Selbst wenn man dem Internationalen Sportgerichtshof CAS eine Unparteilichkeit in höchstrichterlichen Fragen voraussetzen darf: Der Quasi-Freispruch für Manchester City ist ein Skandal.
Ein Schlag gegen ehrlichen Fußball
Über Jahre hat der Premier-League-Klub das höchste Gut mit Füßen getreten, das der Fußball zu vertreten hat: die bindenden Regeln, nach denen Fußballmannschaften auf der ganzen Welt gegeneinander antreten. Der Guardiola-Klub darf sich jetzt sogar bestätigt fühlen: Alles lief sauber. Für die UEFA ist das CAS-Urteil ein Schlag ins Gesicht.
Endlich hatte sich der europäische Fußballverband UEFA dazu durchringen können, einem prominenten Vertreter im Klubfußball Grenzen aufzuzeigen, und ManCity von der Champions League ausgeschlossen.
Die Botschaft sollte sein: Financial Fairplay ist mehr als eine buchhalterische Vorgabe. Financial Fairplay bedeutet: Die Spitzenmannschaften bekennen sich zu einem Regelwerk, das bei aller Ungleichheit, die im Profisport nicht zu vermeiden ist, ein Mindestmaß an Vernunft und Gleichberechtigung verlangt.
Nun lernt der Verband am Montag: Allein der Verdacht, dass mit dubiosen Geldströmen aus dem Mittleren Osten gemauschelt wurde, reicht nicht. Der Sportgerichtshof verlangt handfeste Beweise. Die sind im undurchsichtigen Geflecht globaler Geschäftsbeziehungen selten zu ermitteln.
UEFA steht als zahnloser Tiger da
Ein Fußballverband ist schlicht mit einer Aufgabe überfordert, die nicht einmal die zuständigen Staatsorgane selbst befriedigend erfüllen können. Manchester City hatte sich jedem Aufklärungsversuch verweigert. Das sagt eigentlich schon alles.
Die UEFA steht jetzt als zahnloser Tiger da. Jede Maßregelung in ihrer wahren Bedeutung steht nun unter dem Vorbehalt, dass der Sportgerichtshof CAS in Lausanne die Sanktion irgendwann einkassiert.
Wo die UEFA Selbstdisziplin provozierte, weil die Aussperrung von den Bühnen der Königsklasse drohte, greift jetzt der Manchester-Kapitalismus: Man darf wuchernd verbotenes Geld erheischen, woher auch immer - man darf sich nur nicht erwischen lassen. Die Argumentation von Gangstern klingt nicht anders.
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