Für einige Kritiker von Joshua Kimmich war der 3:1-Sieg der Bayern beim VfB Stuttgart der eindeutige Beweis: Der Rekordmeister braucht den 30-Jährigen nicht zwingend, um erfolgreich zu sein.
Hier droht dem FC Bayern eine mächtige Vakanz
Bayern droht mächtige Vakanz
Die Partie mag durchaus den Eindruck vermitteln, dass es in München auch ohne Kimmich laufen kann. Ein Blick auf den Kader zeigt zudem: Mit Leon Goretzka, Konrad Laimer, Aleksandar Pavlovic und Joao Palhinha hat man ausreichend Quantität und Qualität in seinen Reihen. Hinzu kommt im Sommer Tom Bischof, den man von der TSG Hoffenheim verpflichtet hat.
Braucht der FC Bayern Kimmich noch?
Müssen sich die Fans der Münchner also gar keine Sorgen um die Zukunft machen? Braucht Bayern Kimmich überhaupt? „Ich glaube nicht, dass Bayern auf Kimmichs Position nachlegen müsste, denn sie haben fünf Spieler, die in der kommenden Saison auf der Doppelsechs spielen können“, schrieb Lothar Matthäus in seiner Sky-Kolumne.
Die Quantität ist in der Mittelfeldzentrale also bereits gegeben. Auch in Sachen Qualität steht man nicht schlecht da. Doch wenn es um Führungsqualität und Anspruchsdenken geht, würde ein Abgang Kimmichs dann doch ein Loch in den Kader reißen.
Vom Persönlichkeitsprofil her passt am ehesten noch Goretzka in die Kategorie „Leitwolf“, doch dessen Standing hat gelitten. Alle restlichen Kandidaten im defensiven Mittelfeld haben ihre Qualitäten, fielen aber bislang nicht als Lautsprecher auf.
Den Bayern droht ein Boss-Problem – und zwar nicht nur im Herzstück der Aufstellung, sondern generell.
Sollte Thomas Müller tatsächlich seine Karriere im Sommer beenden, wäre Kapitän Manuel Neuer der letzte echte Leader. Zwar gehen Jamal Musiala und Harry Kane stets mit Einsatz und Willen voran, doch auch sie sind keine klassischen Anführer.
Was ist mit Abwehrchef Upamecano?
In der Abwehr macht sich derweil Dayot Upamecano zumindest auf den Weg, in eine Führungsrolle zu wachsen. Seit fast vier Jahren ist er ein FCB-Spieler, doch noch lange nicht unumstritten. Durch einige individuelle Fehler hat sein Ruf deutlich gelitten. Der Franzose gilt nicht als eine so sichere Bank wie einer seiner Vorgänger: Jerome Boateng.
Der Weltmeister von 2014, der den Rekordmeister verließ als „Upa“ kam, erwartet sich noch mehr vom Innenverteidiger: „Mit seinen Qualitäten müsste er der Abwehrchef bei Bayern sein. Mit 27, 28 wird er sein bestes Alter erreichen, hoffentlich macht er noch einen Schritt weiter nach vorne“, so Boateng im kicker.
Trainer Vincent Kompany scheint seinem Schützling auch noch Zeit einräumen zu wollen, der Belgier gilt als ein Förderer von Upamecano.
„Ich war als junger Spieler auch nicht sofort ein Abwehrboss. Am Ende war deutlich, wer der Boss in der Verteidigung war. Das muss wachsen. Das kann man nicht herbeireden, sondern muss man zeigen. Das dauert, aber wir sind auf einem guten Weg“, sagte Kompany bereits Mitte Februar auf Nachfrage von SPORT1.
Bayern würde ohne Kimmich Leitwolf fehlen
Fakt ist trotzdem: Einen Anführer alter Prägung würde man unter den Feldspielern des FC Bayern vergeblich suchen, falls Kimmich den Verein wirklich verlassen sollte.
Auch neben dem Platz ist der 30-Jährige seit Jahren jemand, der das öffentliche Wort sucht und Klartext spricht, wenn er es für nötig hält. Bestes Beispiel: Sein klarer Befund nach der 0:3-Niederlage in Rotterdam im Januar, dass die Bayern „kein Top-Team in Europa“ mehr seien.
Solch klare Kante müssten – Stand jetzt – ab Sommer andere zeigen.