In einer der schmerzlichsten Stunden seiner ruhmreichen Karriere zeigte Robert Lewandowski wahre Größe. Nach dem „Abstieg“ des großen FC Barcelona in die zweitklassige Europa League trottete der schwer geknickte Weltfußballer in die Kabine des FC Bayern und gratulierte seinen feiernden Ex-Kollegen artig zum Gruppensieg (FC Bayern: Was Robert Lewandowski in der Bayern-Kabine machte).
Hat sich Lewandowski verspekuliert?
Trost fand er dort nicht. Zu tief saß der Frust beim ehrgeizigen Polen, zu sehr musste ihn die Frage quälen: Hab‘ ich mich verspekuliert (Champions League: Lewandowski leidet, Bayern lassen Muskeln spielen - souveräner Sieg gegen Barcelona, Gruppensieg)?
„Bist du sicher, dass du kein Heimweh hattest?“, stichelte das katalanische Sportblatt Mundo Deportivo in Richtung des „verzweifelten“ Stürmerstars.
„Es schmerzt“
Trainer Xavi sprach von einer „Ohrfeige“ für das hoch ambitionierte Barca, einem „Schlag“, einer „Schande“ und einer „großen Enttäuschung“. Nationaltorwart Marc-Andre ter Stegen meinte: „Es schmerzt“ - vor allem Lewandowski (Ter Stegen nach FC-Bayern-Sieg gegen Barcelona bedient und trotzig: „Tut schon weh“).
Nach acht überaus erfolgreichen Jahren hatte er im Sommer seinen geräuschvollen Abschied aus München provoziert. Doch während die Bayern als einer der Titelfavoriten in die K.o.-Phase gehen, verpasste „Lewy“ erstmals seit der Saison 2011/12 (mit Dortmund) das Achtelfinale - und muss wie zuletzt 2010/11 im „Cup der Verlierer“ ran (NEWS: Alle aktuellen Infos zur Champions League).
Die Zeitung Sport sah ein „Scheitern auf ganzer Linie“ des mit Dutzenden Transfermillionen teuer aufgehübschten Kaders und klagte: „Europa hat jeglichen Respekt vor Barca verloren.“ Der hoch verschuldete Klub, der stets mit dem Viertelfinale plant, eile in der Königsklasse „von Katastrophe zu Katastrophe“, die bloße Erwähnung der Champions League löse bei den Fans „Nesselsucht“ aus.
Presse spottet - Laporta stützt Xavi
Doch auch in der Europa League war nach dem „Abstieg“ im vergangenen Jahr gegen Frankfurt schon im Viertelfinale Endstation. (NEWS: Alle aktuellen Infos zur Champions League)
„Ciao. Kaputt“, titelte Mundo Deportivo mit einem Foto des hadernden Lewandowski, der kein einziges Mal aufs Tor geschossen hatte, und urteilte, der FC Bayern sei „Lichtjahre entfernt“. AS berichtete von einer „Nacht des Terrors“.
Marca, Hausblatt von Erzrivale Real Madrid, zündelte genüsslich: Die Münchner hätten Trainer Xavi „nackig gemacht“, die Pleite müsse „Konsequenzen haben“ (Pressestimmen zur Champions League - „Bayern zieht Barca wieder nackt aus“).
Joan Laporta stützte den Coach, obwohl dieser keines der großen Spiele gegen die Bayern (0:2/0:3), Inter Mailand (0:1, 3:3) oder Real (1:3) gewann. Und das trotz sündteurer Zugänge wie Lewandowski oder der Supertalente Gavi, Pedri und Ansu Fati. „Wir wussten, dass es in dieser Zeit des Wiederaufbaus Höhen und Tiefen geben würde“, sagte der Präsident.
Xavi: „Champions League war grausam zu uns“
Xavi wirkte ratlos. „Davon müssen wir uns erstmal erholen“, sagte er blass, „die Champions League war grausam zu uns, wir gehen mit einem schlechten Gefühl“.
Die geduldigen Fans, die „Lewy“ und Co. mit Applaus verabschiedet hatten, bat er, weiterhin „an die Mannschaft zu glauben“. Ja, Barca sei raus, „aber wir können die Europa League, La Liga, den Pokal und den Supercup gewinnen“. Für einen Ehrgeizling wie Lewandowski sind das nur Trostpreise. (DATEN: Ergebnisse und Spielplan der Champions League)