterte: „Damit wurde möglicherweise die Büchse der Pandora geöffnet.“
Eintracht-Fans sind geschockt nach Neapel-Urteil
Was er meint: Wenn Neapel damit durchkommt, könnte die Politik auch an anderen italienischen Standorten so vorpreschen. Das Argument, für die Sicherheit der Zuschauer könne nicht garantiert werden, ist rasch geäußert und schwer widerlegbar.
„Der Weg zur Entscheidungswillkür ist bereitet. Das ist ein klarer Wettbewerbsnachteil für uns“, klagte Reschke. Trotz einiger Vorfälle rund um das Hinspiel in Frankfurt sei nichts passiert, was eine solche weitreichende Maßnahme rechtfertigt.
Auch der renommierte Fanforscher Gunter A. Pilz hält das Fan-Verbot für nicht nachvollziehbar und kritisiert vor allem den Zeitpunkt der Entscheidung. „Wenn man so etwas so kurzfristig macht, ist das alles andere als nachvollziehbar. Das ist ärgerlich und völlig daneben“, sagte er bei SPORT1.
Die Eintracht-Anhängerschaft tritt sicherlich nicht immer diszipliniert auf, in den von Uli Hoeneß im STAHLWERK Doppelpass getätigten Aussagen steckt auch ein Kern Wahrheit drin. Einen Grund für diese drastische Entscheidung des Innenministeriums gibt es in diesem Fall allerdings nicht. Den wirtschaftlichen und emotionalen Scherbenhaufen müssen die Frankfurter nun selbst aufkehren.
Ina Kobuschinski ist Vorsitzende des Fanclub-Verbands Eintracht Frankfurt. Sie sagte bei SPORT1: „Diese Entscheidung der Behörden schockt uns alle. Wir haben nicht damit gerechnet, dass das gesamte Ticket-Kontingent gestrichen wird. Das ist der Gipfel der Frechheit. Da wird willkürlich von der Politik etwas anberaumt.“ Kobuschinski wollte ihre Emotionen nicht verstecken: „Die nehmen uns damit unser Spiel weg!“
Rettet eine UEFA-Regel die Eintracht?
Charter-Flugzeuge müssen storniert werden, insgesamt fallen für die Anhänger Kosten in Höhe von bis zu 500.000 Euro an. Die Eintracht wird die Fans nach SPORT1-Informationen unterstützen, ihnen unter die Arme greifen. Dennoch wird es für alle Seiten einen finanziellen Schaden geben. Auch der Klub selbst muss geplante Reiseaktivitäten canceln – und das alles wenige Tage vor Anpfiff.
Das letzte Wort ist in dieser Causa allerdings noch nicht gesprochen. Der Artikel 24.07 des UEFA-Reglements lässt noch einen Spalt offen.
Dort steht im Wortlaut: „Ist die UEFA-Administration zu einem beliebigen Zeitpunkt der Saison der Ansicht, dass ein Spielort aus irgendeinem Grund für die Durchführung eines Spiels ungeeignet ist, kann die UEFA mit dem betreffenden Verband und Verein Rücksprache halten und diese bitten, ein Ausweichstadion vorzuschlagen, das den Anforderungen der UEFA genügt. Können der Verband und der Verein innerhalb der von der UEFA-Administration gesetzten Frist kein geeignetes Ausweichstadion vorschlagen, kann die UEFA ein neutrales Ausweichstadion bestimmen, das sich auf dem Gebiet des betreffenden Verbands oder auf dem Gebiet eines anderen UEFA-Verbands befindet.“
Aus Sicht des Verbandes wäre eine solche Lösung auch zur Abschreckung wünschenswert. Die nicht von der UEFA angeordnete Aussperrung von Gästefans sollte dringend unterbunden werden. Ansonsten droht auch in Zukunft eine Wiederholung dieses Szenarios.