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FC Bayern vs. Inter Mailand: Wunder von San Siro: - als Matthäus in der Kabine heulte

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FC Bayern vs. Inter Mailand: Wunder von San Siro: - als Matthäus in der Kabine heulte

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Als Matthäus in der Kabine heulte

Anlässlich zum anstehenden Duell zwischen Bayern München und Inter Mailand blickt SPORT1 zurück, als sich die beiden Klubs 1988 im Europapokal gegenüberstanden. Als Lothar Matthäus nach dem Wunder vom San Sairo „in der Kabine heulte“.
Nach seinem viel diskutierten Wechsel von Borussia M'Gladbach zum FC Bayern geht die Erfolgsgeschichte von Lothar Matthäus erst richtig los.
Anlässlich zum anstehenden Duell zwischen Bayern München und Inter Mailand blickt SPORT1 zurück, als sich die beiden Klubs 1988 im Europapokal gegenüberstanden. Als Lothar Matthäus nach dem Wunder vom San Sairo „in der Kabine heulte“.

An das Giuseppe Meazza-Stadion im Mailander Stadtteil San Siro gelegen und im Volksmund auch nach diesem benannt, hat Rekord-Nationalspieler Lothar Matthäus vorwiegend wunderbare Erinnerungen.

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Hier wurde er mit Inter Mailand 1991 Uefa-Cup-Sieger, hier feierte er mit der Nationalmannschaft auf dem Weg zum WM-Titel 1990 rauschende Feste, hier schoss er im Auftaktspiel der WM das Tor des Jahres (1990 gegen Jugoslawien).

Aber es gibt einen Tag, den er am liebsten aus dem Gedächtnis streichen würde. Am 7. Dezember 1988 vergoss er nach einer Niederlage gegen seinen Ex-Klub Bayern bittere Tränen.

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Die Bayern indes feierten das Wunder von San Siro, woran sich alle, die es erlebten, vor der Neuauflage am Mittwoch in der Champions League immer noch gern erinnern.

Herbst 1988. Deutschland ist zweigeteilt, die Mauer steht noch und Bayern München ist mal nicht Deutscher Meister. Aber auf dem besten Weg dahin, im zweiten Jahr unter Jupp Heynckes läuft es wie geschmiert.

Nach einem 3:1 bei Bayer Uerdingen titelt die Münchner tz: „Inter kann kommen.“ Inter Mailand kommt in der Tat – am 23. November zum Hinspiel im Olympiastadion im Achtelfinale des Uefa-Pokals (heute Europa League). In den mussten die Bayern als Zweiter hinter Werder Bremen notgedrungen einziehen.

„Es geht auch ums Image.“

Nun wollen sie ihn wenigstens gewinnen. Heynckes freut sich: „Hier treffen nicht nur die Spitzenreiter der deutschen und der italienischen Liga aufeinander, es geht auch ums Image.“

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Es ist ein Duell von besonderer Brisanz. Denn im Sommer 1988 sind die Nationalspieler Lothar Matthäus und Andy Brehme keineswegs im Guten von München nach Mailand zu Trainer Giovanni Trapattoni gewechselt. Im Vorfeld gibt es das obligatorische Ballyhoo.

Bayern-Kapitän Klaus Augenthaler sagt über Matthäus: „Ich werfe ihm heute noch vor, dass er bei uns nicht immer seine Stärken gezeigt hat. In vielen wichtigen Spielen hat er sich feige versteckt. Natürlich wollen wir ihm nun zeigen, dass es ohne ihn besser geht.“

Matthäus kontert: „Ich habe mit niemandem eine Rechnung offen. Wenn jemand meint, eine mit mir offen zu haben, interessiert mich das nicht.“ Zu einem Wiedersehen mit einem seiner wenigen Freunde bei Bayern, Hansi Flick, kommt es nicht. Der aktuelle Bundestrainer wird am Vortag wegen eines Außenbadrisses im Sprunggelenk operiert.

Es ist das allererste Duell dieser beiden Klubs von mittlerweile sieben im Europapokal. In Mailand gab es drei, Bayern gewann immer (!). Nicht aber das Finale der Champions League im Mai 2010 in Madrid, es endete 2:0 für Inter. Genau wie die Premiere vom 23. November 1988, nach der alle Luft bereits heraus zu sein scheint.

Rückspiel wird nicht im TV gezeigt

Ein abgezocktes Inter gewinnt vor 70.000 in München trotz eines unauffälligen Matthäus souverän durch Tore von Aldo Serena (73.) und Nicola Berti (80.) und wird gefeiert: „Inter war noch nie so groß. Die Bayern wurden gedemütigt“, schreibt die Gazzetta dello Sport.

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Das Rückspiel am 7. Dezember ist im Grunde nur eine Formalität, Jupp Heynckes spricht von „minimalen Chancen“ und diesmal gibt es im TV im Gegensatz zum Hinspiel keine Liveübertragung, sondern nur eine Aufzeichnung. Ein fataler Irrtum.

Dieser Mittwoch nach Nikolaus geht als Wunder von San Siro in die Bayern-Historie ein. Manager Uli Hoeneß kündigt es auf der Weihnachtsfeier drei Tage zuvor schon an: „Nach dem 0:2 ist ein 3:1 nicht utopisch.“ Extraprämien gibt es aber nicht, pro Spieler winken 12.000 DM.

Die Mailänder sind im Kopf schon durch, Brehme sagt: „Wir kommen sicher weiter. Nur Verrückte können sich eine so sichere Qualifikation entgehen lassen.“ Sein Optimismus wird durch den Startrekord von 15:1 Punkten in der Serie A genährt.

Es ist nicht die Spannung, die die 75.000 an jenem Dezemberabend ins San Siro treibt, es ist die Aussicht auf einen angenehmen Fußballabend dessen Sieger schon feststeht. Es kommt anders, ganz anders. Heynckes motiviert die Spieler mit der Aussage von Kölns Trainer Christoph Daum, dessen Team auch im Wettbewerb steht.

Matthäus „heulte in der Kabine“

Der sagt: „Ich wünsche mir Inter als nächsten Gegner.“ Eine halbe Stunde verwalten die Gastgeber um die Weltmeister von 1982, Giuseppe Bergomi und Franco Baresi, den Vorsprung und Brehme lässt sich leicht angeschlagen auswechseln.

Dann schlagen die Bayern zu: drei Tore binnen acht Minuten durch Roland Wohlfarth (33.), Klaus Augenthaler (37.) per Kopf und Jürgen Wegmann (41.) stellen die Weichen auf Viertelfinale, Serenas 1:3 (45.) wird das nicht mehr ändern.

Denn nach der Pause hält Raimond Aumann wie ein Weltmeister, pariert vier Großchancen, darunter eine von Matthäus und darf sich von Heynckes „eine Weltklasseleistung“ attestieren lassen.

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Dass die Verlierer ihren Frust im Kabinengang rauslassen und Augenthaler noch ein paar Tritte von Zenga und Bergomi einstecken muss? Die Bayern können es verkraften, das ist eben Europapokal. Matthäus aber „heulte in der Kabine“, wie die tz titelt. Corriere dello Sport lästerte: „Der einzige Deutsche, der nicht in Form war, spielte bei Inter.“

„Lothar hat mit Anstand verloren.“

Doch es gibt nicht nur Spott und Schadenfreude für den Ex-Bayern, der 1992 für weitere acht Jahre nach München zurückehren sollte. Aumann berichtet: „Er hat mir die Hand gegeben und gratuliert. Das fand ich stark. Lothar hat mit Anstand verloren.“

Aber weh tat es doch. Bayern feierte den Triumph ausgelassen, Präsident Fritz Scherer ordert auf dem Bankett noch 100 Flaschen Wein, „damit die Feier nicht auf ihrem Höhepunkt abgebrochen werden musste“ (Frankfurter Abendpost/Nachtausgabe).

Bayerns Europacup-Reise endet im Halbfinale, als eine andere italienische Mannschaft Endstation ist. Diego Maradona rächt im Dress des SSC Neapel seinen Freund Matthäus.