Die Frage ist recht simpel, die Antwort ist es nicht: Sollte der FC Bayern den Vertrag mit Leroy Sané verlängern? Mal angenommen, der Nationalspieler will überhaupt in München bleiben?
Bayern muss ewige Sané-Frage beantworten
Ergibt eine Sané-Verlängerung Sinn?
Der überraschende Beraterwechsel Sanés hat die Karten neu gemischt. Die finanzielle Frage könnte nun in den Vordergrund rücken. Doch der vielleicht entscheidende Aspekt, der sportliche, steht schon sehr lange im Raum.
Und genau dieser wurde jüngst auch im STAHLWERK Doppelpass auf SPORT1 diskutiert. Einmal mehr wurde klar: An Sané scheiden sich die Geister.
Sané? „Das ist das Fragezeichen bei ihm“
„Als Verantwortlicher blickst du auf die Spieler und denkst dir: Welcher Spieler gibt dir eine Garantie?“, fragte Oliver Bierhoff mit Blick auf den Bayern-Star, dessen Vertrag in Kürze ausläuft.
„Bei einem Philipp Lahm wusste ich, er macht 60 Spiele und davon sind 55 sehr gut und fünf gut“, sagte der einstige DFB-Direktor. Bei Sané sehe er das ein wenig anders.
Der FC Bayern würde mit dem 29-Jährigen keine „Garantie“ bekommen. „Bei Leroy ist es so: Kann ich über 50 Spiele auf ihn zählen? Das ist ein Fragezeichen bei ihm. Dann ist die Frage, in welches finanzielle Paket ich ihn reinpacke”, so Bierhoff weiter. „Auf der anderen Seite muss ich sehen: Wenn ich ihn gehen lasse, dann muss ich wieder 30 bis 50 Millionen Euro in die Hand nehmen für einen anderen Spieler.“
Ohnehin seien die Ausgaben der Münchner zu hinterfragen: „Auch in England, Italien oder Spanien gucken sie schon und sagen: ‚Was der FC Bayern zahlt, das ist schon enorm.‘“
Kann man um Sané herum ein Team bauen?
Bei Sané handele es sich um einen Spieler, „den du immer gerne in der Mannschaft haben willst. Aber es ist schwer, um ihn herum eine Mannschaft zu bauen“, erklärte Bierhoff.
Dieses Potenzial erkenne er eher bei Michael Olise, der vor der Saison aus England an die Isar wechselte und seitdem vollends überzeugt.
„Wenn man Michael Olise mit Leroy Sané vergleicht, hat man den Eindruck, er ist konkreter in seinen Aktionen. Er sucht mehr 1:1-Situationen, ergreift öfter die Initiative“, sagte Bierhoff.
Sané und das ewige Problem der Inkonstanz
Dass eine Vertragsverlängerung Sanés beim FC Bayern überhaupt diskutiert wird und oft in der Vergangenheit infrage gestellt wurde, liegt vor allem an seiner Inkonstanz.
Kaum ein anderer Spieler in der Bundesliga verfügt über die Qualitäten des deutschen Nationalspielers, der die PS in schwierigen Phasen aber oftmals nicht auf die Straße bringen kann.
Nach einer mäßigen Hinrunde war nach SPORT1-Informationen Ende 2024 der Abschied aus Sicht der Bayern-Bosse sogar bereits beschlossene Sache.
Doch eine Leistungssteigerung und die Unterstützung durch Eberl wendeten das Blatt.
NBA-Phänomen auch bei Sané zu beobachten?
Im STAHLWERK Doppelpass zog TV-Kommentator Christian Straßburger ein interessantes Beispiel in Betracht, was Sanés Leistungssteigerung seit Jahresbeginn erklären würde.
„Es wird spannend zu sehen sein: Wenn er bei Bayern verlängert hat, wie schlägt er sich dann? Es gibt so ein NBA-Phänomen, wenn hochtalentierte Spieler beispielweise einen Fünf-Jahres-Vertrag unterschreiben, vier Jahre lang nichts machen und im letzten Jahr wieder Gas geben, um einen neuen Vertrag zu bekommen“, fügte Straßburger an.
Sanés Qualitäten seien unbestritten, doch er habe laut Straßburger in den letzten Jahren auch immer wieder gezeigt, warum seine Person in der Kritik stehe: „Ich glaube, dass er in der Zeit – und er hatte viel Zeit, viele Trainer und Chancen – mit dem was er kann, dass er das (seine Qualität, d. Red.) nicht konstant gezeigt hat.“
Effenberg sieht großes Plus bei Sané
Sanés Zeit beim deutschen Rekordmeister ist geprägt von Formschwankungen. Das ist auch SPORT1-Experte Stefan Effenberg bewusst, der eine Verlängerung dennoch begrüßen würde. Vor allem ein bestimmter Punkt spricht für den 29-Jährigen.
„Er ist nie verletzt. Klar können wir über die Schwankungen reden. Ich glaube aber dennoch, dass er in den letzten Monaten besser geworden ist als noch vor zwei oder drei Jahren, als wir wirklich Woche für Woche über ihn diskutiert haben. Da hat er schon eine Stabilität reinbekommen. Ich bin mir sicher, dass er uns in Zukunft noch begeistern wird.“
Dem schloss sich auch Trainer-Legende Peter Neururer an, der sogar ins Schwärmen geriet. „Er zeigt, dass er es kann. Er ist ein absoluter Weltklasse-Spieler in seinem Format und kaum vergleichbar. Er hat es gezeigt, vor allem in der Rückrunde. Immer wenn die Thematik aufkam: ‚Verlängern oder nicht verlängern?‘, dann hat er gezeigt, wozu er im Stande ist."
Bayern München habe mit Sané und Michael Olise „zwei Außenstürmer der absoluten Weltklasse“ in den eigenen Reihen.
Welche Rolle spielt Star-Berater Zahavi?
Klar ist derweil nur, dass die Ankunft von Pini Zahavi die Sache noch komplizierter gemacht hat. Hinter den Kulissen brodelt es, Sanés Rolle rückwärts sorgte an der Säbener Straße für deutliche Irritationen. Denn nach SPORT1-Informationen lag Sané das finale Angebot der Bayern schon seit geraumer Zeit vor.
Dennoch hat der Nationalspieler nach wie vor keine endgültige Entscheidung hinsichtlich seiner Zukunft getroffen. In der Führungsetage ist deshalb der Eindruck entstanden, dass Sané selbst nicht genau weiß, was er will. Das stört so manchen Entscheidungsträger beim FC Bayern.
Dass Zahavi seinem neuen Schützling laut Sky in Aussicht gestellt haben soll, beim deutschen Rekordmeister einen lukrativeren Vertrag aushandeln zu können, dürfte derzeit eher zu einem Abschied Sanés führen.
Der Grund: Nach SPORT1-Informationen sind die Bayern nicht bereit, ihr Angebot nachzubessern. Das Paket wird nicht noch einmal aufgeschnürt, wie Sportdirektor Max Eberl dem Spieler bereits mitteilte.
Was bleibt, ist eine simple Frage, die eigentlich gar nicht so simpel ist: Sollte der FC Bayern überhaupt mit Sané verlängern?