Der FC Bayern München hat im kalten Russland erneut eine schmerzhafte Niederlage einstecken müssen.
Alarmsignale nach Bayerns Blamage
Mit einem Sieg bei FK Rostov in der Champions League hatten die Münchner ihre Chance auf Platz eins in der Gruppe D wahren wollen, stattdessen unterlagen sie in einem wilden Spiel mit 2:3 (1:1) und blieben im dritten Pflichtspiel in Serie sieglos.
Mit einem 2:0-Sieg gegen die PSV Eindhoven sicherte sich Atletico Madrid bereits vor dem abschließenden Spiel in München den Gruppensieg.
Immerhin: Den Einzug ins Achtelfinale hatte der deutsche Rekordmeister schon vor der Reise an den Don sicher. (DATENCENTER: Die Tabelle der Gruppe D)
Lahm schlägt Alarm
Mannschaftskapitän Philipp Lahm sparte nach der schwachen Vorstellung nicht mit Selbstkritik.
"Als FC Bayern muss man hier gewinnen, egal welche Temperaturen herrschen und wie der Platz ist", sagte er nach dem Spiel bei Sky.
Erstmals seit eineinhalb Jahren haben die Münchner zwei Pflichtspiele nacheinander verloren, Lahm wollte dennoch nicht von einer Krise sprechen:
"Krise ist zu viel, aber wir müssen schnellstmöglich unsere Fehler abstellen. Wir sind aktuell ein bisschen sorglos, wir wissen nicht, dass der Gegner auch Tore machen kann und dass Fehler bestraft werden. Und wir machen einfach zu viele."
"Haben nicht gut gespielt"
Trainer Carlo Ancelotti suchte ebenfalls nicht nach Ausreden: "Wir haben nicht gut gespielt, das war der Grund für die Niederlage. Wir haben Rostov nicht unterschätzt. Wir haben nach dem Tor zu viele Fehler gemacht. Im Moment ist es sehr schwierig für uns."
Der Ecuadorianer Christian Noboa besiegelte mit einem Freistoßtreffer (67.) die zweite Niederlage der Münchner nacheinander. (SERVICE: Die Statistiken des Spiels)
Am vergangenen Samstag hatten die Münchner, die das Hinspiel gegen Rostov noch mit 5:0 gewonnen hatten, bei Borussia Dortmund verloren (0:1). Am kommenden Samstag empfangen die in der Bundesliga von Aufsteiger RB Leipzig überholten Bayern zu einem weiteren Spitzenspiel Bayer Leverkusen.
Douglas Costa hatte die meist überlegenen, in der Abwehr mit dem Startelf-Rückkehrer Holger Badstuber aber oft unsortierten Bayern in Führung gebracht (36.), den Ausgleich durch den Iraner Sardar Azmoun aber mit begünstigt (44.).
Boateng an zwei Gegentoren beteiligt
Jerome Boateng machte dabei ebenfalls eine unglückliche Figur, zudem verursachte der steif wirkende Weltmeister einen von Dmitri Polos verwandelten Foulelfmeter (49.). Juan Bernat gelang wenig später der Ausgleich (52.).
Boateng musste anschließend wegen einer Oberschenkelverletzung vom Platz (58.). (Das Spiel zum Nachlesen im Ticker)
Handschuhe waren angesichts von Temperaturen um die minus sechs Grad und eines beißenden Ostwindes das bevorzugte Accessoire beinahe aller Spieler.
Für den ersten Hitzeschub sorgte aber ein Missverständnis zwischen Badstuber bei dessen erstem Startelf-Einsatz seit Februar und Torhüter Sven Ulreich, der den angeschlagenen Manuel Neuer vertrat: Sie schätzten einen langen Pass von Cesar Navas falsch ein, Bernat klärte den auf das leere Tor zukullernden Ball (9.). (DATENCENTER: Ergebnisse und Spielplan Gruppe D)
Bayern finden keine Lücke
Meist spielte sich das Geschehen in der Spielhälfte des Tabellensechsten der russischen Liga ab, und in der Regel sah dies so aus: Rostov stand mit neun, zehn Leuten am eigenen Strafraum, die Münchner passten hin und her, aber meist nur quer. Nur selten gelang ein Angriff über die Flügel oder ein guter Pass durch die Abwehr.
Auffälligster Spieler war in dieser Phase Douglas Costa. Der Brasilianer suchte das Eins-zu-eins, er suchte den Abschluss - sein bester Versuch flog aber zunächst über das Tor (32.). Vier Minuten später aber erzielte er das 400. Tor der Bayern in der Champions League, nachdem ihm Navas den Ball unfreiwillig zugespielt hatte.
Rostov nutzt Bayerns Schwächen eiskalt
Auf die Einladung zur Führung durch Costa folgte allerdings dessen Einladung zum Ausgleich: ein ungenauer Querpass auf den eingefroren wirkenden Boateng, ein Pass von Polos auf Azmoun. Der versetzte den nacheilenden Boateng, Ulreich war chancenlos. Es war wieder mal ein Tor, das der Gegner allzu leicht erzielen konnte.
Rostov griff zunächst eher selten an, war aber dabei stets gefährlich. Nach der Pause wurden die Russen dann plötzlich lebhaft und brachten die Münchner bisweilen erstaunlich leicht in arge Bedrängnis. Die beiden Treffer entsprangen Standardsituationen - vorausgegangen aber waren jeweils wenig souveräne Abwehraktionen der Münchner.