Home>Fußball>Champions League>

Fc Bayern - Manchester United hat eine legendäre Vorgeschichte: Das irre Drama und die Folgen

Champions League>

Fc Bayern - Manchester United hat eine legendäre Vorgeschichte: Das irre Drama und die Folgen

{}
{ "placement": "banner", "placementId": "banner" }
{ "placeholderType": "BANNER" }

Bayerns schlimmste Niederlage

Den 26. Mai 1999 würde der FC Bayern am liebsten aus der Erinnerung löschen. Damals fügte Manchester United den Münchnern ihre schmerzhafteste Niederlage zu. Nun treffen die beiden Klubs wieder aufeinander.
Der 26. Mai 1999 ging in die Geschichte ein. Der FC Bayern führte bis zur 90. Minute im Champions-League-Finale gegen Manchester United mit 1:0. Doch dann passierte das Wunder.
Den 26. Mai 1999 würde der FC Bayern am liebsten aus der Erinnerung löschen. Damals fügte Manchester United den Münchnern ihre schmerzhafteste Niederlage zu. Nun treffen die beiden Klubs wieder aufeinander.

Der FC Bayern und Manchester United - da war doch was? Vor 24 Jahren fügten die Red Devils dem deutschen Rekordmeister die wohl schlimmste Niederlage der Vereinsgeschichte zu. Am Donnerstag wurden die beiden Klubs für die Champions-League-Gruppenphase zueinander gelost.

{ "placeholderType": "MREC" }

SPORT1 erinnert sich an den 26. Mai 1999 zurück.

Bedächtige Stille im Camp Nou. Finale der Champions League. 90.245 Zuschauer. Opern-Legende Montserrat Caballé auf dem Rasen und einer der größten Musiker unserer Zeit als ihr Duettpartner auf der Videowand.

„I want all the world to see a miracle sensation“, schmettert der 1991 verstorbene Freddie Mercury in seiner unnachahmlichen Art den Fans entgegen.

Er sollte sein Wunder bekommen, an diesem denkwürdigen Abend des 26. Mai 1999 in Barcelona. 102 Sekunden sollten am Ende entscheiden. In 102 Sekunden wurden aus Helden tragische Verlierer.

{ "placeholderType": "MREC" }

Als der Schlusspfiff von Schiedsrichter Pierluigi Collina ertönte, sackten sie reihenweise zusammen. Die Spieler des FC Bayern kauerten auf dem Rasen. Sie schlugen die Hände vor dem Gesicht zusammen. Sie weinten.

Über 90 Minuten hatte der FC Bayern München wie der Sieger ausgesehen. Den Henkelpott für den Triumph in der Königsklasse vor Augen. Bis die Nachspielzeit kam - und mit ihr eine der dramatischsten Niederlagen der Fußball-Geschichte.

Innerhalb von nur 102 Sekunden drehte Manchester United die Partie. Machte aus einem 0:1 durch Tore von Teddy Sheringham und Ole Gunnar Solskjaer ein 2:1 und gewann die Königsklasse.

Hoeneß: Daran kannst du zerbrechen

Grenzenloser Jubel auf der einen Seite, blankes Entsetzen auf der anderen. „Es saugt dir die ganze Kraft aus dem Leib. Ich bin nur noch zusammengebrochen. Da war nur noch Leere“, beschrieb Michael Tarnat Jahre später seine Gefühlswelt, als Collina die Partie abpfiff: „Ich habe geweint.“

{ "placeholderType": "MREC" }

„An so einem Erlebnis kannst du zerbrechen“, sagte der damalige Manager Uli Hoeneß, der nach dem Schlusspfiff versucht hatte, den völlig enttäuschten Kapitän Oliver Kahn zu trösten und aufzurichten - vergeblich.

Kahn ließ das obligatorische Bankett nach der Partie sausen, er verkroch sich in seinem Hotelzimmer. Dabei hatte wenige Stunden zuvor alles noch so gut angefangen.

Das Finale beginnt unter ähnlichen Voraussetzungen. Beiden Teams fehlen zwei wichtige Spieler: Bayern vermisst Weltmeister Bixente Lizarazu und Giovane Elber, United muss Kapitän Roy Keane und Paul Scholes ersetzen.

Basler lässt Bayern früh jubeln

Nach sechs Minuten dann das erste Highlight. Mario Basler bringt die Münchner in Führung. Per flachem Freistoß ins Torwarteck, nachdem ihm Stefan Effenberg zuraunt, er glaube, Uniteds Torhüter Peter Schmeichel würde einen Schritt in die Mitte machen.

In der Folge kontrollieren die Bayern das spielerisch eher durchschnittliche Finale. Die Red Devils um ihr Sturmduo Dwight Yorke und Andy Cole sowie dem 24 Jahre alten David Beckham im Mittelfeld kommen kaum zu Chancen.

Nach etwas mehr als einer Stunde reagiert Alex Ferguson - damals noch kein „Sir“ - und bringt seinen Joker Teddy Sheringham. Manchester wird gefährlicher, die hochkarätigen Chancen aber haben die Bayern.

{ "placeholderType": "MREC" }

Mehmet Scholl, ebenfalls eingewechselt, lupft den Ball aus über 16 Metern gefühlvoll über Schmeichel hinweg an den Pfosten, Sturm-Hüne Carsten Jancker trifft per Fallrückzieher (!) nur die Latte.

Das zweite Tor will nicht fallen, nervös sei man aber dennoch nicht gewesen, erzählt Hitzfeld später. Schließlich habe man die Partie kontrolliert.

Matthäus-Auswechslung als Wendepunkt

Eine Auswechslung in der 80. Minute sollte jedoch alles ändern. Der 38 Jahre alte Lothar Matthäus, Libero an diesem Abend, verlässt entkräftet den Platz. Ob er wollte oder musste - darüber gehen die Meinungen bis heute auseinander. Die Bayern jedenfalls verlieren die Ordnung.

{ "placeholderType": "MREC" }

Und damit auch das Spiel, wie der damalige Mediendirektor Markus Hörwick einmal äußerte: „Das war für die Mannschaft das Zeichen, dass das Spiel gelaufen war. Ein Fehler. Und wenn er auf dem Platz gestorben wäre, er hätte drauf bleiben müssen.“

Stattdessen muss er von der Seitenauslinie ansehen, wie ein ungenauer Rückpass von Markus Babbel Thomas Linke dazu zwingt, den Ball ins Aus zu schlagen. Nach dem folgenden Einwurf verursacht Stefan Effenberg einen Eckball.

Beckham legt sich den Ball zurecht. Seine Flanke segelt Richtung Elfmeterpunkt, wo sich auch United-Torhüter Schmeichel tummelt. Über die Gruppe hinweg landet der Ball bei Thorsten Fink, der zuvor für Matthäus in die Partie gekommen war.

Fink versucht zu klären, legt den Ball aber unfreiwillig Ryan Giggs vor, der zentral am Sechzehner wartet. Der Waliser schießt, mehr schlecht als recht, doch Sheringham steht genau richtig und verlängert den Ball aus der Drehung ins Tor. 1:1!

Hitzfeld: "Es war wie ein Orkan"

„Die Fans im United-Block sind explodiert als Sheringham ausgeglichen hat. Es war wie ein Orkan“, sagte Hitzfeld im Jubiläumsjahr 2019 der Daily Mail. „Da habe ich bereits realisiert, dass es passieren und United noch ein zweites Tor machen könnte.“

Hitzfeld sollte recht behalten. Unmittelbar nach dem Anstoß verlieren die Bayern wieder den Ball. Sammy Kuffour klärt auf Kosten einer Ecke.

Wieder steht Beckham bereit. Der Ball segelt in den Strafraum, Sheringham schüttelt Linke ab und verlängert auf den zweiten Pfosten. Kahn sieht das Unheil kommen, in der Wiederholung ist zu sehen, wie er einen stillen Schrei in den katalanischen Nachthimmel entsendet.

Solskjaer bringt im Fünfer den Fuß an den Ball und lenkt ihn unter die Latte. 2:1, der zweite Gegentreffer innerhalb von 102 Sekunden, Fassungslosigkeit bei den Bayern.

Das Bild des am Boden liegenden Kahn, flankiert von Tarnat und Scholl, einer am Pfosten lehnend, einer dort sitzend, geht später um die Welt.

„Ich habe nur eines wahrgenommen: Das Geräusch danach. Das war ein richtiges Dröhnen, wie ein einziger großer Schrei. Das ist das Einzige, woran ich mich noch erinnere“, sagt Tarnat.

Basler: Trotzdem Champions-League-Sieger

Torschütze Basler ist zu diesem Zeitpunkt schon nicht mehr auf dem Feld. In der 89. Minute hatte Hitzfeld ihn durch den heutigen Bayern-Sportdirektor Hasan Salihamidzic ersetzt.

„Im Nachhinein kann ich für mich sagen, ich war Champions-League-Sieger, weil ich nach dem 1:0 für uns ausgewechselt wurde. Ich habe die Champions League vielleicht nur für ein paar Minuten gewonnen, aber das nehme ich so für mich mit“, erinnert sich Basler im Gespräch mit SPORT1.

Im Glauben des Sieges karren die Betreuer bereits Champagner und andere Getränke an den Spielfeldrand. Auch Mützen mit der Aufschrift „Champions-League-Sieger 1999 - FC Bayern“ werden verteilt. Basler ist der Erste, der eine trägt.

102 Sekunden verhindern, dass die große Party steigen kann. Zumindest zu diesem Zeitpunkt. In den folgenden Stunden entlädt sich der Frust der Spieler auf unterschiedlichste Art und Weise.

Mittelfeldspieler Scholl lässt sich in einem Gespräch mit einem Fan im Beisein eines Journalisten dazu hinreißen, Matthäus regelrecht an die Wand zu nageln. „Immer, wenn es eng wird, verpisst der sich“, motzt Scholl.

Geldstrafen für Helmer und Scholl

Thomas Helmer, der das gesamte Spiel auf der Bank verbracht hatte, zeigt Hitzfeld den Mittelfinger. Scholl und Helmer werden vom Verein mit einer Geldstrafe belegt.

Auf dem Bankett am späten Abend tritt Franz Beckenbauer ans Mikrofon. „Wir haben keinen Kampf verloren, keine Schlacht. Wir haben auch nicht das Leben verloren, wir haben ein Spiel verloren“, doziert der Kaiser: „Ich betone: Es ist ein Spiel, es war ein Spiel, und es wird immer ein Spiel bleiben.“

Aber eben ein ganz besonderes. An einem besonderen Tag, der nächtens dann doch noch in einer Party endet. Stürmer Alexander Zickler wird sie später als die beste seines Lebens bezeichnen.

„Die Party war eine Sensation, wir haben richtig Gas gegeben. Wir hätten nicht besser feiern können, wenn wir gewonnen hätten. Man hatte nicht das Gefühl, dass wir zweiter Sieger waren“, verriet Basler einmal dem Magazin 11 Freunde: „Die Party war im Hotel, es wurde getrunken, gelacht und abgehottet, dass die Tanzfläche brannte. Beziehungsweise die Tischdecke, wir haben ja auch auf den Tischen getanzt. Wir waren erst in den Morgenstunden im Bett.“

FC Bayern schlägt 2001 zurück

Sie schliefen ein, mit dem Gedanken, zurückzukommen und es besser zu machen. „In dieser Nacht kam der Spirit auf, dass wir es unbedingt noch mal schaffen wollten“, erzählt Jancker 20 Jahre später. Die Nacht von Barcelona, sie veränderte den FC Bayern.

Und am 23. Mai 2001 erfüllt sich schließlich tatsächlich der große Traum. Hitzfeld, Effenberg, Kahn, Scholl und Co. gewinnen in Mailand den wichtigsten Titel im europäischen Vereinsfußball. „Die pure Ektase und Erlösung“, wie Effenberg im Gespräch mit SPORT1 erzählt.

Der große Triumph. Ein Meilenstein, dessen Ursprung in einem Tal der Tränen lag.