Aus acht mach sechs: Bayer Leverkusen hat die erfolgreiche Titelverteidigung noch nicht abgehakt – und ist nach einer irren Aufholjagd und einem 4:3 (0:1) beim VfB Stuttgart wieder näher an Tabellenführer Bayern München herangerückt.
Später Bayer-Wahnsinn
Durch den ersten Sieg nach zuvor drei Pflichtspielniederlagen in Folge beträgt der Rückstand der Werkself auf die Münchner in der Bundesliga acht Spieltage vor Saisonende nur noch sechs Punkte.

Bayern? „Wollen ihnen auf den Sack gehen“
„Das Spiel hat einiges versprochen und alles gehalten“, sagte Experte Michael Ballack nach dem Spiel bei DAZN. Den entscheidenden Treffer von Patrik Schick habe man sich hart erarbeitet. „Das war schon eine klasse Leistung“, denn das 1:3 sei eigentlich der „Genickbruch“ gewesen, resümierte Ballack. Leverkusen habe - mal wieder - seine unglaubliche Moral unter Beweis gestellt.
„Wir haben bis immer daran geglaubt und sind bis zum Ende drangeblieben“, freute sich Nationalspieler Robert Andrich. Also ein Angriff auf die Bayern? „Was heißt Angriff... Wir wollen ihnen bis zum Ende auf den Sack gehen“, gab sich Andrich kämpferisch.
Enttäuscht war Stuttgarts Nick Woltemade: „Ich verstehe gar nicht, wie wir das Spiel noch verlieren konnten. Wir sind extrem enttäuscht“, fuhr Woltemade fort und sprach von einem „Sch***-Gefühl“.
Bayer nutzt Bayern-Patzer in letzter Sekunde
Ermedin Demirovic (15.), Woltemade (48.) und ein Eigentor von Granit Xhaka (62.) sorgten vor 59.000 Zuschauern für einen zwischenzeitlich komfortablen Vorsprung des VfB, Jeremie Frimpong (56.), Piero Hincapié (67.), ein Eigentor von Angelo Stiller (88.) und Schick (90.+4) bescherte Leverkusen jedoch den lange nicht mehr für möglich gehaltenen Sieg.
Bayern hatte am Vortag durch das 1:1 bei Union Berlin Punkte liegengelassen, wovon Bayer nun profitierte. Der VfB hingegen ist seit inzwischen fünf Bundesligapartien ohne Sieg – und muss um die erneute Qualifikation für den Europapokal bangen.
Nach dem Aus in der Champions League gegen die Bayern und der ungewohnten Niederlagenserie hatte sich Bayer-Trainer Xabi Alonso vor der Partie im Schwabenland betont gelassen gegeben. Er spüre den „gleichen Druck, nicht mehr“, versicherte der Spanier. Nahezu unbeeindruckt zeigten sich dann auch seine Profis, die in Stuttgart zunächst mehr vom Spiel hatten.
Der VfB aber biss sich nach und nach in die Partie - und belohnte sich nach einer Viertelstunde: Den Schuss von Jamie Leweling aus kurzer Distanz konnte Bayer-Keeper Lukas Hradecky noch parieren, gegen den Abstauber von Demirovic war der Finne aber machtlos. Patrik Schick verpasste für Bayer die schnelle Antwort, als er den Ball aus zentraler Position nach einer Flanke über das Tor setzte (21.).
Fehlen von Wirtz macht sich bemerkbar
Der Double-Gewinner der vergangenen Saison mühte sich in der Folge vergeblich um Großchancen, das verletzungsbedingte Fehlen von Florian Wirtz machte sich bemerkbar. Der VfB präsentierte sich in den entscheidenden Zweikämpfen hellwach und hätte kurz vor dem Pausenpfiff nach einem Gegenstoß durch Enzo Millot beinahe noch das 2:0 erzielt (45.+1).
Das zweite Tor fiel stattdessen kurz nach Wiederanpfiff: Bei einem schnellen Gegenstoß bediente Millot Woltemade, der vor Hradecky eiskalt blieb. Diesmal aber gelang der Werkself der rasche Gegenschlag, Frimpong traf per Flachschuss aus halbrechter Position im Strafraum.
Doch nur kurz darauf war der alte Abstand wiederhergestellt: Demirovic scheiterte nach einem überfallartigen Angriff noch an Hradecky, von dem Keeper prallte der Ball allerdings zu Xhaka, der ihn unfreiwillig ins eigene Tor bugsierte. Auch dieser Spielstand aber hatte nur kurz Bestand. Hincapié traf für Leverkusen nach einer Ecke mit einem Schuss in den linken Winkel. Die Partie schien nun völlig offen - und Leverkusen meldete sich eindrucksvoll zurück.
-----
Mit Sport-Informations-Dienst (SID)