Insgesamt 238 Verletzte, 105 Menschen in Gewahrsam, davon 39 länger in Haft.
Liverpool-Star attackiert UEFA
Das ist die traurige Bilanz der französischen Behördenrund um das Fan-Chaos beim Champions-League-Finale zwischen dem FC Liverpool und Real Madrid (0:1) Das teilte die Pariser Polizei mit. Bei den Verletzungen habe es sich um leichte Blessuren gehandelt.
Das englische Boulevardblatt The Sun ätzte angesichts des harten Vorgehens der Polizei mit Tränengas und Pfefferspray auch gegen Familien mit Kindern vom „Stade de Farce“, die spanische AS dagegen sah „Horden von Barbaren“.
Der französische Innenminister Gérald Darmanin schrieb bei Twitter, dass sich tausende britische Fans ohne oder mit falschen Tickets den Eintritt ins Stadion erzwungen und teilweise dabei auch Ordnungskräfte angegriffen hätten.
Allerdings wurde auch vielen Fans, die im Besitz reguläre Karten waren, der Einlass verwehrt, wie etwa Liverpool-Verteidiger Andy Robertson verriet.
„Es war schrecklich für unsere Fans und unsere Familien“
„Einem meiner Kumpels wurde gesagt, dass es eine Fälschung sei, aber ich versichere Ihnen, das war es nicht. Es war wirklich ein großes Chaos“, sagte der Linksverteidiger der BBC.
„Dass Tränengas auf Menschen geworfen wurde, war inakzeptabel“, so Robertson weiter. „Es war schrecklich für unsere Fans und Familien, die das miterlebt haben. Es war kein schönes Erlebnis, kein schönes Endspiel, zu dem man kommt. Die Champions League sollte ein Fest sein, aber das war es nicht.“
Am Abend reagierte auch die UEFA in einem Statement. Im Vorlauf der Begegnung seien die Eingänge hinter der Liverpool-Kurve „von Tausenden Fans blockiert“ worden, „die gefälschte Tickets erworben hatten, welche in den Drehkreuzen nicht funktionierten“, teilte die der Verband noch am Abend mit. (BERICHT: Lineker tobt! „Absolutes Gemetzel“)
„Als die Menge vor dem Stadion auch nach dem Anpfiff noch anwuchs, löste die Polizei sie mit Tränengas auf“, teilte die UEFA weiter mit. Man habe „Mitgefühl für die Betroffenen“ und werde die Angelegenheit mit allen Beteiligten analysieren. (BERICHT: So chaotisch war die Lage beim CL-Finale)
Liverpool fordert offizielle Untersuchung
Der FC Liverpool zeigte sich in einer ersten Reaktion noch während des Spiels „sehr enttäuscht vom Zusammenbruch der Sicherheitszone“ rund um das Stadion: „Dies ist das größte Spiel im europäischen Fußball, die Fans sollten diese Szenen nicht erleben müssen.“
Der Klub habe bereits eine offizielle Untersuchung gefordert. (NEWS: Alle aktuellen Infos zur Champions League)
Die Fans treffe „keine Schuld“, hieß es von der Organisation Football Supporters Europe, was die Merseyside Police bestätigte: Die Anhänger hätten sich „vorbildlich“ verhalten, hieß es von als Beobachtern mitgereisten Beamten.
Etwa eine halbe Stunde vor dem geplanten Anpfiff (21.00 Uhr) hatte sich die zunächst friedliche Atmosphäre rund um das Stade de France verändert.
Beim Einlass der Liverpool-Fans gab es große Probleme, Tausende standen draußen, skandierten „open the gates“ („Öffnet die Tore“). Auf den Tribünen zeigten sich auch um 21.15 Uhr noch deutliche Lücken.
Polizei setzt Tränengas ein
Die Polizei begann in dieser Phase, außerhalb der Arena Tränengas einzusetzen, um „Eindringlinge abzuwehren“, wie die Behörden mitteilten.
Die Beamten und der Sicherheitsdienst versuchten, Fans ohne Tickets im Stadionumlauf ausfindig zu machen. Es gab zudem Bilder von Fans, die Ordnerketten durchbrechen und über Zäune klettern. (DATEN: Ergebnisse und Spielplan der Champions League)
Auch nach Spielbeginn kehrte vor den Toren keine Ruhe ein, noch um kurz vor 22.00 Uhr wurde erneut Tränengas eingesetzt. „Diese Menschen versuchen, ins Stadion zu gelangen und Plätze zu stehlen“, sagte ein Beamter der Nachrichtenagentur AFP. Ob Personen verletzt wurden, war zunächst nicht bekannt.
Die UEFA hatte um 21.20 Uhr schließlich ihre Eröffnungsshow begonnen, Schiedsrichter Clement Turpin (Frankreich) gab das Spiel 17 Minuten später frei. Zu diesem Zeitpunkt war die Liverpool-Kurve fast vollständig gefüllt.
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Mit Sport-Informations-Dienst (SID)