Das Warten hat ein Ende!
Wird er zu Liverpools X-Faktor?
Am Samstagabend ist es endlich so weit - das Finale der Champions League steigt im Stade de France in Paris.
Und die Fußball-Fans aus aller Welt dürfen sich dabei auf ein wahres Spektakel gefasst machen. Mit dem FC Liverpool und Real Madrid treffen zwei absolute Hochkaräter des europäischen Fußballs aufeinander. Zwei Mannschaften, bei denen ein torreiches Spiel fast schon vorprogrammiert ist.
Die Reds haben in der laufenden Champions-League-Saison satte 30 Tore geschossen und dabei nur 13 kassiert. Insgesamt verloren sie nur ein Spiel. Gegen Inter Mailand musste Real im Achtelfinal-Rückspiel eine 0:1-Niederlage hinnehmen. Eine Wahnsinns-Bilanz, die auch dem deutschen Trainer Jürgen Klopp zuzuschreiben ist, der seit seiner Ankunft 2015 den Verein wachgeküsst und zu einer Weltklasse-Mannschaft geformt hat. (NEWS: Alle aktuellen Infos zur Champions League)
Ein brisantes Duell mit Vorgeschichte
Trotzdem könnte die Aufgabe für die Liverpooler im Finale nicht schwerer sein. Das Team von Klopp trifft auf DIE Champions-League-Mannschaft des letzten Jahrzehnts. Seit 2012 standen die Königlichen insgesamt viermal im Finale - und gewannen alle vier Endspiele um die Krone Europas. Zwischen 2016 und 2018 holten sie sogar dreimal hintereinander den Henkelpott - Rekord!
Und dieses Jahr bietet das Duell noch einiges an zusätzlicher Brisanz. Der letzte Titel für Real datiert aus dem Jahr 2018. Finalgegner damals war kein Geringerer als der FC Liverpool. Das Finale wurde jedoch überschattet von einigen fragwürdigen Schiedsrichterentscheidungen zu Gunsten Reals. (DATEN: Ergebnisse und Spielplan der Champions League)
Damals setzte Real-Kapitän Sergio Ramos den besten Spieler Liverpools, Mohamed Salah, schon nach 30 Minuten außer Gefecht. Der Ägypter musste nach einem rüden Foul des Spaniers verletzt ausgewechselt werden. Auch Torhüter Loris Karius machte Bekanntschaft mit Ramos‘ Härte, zeigte sich nach einem Kontakt mit dem beinharten Innenverteidiger verwirrt und benommen.
Die X-Faktoren
Die Reds sinnen also auf Revanche und sind aktuell das formstärkste Team Europas. Beide Mannschaften treten in Bestbesetzung an. Dabei werden die Augen der Zuschauer zum größten Teil auf die Superstars wie Karim Benzema, Luca Modric oder David Alaba auf Real-Seite, und Mohamed Salah, Sadio Mané und Virgil van Dijk auf Liverpool-Seite gerichtet sein.
Doch in der zweiten Reihe stehen mit Vinicius Junior (Real Madrid) und Luis Diaz (FC Liverpool) Spieler, die mindestens genauso wichtig sind und sich im Finale als X-Faktor für den Titelgewinn herauskristallisieren könnten.
Beide waren im Endspiel 2018 noch nicht Teil ihrer aktuellen Vereine, können somit unbelastet und frei von jeglicher Vorgeschichte aufspielen. Sowohl Diaz als auch Vinicius bekleiden die Position des linken Stürmers und erwiesen sich auf dem Weg ins Finale bereits als äußerst wichtiges Puzzlestück.
Der Neuankömmling
Speziell der Kolumbianer Diaz brachte Liverpool im Halbfinale gegen Bayern-Schreck Villarreal nach 0:2-Halbzeitrückstand nach seiner Einwechslung das nötige Selbstvertrauen um das Spiel zu drehen und war der Garant für den Einzug ins Endspiel. Zudem erzielte er mit seinem Tor den 3:2 entstand.
Das ist überaus beeindruckend, wenn man bedenkt, dass der 25-Jährige erst Ende Januar als Wintertransfer vom FC Porto zu Liverpool stieß. Nicht selten benötigen Spieler aus anderen Ligen wesentlich länger Zeit, um sich im Team zurechtzufinden und sich zu akklimatisieren.
Doch Diaz ist bereits jetzt ein Unterschied-Macher bei den Reds, entwickelte sich innerhalb weniger Monate zu einem festen Bestandteil der Mannschaft und steuerte in 13 Liga-Partien vier Tore und drei Assists bei. Das bringt auch seinen deutschen Trainer zum Schwärmen.
„Von diesen Spielern erwartet man normalerweise nicht sofort Wunder. Aber er ist nicht weit davon entfernt, genau das zu schaffen“, sagte Klopp im März bei Sky Sports über seinen technisch hoch versierten Neuzugang. Mit seinem Tempo und seiner Durchsetzungsfähigkeit passt er perfekt ins Kloppsche System und formte das starke Offensiv-Quartett um Mohamed Salah, Sadio Mané, Diogo Jota und Roberto Firmino kurzerhand zum neuen Quintett um.
Der Verbesserte
Vinicius Junior steht dem in nichts nach. Der Brasilianer flitzte die linke Seite von Real unermüdlich rauf und runter, gab auch bei scheinbar aussichtslosen Situationen nie auf und riss mit seinen Tempo-Dribblings und Offensiv-Aktionen immer wieder Lücken in die gegnerische Abwehr. Das entscheidende Tor zum 3:2 von Benzema in der Verlängerung des Viertelfinal-Rückspiels gegen den FC Chelsea bereitete er mustergültig vor.
Bei Vinicius Junior und Benzema scheint der Knoten dieses Jahr endlich geplatzt zu sein. Mit ihrem Zusammenspiel verzücken die beiden Offensiv-Akteure regelmäßig das altehrwürdige Estadio Santiago Bernabéu in Madrid. Das war in der Vergangenheit aber nicht immer so.
Erst vergangenes Jahr, beim Champions-League-Duell mit dem Bundesligisten Borussia Mönchengladbach, hatte Benzema im Kabinentrakt seinem Mitspieler Ferland Mendy geraten, nicht mehr zu Vinicius abzuspielen. „Bruder, spiel nicht zu ihm. Beim Leben meiner Mutter, er spielt gegen uns“, soll er seinem Landsmann zugeflüstert haben.
Doch seitdem ist viel passiert, vor allem aber hat der Brasilianer seine Leistungen auf ein neues Niveau gehoben. In zwölf Champions-League-Partien kann er zehn Torbeteiligungen vorweisen, in La Liga sind es bei 35 Einsätzen sogar 30 Torbeteiligungen. Außerordentliche Statistiken für einen jungen Spieler von 21 Jahren.
Die Helden aus der zweiten Reihe
Sowohl Diaz als auch Vinicius haben diese Saison Außergewöhnliches geleistet und könnten ihre Saisonleistung nun mit dem ultimativen Triumph krönen. Real will den fünften Titel in zehn Jahren und fünf Endspielen klarmachen, Liverpool will Revanche für das unglücklich verlorene Finale von 2018 nehmen.
Eine Geschichte, wie gemacht für das wichtigste Spiel der Saison und zwei Protagonisten, die aus der zweiten Reihe hervortreten und zum Helden von ganz Europa werden können.