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Bayer steckt in einem Teufelskreis

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Ein Teufelskreis ist im Gange

Bayer Leverkusen schwächelt weiter und scheint dem FC Bayern im Endspurt der Saison nichts mehr entgegensetzen zu können. Besonders eklatant sind die Probleme in der Offensive - die allein mit der Rückkehr von Florian Wirtz nicht behoben werden können.
Bayer Leverkusen hat den nächsten Dämpfer im Titelrennen kassiert. Nach dem Remis gegen Union Berlin spricht Xabi Alonso darüber, wie ihr die Chancen der Werkself auf den Meistertitel einschätzt.
ntrettin
Bayer Leverkusen schwächelt weiter und scheint dem FC Bayern im Endspurt der Saison nichts mehr entgegensetzen zu können. Besonders eklatant sind die Probleme in der Offensive - die allein mit der Rückkehr von Florian Wirtz nicht behoben werden können.

Die Nachspielzeit war abgelaufen und ein Freistoß von rechts die letzte Hoffnung der Leverkusener. 0:0 stand es gegen Union Berlin, viel passierte in der BayArena bis dato nicht. Ein biederes Spiel und schlichtweg zu wenig, um das Titelrennen gegen den FC Bayern noch einmal spannend zu machen. Deshalb wollten alle helfen, das Ding abermals kurz vor Schluss zu retten. Auch Lukas Hradecky. Immer wieder blickte und gestikulierte er in die Richtung von Xabi Alonso, um in den gegnerischen Strafraum geschickt zu werden. Doch die Erlaubnis blieb aus.

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Immerhin: Eine große Rolle, so stellte sich schnell heraus, spielte auch das nicht mehr. Denn was dann folgte, entlockte dem Finnen in der Mixed Zone nur noch Galgenhumor - und hätte den verkorksten Samstag der Werkself kaum besser in einer Szene beschreiben können: Granit Xhaka schnappte sich den Ball und flankte nicht etwa in die Mitte, sondern versuchte es aus schier unmöglichem Winkel direkt. Ein Hauch von Verzweiflung, gepaart mit einer Portion Frustration, die wieder zu keinerlei Torgefahr und einem ungläubigen Raunen der Fans führte.

Auch Florian Wirtz (Mitte) war nach Bayer Leverkusens Nullnummer gegen Union Berlin enttäuscht
Auch Florian Wirtz (Mitte) war nach Bayer Leverkusens Nullnummer gegen Union Berlin enttäuscht

„Ich war bereit“, lachte Hradecky laut und ergänzte: „Aber mit dem Ball hätte ich auch nichts anfangen können.“ Der Grund: Meilenweit jagte der Schweizer die Kugel über das Union-Tor. Auf die Tribüne, fast bis an die Würstchenbude. Und weg war sie, die finale Chance auf eine neuerliche Last-Minute-Rettung - sofort gingen die Köpfe nach unten, Ernüchterung machte sich breit. Bei Hradecky, der tatenlos zusah, bei Xhaka, bei allen anderen. Sekunden später pfiff Schiedsrichter Bastian Dankert das Match ab und zementierte die Erkenntnis: Leverkusen steckt in einer unübersehbaren Schaffenskrise.

Bayern-Pleite als Knackpunkt?

Obwohl Hradeckys Hinweis, dass die Rheinländer nach wie vor die zweitbeste Saison der Vereinsgeschichte absolvieren, berechtigt war, dauern die argen Probleme der Mannschaft von Xabi Alonso seit Wochen an. Genauer gesagt seit einem bestimmten Datum: dem 5. März. Da ging Bayer im Achtelfinal-Hinspiel der Champions League in München unter und verlor offenbar innerhalb von 90 Minuten einen Großteil seines Selbstverständnisses. Vier Tage zuvor hatte der Titelverteidiger zum letzten Mal eine Partie überzeugend gewonnen, 4:1 in Frankfurt. Seitdem ging gar nichts mehr.

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Besonders eklatant waren die jüngsten Schwächen im kreativen und fußballerischen Bereich - zu sehen beim blamablen Pokal-Aus in Bielefeld ebenso wie beim glücklichen Sieg in Heidenheim oder dem uninspirierten Remis gegen die Berliner, als Leverkusen Glück hatte, dass Benedikt Hollerbach in der Schlussphase den möglichen Siegtreffer leichtfertig vergab. In der Offensive, wo Ideen in den letzten beiden Jahren nur so sprudelten und das eigene Spiel unzählige Varianten besaß, stottert der Motor plötzlich gewaltig. Leichtigkeit und die absolute Überzeugung sind nicht mehr da.

Vielmehr praktizierte Alonsos Team in den vergangenen Wochen etwas, das man in Leverkusen kaum noch kannte: Langeweile, wenig Effizientes und viel zu behäbiges Ballgeschiebe. „Die Offensivstärke und das Spektakel, was uns unter Xabi ausgezeichnet hat, ist in den letzten Spielen nicht mehr dagewesen”, erkannte Hradecky: “Und vielleicht spüren die Gegner das.“ Greifbare Erklärungen dafür hatte er nicht parat - im Gegensatz zu Sport-Geschäftsführer Simon Rolfes, der zumindest zwei Dinge nannte: „Wir müssen das Tempo und den Rhythmus erhöhen. Das ist ganz entscheidend.“

Viele Bayer-Stars im Formtief

Nur wie? Wenn es so einfach wäre, hätte die Werkself den Schalter längst wieder umgelegt. Schließlich ist die Titelverteidigung in der Bundesliga nach wie vor möglich. Der Spitzenreiter aus München ist angeschlagen und beklagt viele verletzte Spieler. Mit Siegen könnte Bayer den schwächelnden Konkurrenten unter Druck setzen, doch eher das Gegenteil ist der Fall. Die vergangenen Negativerlebnisse - vor allem das in der Champions League - scheinen bei vielen einen gewaltigen Knacks zwischen den Ohren hinterlassen zu haben.

So ist der Flow weg und ein Teufelskreis im Gange. Denn: Keine Ideen zu haben, wenn man sie dringend braucht, bedeutet mehr Stress. Und dieser Stress ist das größte Gift für die Kreativität, also hat man noch viel weniger Ideen. Auch Florian Wirtz kann das nicht alleine lösen. Der Kreativdirektor leitete gegen Union die beiden besten Chancen ein, war nach fünf Wochen Verletzungspause aber naturgemäß noch nicht in Bestform. Andere Spieler und Leistungsträger müssten eigentlich unterstützen. Diese tun sich jedoch extrem schwer, Akzente zu setzen.

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Alonso: „Unsere Energie ist nicht die beste“

Alejandro Grimaldo, Granit Xhaka, Edmond Tapsoba, Victor Boniface, Jeremie Frimpong - die Liste der Akteure, die im Double-Jahr fast wöchentlich an ihrer Leistungsgrenze kratzten und jetzt seit geraumer Zeit nach ihrer Form suchen, ließe sich problemlos fortsetzen. „Unsere Energie ist im Moment nicht die beste“, klagte Alonso deshalb. So kann man sich des Eindrucks nicht erwehren, dass in Leverkusen trotz der Minimalchance auf die Meisterschaft die Luft raus zu sein scheint.

Passend dazu das zweite Symbolbild des Nachmittags: Ein Zuschauer mit Fischerhut in der ersten Reihe, der im Fernsehen immer wieder zu sehen war. Den Kopf unten an die Bande gelehnt, erschöpft oder müde, würdigte er das Spiel keines Blickes. Ob es am langen Tag, an der prallen Sonne oder an der einschläfernden Leistung der Leverkusener lag? Alle drei Antworten wären nachvollziehbar gewesen. Letztere gar zum dritten Mal in Folge.