Ausrufezeichen auf dem Rasen, aber Ausschreitungen auf den Rängen: Die deutlich verbesserten Europa-League-Sieger von Eintracht Frankfurt haben im Hexenkessel Stade Velodrome einen kühlen Kopf bewahrt und sich in der Königsklasse zurückgemeldet. Das Team von Trainer Oliver Glasner sicherte sich nach der verpatzten Premiere durch das 1:0 (1:0) bei Olympique Marseille den ersten Champions-League-Dreier der Vereinsgeschichte.
Frankfurt siegt im Hexenkessel von Marseille
Die Frankfurter hielten dem Druck im Duell der Verlierer des ersten Spieltags nach der Auftaktpleite gegen Sporting Lissabon (0:3) stand und dürfen dank Jesper Lindström (43.) auf ihrer Traumreise weiter aufs Achtelfinale hoffen. Auf die Hessen wartet nun der "Doppelpack" gegen Tottenham Hotspur mit Starstürmer Harry Kane, zunächst steht am 4. Oktober das Heimspiel gegen den Favoriten an.
Rund um das Hochrisikospiel in Marseille herrschte allerdings eine extrem aufgeheizte Stimmung. Außerhalb des Stadions kam es im Vorfeld zu mehreren Festnahmen, im Stade Velodrome setzten sich die Ausschreitungen fort. Beide Fanlager schossen Pyrotechnik und zündeten Böller - auch während des Spiels. Deutsche Anhänger sollen laut der Präfektur zudem den Hitlergruß gezeigt haben. Für den Eintracht-Anhang hatte es in der Hafenstadt strikte Einschränkungen und Aufenthaltsverbote gegeben.
Auf dem Rasen musste Glasner im ersten Champions-League-Auswärtsspiel der Vereinsgeschichte sein System aufgrund von mehreren Ausfällen wieder auf Dreierkette umstellen. Routinier Makoto Hasebe rückte als Abwehrchef ins Zentrum, Kapitän Sebastian Rode saß nach überstandener Oberschenkelverletzung zunächst auf der Bank.
Vor ohrenbetäubend lauter Kulisse erwischte Frankfurt einen guten Start und zeigte sich deutlich griffiger im Vergleich zum enttäuschenden Auftritt gegen Wolfsburg (0:1) in der Liga. Randal Kolo Muani (5.) setzte per Kopf früh das erste Zeichen, ehe sich nach dem Abschluss von OM-Angreifer Alexis Sanchez (12.) das erwartet umkämpfte und intensive Spiel entwickelte.
Lange fehlten gegen den Zweiten der Ligue 1 aber die klaren Torchancen bei den Hessen, die in der Europa League vor vier Jahren in Marseille gewonnen (2:1) hatten. Kurz vor der Halbzeit landete der Ball jedoch über Umwege bei Lindström, der aus elf Metern den Ball eiskalt zur Pausenführung einschob.
Im zweiten Durchgang verdiente sich die SGE die Führung. Lindströms Kracher aus spitzem Winkel streifte die Latte (54.). Dann tauchte Ansgar Knauff (57.) halblinks völlig frei im Strafraum auf, sein Querpass in aussichtsreicher Position war dann aber zu ungenau. Nach einer Stunde wechselte Marseille dreifach und läutete damit die Schlussoffensive ein.
Die Franzosen riskierten in der umkämpften Schlussphase zwar mehr. Kolo Muani (75.) verpasste aber frei die Entscheidung für Frankfurt, Daichi Kamada stand beim zweiten Treffer dazu im Abseits (79.).