Nach der herben Niederlage beim FC Barcelona wird die Kritik an Pep Guardiola immer lauter. Viele seiner Schritte wirken konfus, die Taktik wirft viele Fragen auf.
Nach der herben Niederlage beim FC Barcelona wird die Kritik an Pep Guardiola immer lauter. Viele seiner Schritte wirken konfus, die Taktik wirft viele Fragen auf.
Der FC Bayern zerfiel am Ende in seine Einzelteile. Statt der Hoffnung auf ein Champions-League-Finale in Berlin, die 75 Minuten lang gehegt werden durfte, gab es lange Gesichter nach dem 0:3 beim FC Barcelona.
Eine Niederlage, die auch und vor allem Trainer Pep Guardiola zu verantworten hat. "Wir haben die Kontrolle verloren", bilanzierte der Katalane an seiner einstigen Wirkungsstätte resigniert.
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Dabei hatte der Münchner Chefstratege tagelang die wichtigste Partie der Saison vorbereitet, war jeden Fall durchgegangen und fühlte sich bestens gewappnet.
SPORT1 nennt fünf Gründe, warum Guardiolas Masterplan in Barcelona nicht aufging.
1. Umstellungen in der Abwehr
Guardiola hatte sich in Barcelona für eine Dreierkette entschieden, Rafinha, sonst in der Viererkette auf der rechten Seite, musste links verteidigen. Gegen Lionel Messi. Das klappte von Anfang an nicht. Nach einer Viertelstunde entschied sich der Bayern-Trainer dann umzustellen - zurück auf die bewährte Viererkette mit Jerome Boateng und Medhi Benatia im Zentrum, Juan Bernat links und Rafinha rechts. Auf den bewährten Positionen also.
Dieses Hin und Her tat dem Team nicht gut. "Wir haben mit drei Spielern begonnen, weil wir den Ball kontrollieren wollten, denn Sie können gegen den FC Barcelona nicht hinten verteidigen. Wir wollten, dass sie auch nach hinten laufen müssen, das war die Idee", erklärte Guardiola und gab zu: "Wir hatten aber große Probleme. Mit Vier war es etwas solider."
Schon in der Halbzeit-Pause ging Oliver Kahn im ZDF daher Guardiola an: "Die Dreierkette hat im Großen und Ganzen gar nicht funktioniert. Hinten Mann gegen Mann zu spielen ist schon äußerst abenteuerlich. Guardiola wird nicht damit gerechnet haben, dass Barcelona so viele lange Bälle spielt."
2. Auswechslung von Müller
Nach 79 Minuten tauschte Guardiola Angreifer Thomas Müller aus, brachte dafür Mario Götze. In diesem Moment stand es 0:1, ein Ergebnis, das den Münchnern alle Chancen fürs Rückspiel gelassen hätte. Nach Müllers Auswechslung verlor Bayerns Spiel an Stabilität.
SPORT1-Experte Thomas Helmer stellte zu Recht am Sonntag im VolkswagenDoppelpass fest, dass Müller immer für Überraschungen und ein Tor gut ist. In Barcelona beraubte sich Guardiola dieser Option genauso schon wie beim Pokal-Aus gegen Dortmund.
Und er versäumte es, einen defensiven Spieler wie Dante oder Javier Martinez zu bringen.
3. Bayern rennt ins offene Messer
Obwohl die Münchner 0:1 hinten lagen, griffen sie weiter an. Die beiden folgenden Tore bekamen sie so nach Kontern, unerklärlich auf fremden Platz und bei dieser Konstellation.
Doch schon in Porto passierte den Bayern das Gleiche, da fingen sie sich noch in der zweiten Halbzeit das 1:3.
"Es ist bitter, wenn wir dreimal ausgekontert werden in Barcelona, wenn man im eigenen Ballbesitz ist und Fehler macht", sagte Kapitän Philipp Lahm. Und er bestätigte dabei zugleich die Denkweise Guardiolas: "Das ist irgendwo unsere Identität, weil wir selbst Ballbesitz haben wollen. Unsere Identität ist es aber nicht, dass wir dann Konter bekommen wollen."
4. Nur ein Wechsel
Am Ende schwanden bei Bayern sichtbar die Kräfte, allen voran beim von der Süddeutschen Zeitung als "Senioren-Dreieck" bezeichneten Trio Bastian Schweinsteiger, Lahm und Xabi Alonso. Guardiola berücksichtigte das nicht. Später erklärte er, er habe durch weitere Wechsel nicht die starken Persönlichkeiten im Mittelfeld wegnehmen wollen.
Doch ausgeruhte defensive Routine von der Bank hätte für mehr Ordnung sorgen können, stattdessen kam ausgerechnet Götze, von dem erneut nichts zu sehen war.
5. Immer wieder Rotation
Guardiola hat es in einer Saison mit vielen Verletzungen nicht geschafft, den Spielern feste Positionen und ein klares Schema zu geben. Er wechselte häufig in der Abwehr von Dreier- auf Viererkette, auch im Mittelfeld war wenig stabil.
Gegen Dortmund spielte Schweinsteiger nicht, gegen Barcelona dann schon. Stabilität erreicht man mit so vielen Wechseln nicht.
"Die vielen Umstellungen und die vielen Positionswechsel sind nicht förderlich für die Sicherheit und für die Kompaktheit" erkannte Ex-Bayern-Kapitän Lothar Matthäus bei Sky.