Renato Sanches der Ex-Mittelfeldspieler des FC Bayern steht zweifelsohne am Scheideweg seiner Karriere. Seit er Bayern München im August 2019 verlassen hat und bei Lille OSC einen Vierjahresvertrag unterzeichnet hat, ist er in seiner Entwicklung nicht voran gekommen.

Zwar wurde er immer wieder vom Verletzungspech verfolgt. Aber auch wenn er seine Chance erhielt, konnte er sie zu selten nutzen und das Vertrauen der Verantwortlichen aus dem Norden Frankreichs nur teilweise rechtfertigen. Diese hatten für ihn immerhin 25 Millionen Euro in die bayrische Landeshauptstadt überwiesen, eine Vereinsrekordsumme.

Zu seiner Verteidigung ist zu sagen, dass er von seinen Trainern, erst Christophe Galtier und nun Jocelyn Gourvennec auf allen möglichen Positionen im Mittelfeld aufgestellt wird: Mal vor der Abwehr, mal als Spielmacher oder gar auf den Flügeln. „Mein Potenzial schöpfe ich sicherlich am besten in der Mitte aus und nicht wenn ich so oft die Position wechseln muss“, beschwerte sich der Ex-Münchner zuletzt.

Mit verschiedenen Undiszipliniertheiten produzierte Sanches zudem immer wieder negative Schlagzeilen in den französischen Gazetten. Nach dem 1:1 bei Olympique Marseille vor fünf Wochen in der Ligue1 verlor er die Nerven, als er den OM-Anhängern als Reaktion auf die ständigen Provokationen den Mittelfinger zeigte.

Mehrfach kam er zu spät zum Training und wurde daraufhin mit einer Strafe belegt. „Renato muss noch ein Stück disziplinierter werden, auch als Persönlichkeit reifen“, erklärte Gourvennec zuletzt. „Er verfügt über ein unglaubliches Potenzial, das er aber öfter abrufen muss, wenn er in Zukunft noch zum großen Star werden möchte.“ (DATEN: Ergebnisse und Spielplan der Ligue 1)

Sanches und Yilmaz gerieten aneinander

Als der LOSC in der vergangenen Spielzeit die Sensation schaffte und Meister vor Paris Saint-Germain wurde, war immer von Keeper Mike Maignan (zum AC Mailand gewechselt) und seine Paraden, der Treffsicherheit von Burak Yilmaz oder der rasanten Entwicklung von Linksverteidiger Reinildo (nun bei Atlético Madrid) die Rede. Sanches dagegen galt selten als Garant dieser Erfolgsgeschichte.

Der portugiesische Nationalspieler wollte Lille bereits mehrfach verlassen und sorgte immer wieder für schlechte Laune in der Kabine. Auch auf dem Trainingsplatz kannte Sanches keine Freunde. Mehrfach ging es in Zweikämpfen im Training so hart zu, dass er und der aufgebrachte Yilmaz von den Mitspielern getrennt werden mussten, um eine Eskalation zu vermeiden.

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Im vergangenen Sommer war sich der Europameister von 2016 bereits mit dem FC Barcelona einig, ehe der damalige Barca-Coach Ronald Koeman sein Veto einlegte.

Die Bosse von Lille hatten gehofft, bis zu 35 Millionen Euro einzunehmen. Damit Sanches‘ Marktwert wieder diese Größenordnung erreicht, muss er nun in der Königsklasse liefern.

Die Verantwortlichen von Lille werden ihn trotz eines Vertrags bis 2023 am Ende der Saison ziehen lassen, vor allem, weil der Klub in der kommenden Saison mit großer Wahrscheinlichkeit international nicht dabei sein wird. (NEWS: Alle aktuellen Infos zur Ligue 1)

Sanches-Rückkehr vor dem CL-Achtelfinale

Nun aber wird er sehnsüchtig zurückerwartet. Punktgenau vor dem Highlight dieser Saison mit dem Achtelfinale in der Champions League gegen Titelverteidiger Chelsea (Champions League: FC Chelsea - OSC Lille, ab 21 Uhr im LIVETICKER) kehrt Sanches zurück, nachdem er seine Verletzung an der Leiste auskuriert hat. „Durch seine technischen Fähigkeiten, seine Spiel-Intelligenz und seine Erfahrung gehört Renato zu den Ankern unserer Mannschaft“, urteilte Gourvennec.

„Nun wird er eine wichtige Rolle einnehmen. Wenn er sowohl im Hin- als auch im Rückspiel eine Top-Leistung abliefert, dann bin ich absolut davon überzeugt, dass wir gegen Chelsea eine Chance haben werden, für die große Sensation zu sorgen.“