Schon alleine der Name des Trainers ist ja eine Freude: Hein Vanhaezebrouck.

Und dann die bisherigen Stationen des Mannes, der den VfL Wolfsburg aus der Champions League werfen will: KSV Ingelmunster. SW Harelbeke. KWSC Lauwe. KV Kortrijk (2-mal).  KRC Genk. KAA Gent.

Man hört heraus: Hein Vanhaezebrouck ist ein eher unvermuteter Champions-League-Trainer, anders als jetzt zum Beispiel ein Pep Guardiola oder ein Zinedine Zidane.

Und sein Team ist auch ein eher unvermuteter Champions-League-Achtelfinalist unter all den Großmächten Europas.

Kader-Marktwert: Ein halber Lionel Messi

Nun ist die Fußballnation Belgien zwar die aktuelle Nummer 1 der FIFA-Weltrangliste, ihr Meister aber dennoch das Überraschungsteam der Königsklasse, der liebenswerte Underdog mit dem geringsten Etat aller K.o.-Runden-Teilnehmer.

Der Marktwert des Genter Kaders ist professionellen Marktwertberechnern zufolge so groß wie der eines halben Lionel Messi. Und für eine Wette darauf, dass Gent die Champions League gewinnt, bekäme man das 200- bis 500-fache seines Einsatzes zurück, in etwa doppelt so viel, wie wenn man darauf wettet, dass ein halber Lionel Messi die Champions League gewinnt.

Auch Wolfsburgs Manager Klaus Allofs versucht vor dem Hinspiel am Mittwoch (ab 20.45 Uhr im LIVETICKER) nicht, den Gegner ins Riesenhafte zu reden. "Was den Kader, das Budget und unsere Möglichkeiten angeht, sind wir in dieser Paarung im Vorteil", sagte er dem kicker.

Zu unterschätzen ist Wolfsburg Gegner allerdings eben auch keinesfalls. Was vor allem mit dem Namen Hein Vanhaezebrouck zusammenhängt.

Vanhaezebrouck gilt als Taktik-Genie

Der seit Dienstag 52-Jährige gilt in seiner Heimat als Taktik-Genie.

Der ehemalige Erstliga-Verteidiger setzt als Coach auf Offensive, aufs Kollektiv und auf variable Spielsysteme, die er ausdauernd trainiert und auch während eines Spiels öfters durchwechselt - ein Dreiklang, mit dem ihm in seiner Heimat ein Überraschungscoup nach dem anderen gelang.

Der Genter Höhenflug ist sein jüngster: Erstmals in seiner Geschichte führte er den Hauptstadtklub der Provinz Ostflandern zur Meisterschaft in der Jupiler Pro League (LIVE im TV auf SPORT1+). Die nationalen Medien feierten es als "größte Überraschung des belgischen Fußballs im 21. Jahrhundert".

Sanierer auf dem Präsidentenstuhl

Vanhaezebrouck ist der Vater dieses Erfolgs, ein bisweilen etwas kauziger Vater.

Sein früherer Arbeitgeber Genk, wo er nach fünf Monaten flog, warf ihm zu großen Eigensinn vor. "Ihm fehlt die notwendige Dosis Selbstkritik", schimpfte Präsident Herbert Houben: "Es scheint, als hielte er sich für den einzigen intelligenten Trainer rundherum."

Mit Gent-Boss Ivan De Witte versteht er sich besser: Der Unternehmer - im Hauptberuf Europachef einer Unternehmensberatung mit dem Fachgebiet "Talent Solutions" - hat den einstigen Pleitekandidaten saniert und die wirtschaftlichen Grundlagen für den Höhenflug geschaffen.

De Witte habe für Gent "eine eigene Idee und Struktur entwickelt, an der man schon jahrelang festhält", sagt Belgiens Ex-Nationalkeeper Jean-Marie Pfaff SPORT1: "Es werden keine Dummheiten gemacht. Was nicht bezahlbar ist, wird auch nicht gemacht."

13 Premier-League-Klubs jagen den Top-Stürmer

Gent setzt auf einen entwicklungsfähigen Kader, eine Mischung aus belgischen Begabungen und Verpflichtungen aus Nischenligen, aus der Vanhaezebrouck das Beste herausholt.

Stürmer Laurent Depoitre etwa kam vor eineinhalb Jahren für eine Million Euro vom Liga-Konkurrenten Oostende. Inzwischen sollen nicht weniger als 13 Klub der englischen Premier League hinter ihm her sein. Gent erhofft sich angeblich einen 18 Millionen-Euro-Erlös.

Der könnte sich noch steigern, wenn der Klub weiter für Aufsehen sorgt: In der Gruppenphase warf Gent Olympique Lyon und den FC Valencia mit Shkodran Mustafi aus dem Wettbewerb, auch dem VfL tritt sein Team selbstbewusst entgegen.

Buffalo Bill stand Pate

"Keinen großen Unterschied" erkennt der vom SC Freiburg an Gent ausgeliehene Verteidiger Stefan Mitrovic zwischen den "Wölfen" und den "Büffeln" - die ihren Spitznamen von Buffalo Bill haben, der zur Klubgründungszeit mit seiner Wildwest-Show in Gent Station gemacht hatte.

Vanhaezebrouck - vom äußeren Erscheinungsbild her auch ein recht büffeliger Typ - mag sich erst gar nicht mit öffentlichen Gegner-Analysen aufhalten.

"Egal" nannte er die Auslosung im Vorfeld, auch jetzt betont er: "Ich schaue immer nur auf mein eigenes Team. Und das hat bislang ganz gut geklappt."