Es ist eine Diskussion, die seit Jahren schwelt: Immer wieder beschweren sich Top-Klubs wie der FC Bayern und Borussia Dortmund darüber, dass ihre Spieler bei den Nationalmannschaften nicht vorsichtig genug eingesetzt und im schlimmsten Falle falsch behandelt werden. Auch in anderen europäischen Ligen gibt es immer wieder Ärger.
Zwischen Bayern und DFB droht Ärger

Berühmtestes Beispiel: 2010 verletzte sich Arjen Robben in einem Testspiel der niederländischen Nationalmannschaft vor der Weltmeisterschaft. Beim Turnier in Südafrika stand er trotzdem auf dem Platz. Erst später wird klar, dass er sich einen Muskelriss zugezogen hatte und den Bayern in der darauffolgenden Hinrunde fehlen würde.

FC Bayern droht wegen Davies
Damals drohte Uli Hoeneß sogar mit dem Gang vors Gericht, schließlich einigte man sich auf ein Freundschaftsspiel zwischen dem FC Bayern und der „Elftal“ in München.
Auch im Fall Davies wüten und drohen die Bayern-Bosse jetzt. Bayerns Vorstands-Chef Jan-Christian Dreesen sagte der Bild-Zeitung: „Wir fordern von Canada Soccer eine lückenlose Aufklärung der Abläufe und behalten uns juristische Schritte ausdrücklich vor.“
Sportdirektor Christoph Freund bekräftigte auf der PK vor dem Spiel gegen St. Pauli, es sei „einfach fahrlässig und nicht professionell“, den offensichtlich verletzten Davies dann noch ohne größere Untersuchungen am Montag per Flugzeug zurück nach München zu schicken.
Zuvor hatte schon Davies‘ Berater geschimpft und Kanadas Nationaltrainer Jesse Marsch große Vorwürfe gemacht.
Auch mit dem DFB droht Zoff
Der Fall wirft ein besonderes Licht auf den kommenden Juni. Durch den Einzug der DFB-Elf ins Final Four der Nations League stellt sich die Frage, ob Julian Nagelsmann auf den FC Bayern und den BVB angesichts der kurz darauf stattfindenden Klub-WM Rücksicht nehmen wird.
Der Bundestrainer gab bereits eine eindeutige Antwort: „Bei so einem Turnier kann man keine Rücksicht nehmen. Ich glaube, das versteht auch jeder. (…) Ich bin keiner, der die Scheuklappen unten hat und sagt: ‚Der Verein ist mir egal.‘ Aber das Final Four ist ein Finale. Da wollen wir die Spieler spielen lassen und ich glaube auch, dass die Spieler auch gern spielen wollen.“
Wie reagiert der FC Bayern?
Worte, die man in München eher ungern gehört haben dürfte – so sieht es jedenfalls SPORT1-Chefreporter Stefan Kumberger. „Da treffen Interessen aufeinander. Da könnten wir bald auch Konflikte zwischen den Bayern und dem BVB auf der einen Seite und dem DFB auf der anderen Seite erleben“, sagt er in der aktuellen Folge des Podcasts „Die Bayern-Woche“. Für den Rekordmeister handele es sich bei der Klub-WM in den USA nämlich nicht um eine bessere PR-Reise.

In der Tat: Aufsichtsratsmitglied Karl-Heinz Rummenigge betonte zuletzt im Interview mit SPORT1 den sportlichen Wert des Wettbewerbs. Zudem erinnerte er an die finanziellen Möglichkeiten – immerhin erhält der Klub-Weltmeister satte 125 Millionen US-Dollar aus dem prall gefüllten Geldtopf der FIFA.
Schonung möglich – Absprache nötig
„Die Bayern sind bereit, ihre Interessen durchzudrücken“, ist sich Kumberger sicher. Er sagt weiter: „Das Spannungsverhältnis, das sich da auftun wird, ist absehbar. Ich bin gespannt, ob sich die großen Köpfe, da noch einmal zusammensetzen und eine Lösung finden.“
Eine Möglichkeit sieht der Insider bereits: „Wenn Deutschland gegen Portugal das Halbfinale der Nations League verlieren sollte, könnte ich mir vorstellen, dass wir im Spiel um Platz 3 eine deutsche B-Elf sehen werden.“
Bayern-Sportdirektor Freund schlug am Freitag versöhnliche Töne an. „Es sind wichtige Spiele für Deutschland und die Nationalteams generell. Wir wollen auch die Nationalteams unterstützen“, zeigte er Verständnis: „. Aber man muss schauen, wie man es grundsätzlich besser handhaben kann. Das ist nicht nur für uns ein Thema. Es wird ein enger Terminplan, speziell mit der Klub-WM.“
Fakt ist: Der Terminkalender der Top-Stars wie Joshua Kimmich ist prall gefüllt. Das Endspiel der Nations League steigt am 8. Juni in München. Schon eine Woche später startet der FC Bayern im über 7000 Kilometer Luftlinie entfernten Cincinnati gegen Auckland in die Klub-WM.
Die ganze Diskussion sowie alles Weitere zu den Brennpunkt-Themen beim deutschen Rekordmeister hören Sie in der aktuellen Folge des SPORT1-Podcasts „Die Bayern-Woche“ mit Madeleine Etti und Chefreporter Stefan Kumberger.