Michael Olise ist der Sommer-Transfer, auf den Max Eberl besonders stolz ist: Darauf verwies der Sportvorstand nach dem lockeren 4:0 in Heidenheim. Dabei ließ er zum wiederholten Male durchblicken, dass er sich von der Öffentlichkeit durchaus mehr Wertschätzung erhofft – für den Spieler, aber auch für sich und Sportdirektor Christoph Freund.
In diesem Punkt schwächelt Olise noch
Top-Transfer, aber…
Was Olise so stark macht: Bereits in seiner Premierensaison beim Rekordmeister ist er zu einer festen Größe auf dem Platz geworden. Kein Bayern-Spieler vor ihm erreichte seit der Datenerfassung im Jahr 1992 im ersten Jahr so viele Assists wie er (16).
Noch hinter Ribéry und Robben
Zwar hinkt er in Sachen Toren Vereinslegenden wie Franck Ribéry und Arjen Robben (noch) hinterher, doch der Franzose hat sich eindeutig auf den Weg gemacht. Olise ist gleich in seiner ersten Saison in München unverzichtbar. Auf 46 Pflichtspiele im ersten FCB-Jahr kam sonst nur Ribéry – aber Olise hat ja auch noch vier Bundesliga-Spiele plus die Klub-WM vor sich. Zudem ist er nie verletzt und unter Trainer Vincent Kompany ein Dauerbrenner.
In manchen Statistiken kommt der 23-Jährige bereits auf Robben- und Ribéry-Niveau. Er ist ähnlich oft eingebunden wie sein Landsmann damals (79 Ballkontakte pro 90 Minuten und 87 Prozent Passquote). Letzteres schaffte kein Vorgänger oder aktueller Mitspieler in seiner ersten Bayern-Saison.
Diese Werte untermauern, wie wertvoll Olise für den FC Bayern ist - und nach genau diesen Kaderverstärkungen will man auch in Zukunft Ausschau halten. „Dass wir punktuell versuchen sollten zu ergänzen, haben wir bei Michael Olise gesehen. Das geht auch so ein bisschen unter, dass der nämlich eine herausragende Saison spielt“, verdeutlichte Eberl am Samstag.
Robben nimmt ihm den Druck
Olise muss den Vergleich nicht scheuen und von oberster Stelle wird ihm sogar der Druck genommen. „Das muss man nicht machen. Man hätte mich auch nicht vergleichen können, als ich noch gespielt habe“, sagte Robben im Februar zu SPORT1 und Ribéry lobte den Flügelspieler in den höchsten Tönen.
In einem Punkt hinkt Olise den Ikonen aber hinterher: Bisher tut er sich noch nicht als Profi hervor, der auch außerhalb des Platzes überzeugen kann. Der Franzose gibt fast keine Interviews. Fast legendär ist die Szene, in der Jamal Musiala ihn beim Hinspiel in Kiel im Herbst vergangenes Jahres regelrecht zwingen musste, vor die Kameras zu treten.
Olise lässt viel Potenzial liegen
Und: Olise nutzt seine positive Ausstrahlung noch nicht – ein Held der Fans ist er trotz seiner Leistungen bisher nicht geworden. Wo Ribéry und Robben mit ihrer natürlichen Aura zu überzeugen wussten, wirkt Olise verschlossen und zurückhaltend. Dabei hätte er mit seiner Lässigkeit das Potenzial, dem FC Bayern gerade beim jungen Publikum ein frischeres Image zu verleihen. Hier lässt der Flügelflitzer einiges liegen – vermutlich macht ihm aber auch die Sprachbarriere zu schaffen.
Eberl und Freund können sich also zu Recht für ihren Coup feiern lassen. Und das, obwohl Sky zuletzt berichtete, dass eigentlich der damalige Chefscout Markus Pilawa entscheidenden Einfluss auf die Verpflichtung Olises gehabt und den Transfer frühzeitig vorbereitet habe.
Eine Lesart, die die beiden aktuellen Klub-Strategen durchaus ärgern dürfte. Unter Umständen können sie aber ihrem Schützling das nötige Rüstzeug geben, um auch bei den Fans zum Liebling aufzusteigen. Den Bayern würde Olise damit noch mehr helfen als ohnehin schon.