Für beide Teams geht es wieder bei Null los, wenn am heutigen Dienstag der FC Bayern den FC Salzburg im Achtelfinal-Rückspiel in der Champions League empfängt (Champions League: FC Bayern - FC Salzburg, ab 21 Uhr im LIVETICKER).
Stöger: “Drei Dinge“ gefährden Bayern
Doch schon im Hinspiel stockte der Motor der Münchner. Die Partie endete 1:1. Da die Auswärtstor-Regel nicht mehr gilt, ist das eine durchaus knifflige Ausgangslage für den deutschen Rekordmeister. (DATEN: Ergebnisse und Spielplan der Champions League)
Doch wie können die Österreicher den Bayern, die in dieser Saison ihre Souveränität aus vergangenen Jahren immer wieder vermissen ließen, gefährlich werden?
Stöger: „Drei gravierende Dinge“ gefährden Bayern
“Die Bayern müssen extrem aufpassen, vor allem auf Umschalt-Situationen, Salzburgs Tempo in der Spitze und auf Standards. Das sind die drei gravierenden Dinge, auf die Bayern achten muss. Geschwindigkeit hat Salzburg im Offensivbereich eine Menge“, sagt Peter Stöger im Gespräch mit SPORT1. „Die Schnelligkeit, aggressives, offensives Verteidigen und gefährliches Spiel in die Tiefe sind Salzburgs größte Stärken.“
Der Österreicher startete 2005 seine Trainerkarriere bei Austria Wien. In Deutschland war Stöger vier Jahre Trainer beim 1. FC Köln (2013 bis 2017) und danach ein halbes Jahr bei Borussia Dortmund.
Von 2019 bis 2021 arbeitete er bei Austria Wien als Trainer und Sportlicher Leiter in Personalunion. Zuletzt trainierte der 55-Jährige den ungarischen Traditionsverein Ferencvaros Budapest. (NEWS: Alle aktuellen Infos zur Champions League)
Aktuell arbeitet Stöger als TV-Experte für Sky Österreich und wird am Dienstagabend auch in der Allianz Arena zugegen sein.
Stöger: „Sie haben als Mannschaft Probleme…“
In der Funktion macht er sich natürlich Gedanken darüber, wie die Bayern zu knacken sind. „Ich weiß nicht, ob nur die Abwehr in dieser Saison Bayerns Schwachstelle ist. Sie haben als Mannschaft Probleme bei Kontern und Umschaltsituationen der Gegnern“, meint der frühere österreichische Nationalspieler.
„Wenn es schnell geht, schauen die Defensive und die Sechs bei den Münchnern nicht so wahnsinnig gut aus. Sie brauchen dann Unterstützung. Im Verbund hat es in dieser Runde einige Spiele gegeben, wo es nicht funktioniert hat.“ Bestes Beispiel war das 2:4 beim VfL Bochum.
Unterstützung benötigte in dieser Spielzeit schon das eine oder andere Mal Dayot Upamecano, der im vergangenen Sommer als großer Hoffnungsträger und Stabilisator für die Abwehr von RB Leipzig nach München geholt wurde.
„Upamecano hat Tempo, keine Frage, aber ab und zu ist da auch der eine oder andere Stellungsfehler bei ihm dabei“, urteilt Stöger über den 24-Jährigen. „Es ist für ihn auch ein anderes Spiel bei Bayern als in Leipzig zuvor. Man muss ihm vielleicht noch etwas Zeit geben.“
Stöger: Zeit ist “Mangelware“ bei Bayern
Doch Zeit sei in München eher „Mangelware“. Der zentrale Abwehrbereich der Bayern wurde in den vergangenen Jahren radikal umgebaut. „Die arrivierteren Spieler wie David Alaba, Jerome Boateng oder Mats Hummels sind inzwischen alle weg, da kann es schonmal sein, dass es eine gewisse Zeit braucht, damit sich eine neue sattelfeste Abwehr einstellt“, meint Stöger.
Für Dienstagabend warnt Stöger die Verantwortlichen des Rekordmeisters. „Die Salzburger sind sicher der Außenseiter, aber sie sind dennoch gefährlich. Bayern darf sich nicht zu sicher sein. Ich würde jetzt nicht sagen, sie haben nichts zu verlieren. Aber jeder wird es als normal bewerten, wenn es die Bayern schaffen weiterzukommen.“
Und weiter: „Ich glaube aber, dass viele Fans und die Leute in Österreich auf einen richtig guten Tag der Salzburger spekulieren und dass die Bayern nicht an ihr Maximum kommen. Es kann eine Riesen-Überraschung geben.“
Ulmer ist Salzburgs Müller
Bei den Salzburgern gebe es „viele spannende Spieler“. Einen, auf den Stöger immer gerne schaut, ist Andreas Ulmer, der 36-Jährige trägt seit 2009 das Trikot der Salzburger.
„Ich bin überzeugt von ihm, weil ich ihn schon lange kenne, auch von meiner Zeit bei Austria Wien“, sagt Stöger. „Er ist nicht mehr der Jüngste, spielt aber seit Jahren auf hohem Niveau. Er ist für Salzburg das, was Thomas Müller für die Bayern darstellt.“
Ein weiteres Ass im Ärmel von Salzburgs Trainer Matthias Jaissle ist Karim Adeyemi, um dessen Dienste ab Sommer Borussia Dortmund intensiv wirbt.
„Adeyemi hat ebenfalls außerordentliche Qualität. Zuletzt bekam er auch die Möglichkeit, das zu zeigen. Er ist ein unglaublich schneller und gefährlicher Spieler im Strafraum mit einem guten Abschluss“, sagt Stöger, räumt aber ein: „Es prasselt momentan sehr viel auf den Jungen ein. Die Frage für mich ist, wie er weiter damit umgeht? Er ist noch wahnsinnig jung für das, was er mitschleppen muss. Und er macht das richtig gut.“
Ein Lob hat Stöger auch für Niklas Süle parat. Bayerns Innenverteidiger wird im Sommer ablösefrei zu Borussia Dortmund wechseln und zeigte sich zuletzt dankbar darüber, wie die Fans seine Entscheidung angenommen haben.
„Niklas Süle blüht neu auf und spielt überragend, seit er die Entscheidung getroffen und kundgetan hat“, findet Stöger. „Ich glaube. es war für ihn wichtig, das so zu machen. Süle hat wieder Ruhe in seinem Spiel, um seine Qualität auszuspielen.“
Wer spielt am Dienstagabend seine Qualitäten voll aus? „Ich denke, Bayern wird es machen“, sagt Stöger, „aber ich hoffe natürlich auf eine Überraschung.“