Thomas Müller fühlte sich "gekillt". Karl-Heinz-Rummenigge sprach von "Beschiss". Franck Ribery und Arturo Vidal flüchteten sich in Hohn und Spott.
Kassais Fehlerprotokoll
Nach dem bitteren Aus in der Champions League waren Spieler und Verantwortliche des FC Bayern nicht gut zu sprechen auf Schiedsrichter Viktor Kassai.
Mit seinen Entscheidungen im Viertelfinal-Rückspiel gegen Real Madrid trug der Ungar wesentlich dazu bei, dass den Münchnern auch im vierten Jahr in Folge ein Triumph in der Königsklasse verwehrt bleibt.
Sechs brenzlige Entscheidungen - und jedes Mal lag der Referee daneben. SPORT1 dokumentiert Kassais Fehlerprotokoll.
1. Ronaldos Abseitstore
Sie brauchen noch einen bildlichen Beweis, warum die Bayern wütend sind auf den Schiedsrichter? Bitte schön.
Sowohl der Ausgleich zum 2:2 (105.) als auch das entscheidende Tor zum 3:2 (109.) waren irregulär. In beiden Szenen hatte Torschütze Cristiano Ronaldo im Abseits gestanden.
Die virtuellen Linien, die Franck Ribery nachträglich auf seinem Instagram-Profil nachzeichnete, entlarven die Fehlentscheidungen von Kassais Assistenten.
Bitter: Ohne diese beiden Gegentreffer hätte Bayern immer noch das Elfmeterschießen vor Augen gehabt.
2. Bayerns 2:1 war irregulär
Der Fairness halber sei gesagt: Auch Bayern erzielte einen Treffer, der nicht anerkannt hätte werden dürfen.
Beim 2:1 spitzelte zwar Sergio Ramos den Ball ins eigene Netz, der Real-Verteidiger war zuvor aber von Robert Lewandowski attackiert worden. Und der stand im Abseits.
Die Schiedsrichter-Experten Collinas Erben argumentieren in ihrer Kolumne zum Spiel: "Laut Regelwerk ist das eine strafbare Beeinflussung des Gegners, weil dieser in seinen Möglichkeiten, den Ball zu spielen, beeinträchtigt wird. Ramos' Eigentor hätte also annulliert werden müssen."
3. Vidals Platzverweis
Zugegeben: Arturo Vidal beging zahlreiche Fouls, mit Abstand die meisten aller Bayern-Spieler. Hätte Kassai den Chilenen zuvor für weitaus auffälligeren Zweikämpfe vom Platz gestellt - die Münchner hätten sich nicht großartig beschweren dürfen.
So aber pickte sich der Referee ausgerechnet die 84. Minute heraus, in der Vidal den Ball und nicht Gegenspieler Marco Asensio weggegrätscht hatte. Erst danach kam es zum Kontakt.
Für Bayern-Boss Karl-Heinz Rummenigge "war das noch nicht mal ein Foul". Ein Urteil, dem man nach Ansicht der Fernsehbilder nicht unbedingt zustimmen muss. Gelb-Rot für diese Aktion war aber eindeutig zu hart.
4. Falsche Gnade für Casemiro
Die Bayern brachte wie schon im Hinspiel ein Platzverweis aus dem Tritt. Dass Real im Rückspiel dasselbe Schicksal nicht schon früher ereilte, hatte es allein der Großzügigkeit Kassais zu verdanken.
Dass der Ungar den bereits verwarnten Mittelfeld-Abräumer Casemiro bei dessen Foul an Arjen Robben im Strafraum davonkommen ließ (52.), war noch vertretbar. Spätestens in der 79. Minute wäre der Brasilianer aber fällig gewesen.
Die spanische El Mundo Deportivo hat eine Szene ausgegraben, in der Casemiro Robben mit ausgestrecktem Bein auf den Fuß trat. Eine Aktion, die üblicherweise eine Gelbe Karte nach sich zieht. Für den Real-Star wäre es die zweite gewesen.
In dem Video-Mitschnitt ist zu sehen, wie Kassai an seine Brusttasche griff. Dann erkannte er Casemiro - und ließ die Karte stecken. Eine falsche Gnade, durch die Bayern in der Schlussphase um ein Überzahlspiel gebracht wurde.
5. Lewandowski einer Top-Chance beraubt
Es hätte eine Art Vorentscheidung sein können...
Mit einer 1:0-Führung im Rücken holten die Bayern zum Knockout aus. In der 66. Minute schickte Jerome Boateng Robert Lewandowski mit einem langen Ball auf die Reise. Der Pole war den Real-Verteidigern entwischt, stürmte alleine auf das Tor zu. Dann stoppte ihn ein Pfiff von Kassai.
Der Referee entschied auf Abseits, erneut hatte sein Assistent an der Linie daneben gelegen.
Ob sich Real von einem Gegentreffer zum 0:2 noch einmal erholt hätte? Darüber kann man im Nachhinein trefflich spekulieren.
Auch die Experten von Collinas Erben kommen zu dem Schluss, dass dem Referee "einfach zu viele Fehler in wichtigen Szenen" unterlaufen seien.