Der französische Sport-Radio-Sender RMC Sport, der tagtäglich ohne Musik-Pause von 16 bis 24 Uhr über Fußball diskutiert, stellte zuletzt die provokante Frage: Ist Neymar der größte Flop der Fußball-Geschichte? (NEWS: Alle aktuellen Infos zur Ligue 1)
Neymar - der größte Flop?
In Anbetracht seines exorbitanten Gehalts (36 Millionen Euro netto pro Saison) und seiner teilweise dürftigen Leistungen in den vergangenen Spielzeiten ist die Frage durchaus berechtigt vor den beiden Achtelfinalspielen in der Champions League gegen den FC Bayern (das Hinspiel am Dienstag ab 21 Uhr im SPORT1-Liveticker).
Fünfeinhalb Jahre nach seinem Wechsel vom FC Barcelona zu Paris Saint-Germain für die Rekordsumme von 222 Millionen Euro hat sich dieser spektakuläre Transfer zumindest rein sportlich nicht gelohnt.
Bis auf das Finale gegen den FC Bayern (0:1) im August 2020 sowie das Halbfinale 2021 gegen Manchester City kam PSG nie über das Achtelfinale hinaus.
Und in den entscheidenden Spielen war Neymar häufig gar nicht dabei. 2018 und 2019 schlug er sich mit seinem lädierten rechten Knöchel herum, 2021 folgten Adduktorenbeschwerden und vergangene Saison war er am linken Knöchel verletzt.
Neymar wieder angeschlagen - mental und pysisch
Auch vor den Duellen gegen die Bayern ist Neymar angeschlagen - mental und physisch.
Das Viertelfinal-Aus mit Brasilien bei der WM in Katar gegen Kroatien hängt ihm noch immer nach. Auch die Sprunggelenkverletzung, die er sich vor der WM zugezogen hatte, bereitet Neymar weiter Probleme. Für die WM hatte er sich fitspritzen lassen. Nun muss er sich ständigen Behandlungen unterziehen und verspürt nach wie vor starke Schmerzen.
Die Hinrunde mit PSG verlief für Neymar noch wie in einem Märchen, endlich konnte er sein Potential voll ausschöpfen. Doch seit der WM ist er wieder in ein Leistungsloch gefallen. (DATEN: Ergebnisse und Spielplan der Ligue 1)
„Neymar hat im Herbst nur dermaßen performt, weil er das Ziel WM im Kopf hatte und in Katar absolut topfit ankommen wollte, was ihm auch schließlich gelang“, sagte Jérome Rothen, zwischen 2004 und 2010 selbst bei PSG aktiv und heute Moderator bei RMC Sport.
„Nun ist die WM vorbei, von dieser herben Enttäuschung muss er sich erstmal erholen, aber vielleicht kommt die Champions League und das Duell gegen den FC Bayern zum richtigen Zeitpunkt.“
Mbappé für Bayern-Kracher fit?
Möglicherweise kann der Brasilianer dann auf die Unterstützung von Kylian Mbappé setzen. Wie die L‘Équipe am Sonntag berichtet, hat Kylian Mbappé am Mittag bereits wieder einen Teil des Mannschaftstrainings absolviert - und könnte nun doch am Dienstag im Hinspiel des Champions-League-Achtelfinals gegen den FC Bayern zur Verfügung stehen!
In der Königsklasse sprechen die Zahlen durchaus für Neymar. In 40 Partien mit PSG in der Champions League erzielte er 22 Treffer und gab 17 Vorlagen.
Aber beim Achtelfinal-Aus von PSG am vergangenen Mittwoch bei Olympique Marseille (1:2) im Coupe de France wirkte er alles andere als fit.
„Dadurch, dass die WM nun vorbei ist, droht die Gefahr, dass Neymar nur noch ein durchschnittlicher Spieler wird“, sagte Jean-Michel Larqué, französischer Star aus den 80er Jahren und heute Experte bei RMC Sport.
Neymar? „Was für eine Verschwendung“
Larqué fügte hinzuu: „Sicherlich ist er ein fantastischer Spieler, der aber viel zu selten die Erwartungen erfüllt, weil er sein Potential zu selten ausschöpft. Was für eine Verschwendung. Da kann man nur den Kopf schütteln. Ich habe nun die Befürchtung, dass er nicht mehr den Hunger und den Willen hat über sich hinauszuwachsen.“
Neymar „tut nicht einmal mehr, als ob“ schrieb die französische Sport-Zeitung L‘Équipe in Bezug auf dessen jüngste Leistungen.
Auch für das Binnenklima soll Neymar nicht gerade förderlich sein. Bei der PSG-Pleite in Monaco soll er „im Mittelpunkt von Spannungen“ zwischen Spielern und Trainerstab gestanden haben, wie die L‘Équipe schreibt.
Innerhalb der Mannschaft sollen laut den Berichten aus Frankreich vor allem Hugo Ekitiké und Vitinha den Zorn von Neymar auf sich gezogen haben, zudem herrsche zwischen Neymar, Marquinhos sowie Sportdirektor Luis Campos großer Ärger.
Neymar-Feier sorgt für Wirbel
Doch damit nicht genug. Wie RMC Sport kürzlich berichtete, soll er zuletzt mit einer ausufernden Geburtstagsfeier für Wirbel gesorgt haben. Der Pariser Bürgermeister Luc Wattelle soll wegen „wiederholter Störung der öffentlichen Ordnung“ sogar eine Anzeige bei der Staatsanwaltschaft eingereicht haben.
Wattelle, der in der Nähe von Neymars fünfstöckiger Villa im Pariser Vorort Bougival lebt, bedauere diesen Schritt, erachte ihn aber wegen des fehlenden Dialogs mit dem Brasilianer als notwendig. Die Umstände und vor allem der Lärm der Feier am 5. Februar zu Ehren von Neymars 31. Geburtstags sollen laut Le Parisien auch von weiteren Nachbarn als „ungemein störend“ empfunden worden sein, wodurch die Anwohner „sehr verärgert“ gewesen sein sollen.
All diese negativen Schlagzeilen um den brasilianischen Edeltechniker sind zum absoluten Störfaktor in Paris geworden, wo seit der Ankunft der katarischen Investoren ein Ziel über allen anderen steht: Der Gewinn der Champions League.
Beim Kracher gegen die Bayern am Dienstag ist es an Neymar, endlich wieder Taten auf dem Platz sprechen zu lassen.