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Mario Hermoso: Kein Ersatz, sondern ein Upgrade

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Kein Ersatz, sondern ein Upgrade

Als Ersatz geholt, ein Upgrade geworden: Winter-Neuzugang Mario Hermoso hat bei Bayer Leverkusen schon einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Der vielseitige Spanier überzeugt auf ganzer Linie.
Mario Hermoso ist an Bayer Leverkusen verliehen
Mario Hermoso ist an Bayer Leverkusen verliehen
© IMAGO/HMB-Media
ntrettin
Als Ersatz geholt, ein Upgrade geworden: Winter-Neuzugang Mario Hermoso hat bei Bayer Leverkusen schon einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Der vielseitige Spanier überzeugt auf ganzer Linie.

Nur Zentimeter waren es, die Mario Hermosos bis dahin makellose Bilanz am Samstag plötzlich doch zerbröseln ließen. Eine kleine Unachtsamkeit seines neuen Leverkusener Teamkollegen Nordi Mukiele, der gegen Ende der ersten Halbzeit in Frankfurt einen Rückpass auf Torhüter Lukas Hradecky spielen wollte. Eigentlich eine einfache Aufgabe, tausendfach geübt und praktiziert - im Training, im Wettkampf. Aber diesmal ging etwas schief. Der Verteidiger traf den Ball nicht, sein Versuch geriet den entscheidenden Tick zu kurz.

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Der hinter ihm lauernde Eintracht-Torjäger Hugo Ekitiké sprintete sofort dazwischen, schnappte sich die Kugel, umkurvte den Keeper auf engstem Raum und schob sie aus sechs Metern in den verwaisten Kasten. Hermoso, der in der Mitte erst zurück geeilt war, schien mit der Aktion schon abgeschlossen zu haben, rechnete mit Mukieles Aussetzer gar nicht. So verlangsamte er kurz zuvor das Tempo und kam gegen Ekitiké schließlich einen Schritt zu spät, konnte also nichts mehr reparieren. Es war das Gegentor überhaupt, das Bayer mit Hermoso in der Abwehr kassierte.

Aus Leverkusener Sicht die gute Nachricht: Vor Ekitikés Treffer traf die Werkself bereits dreimal selbst, weshalb dieser ein lediglich kurzes Aufbäumen der Hessen darstellte. Ansonsten zeigte die Werkself eine überzeugende Leistung, fertigte Frankfurt mit 4:1 ab und setzte ein dickes Ausrufezeichen vor dem Champions-League-Duell mit dem FC Bayern. Nicht zuletzt dank Hermoso, der den gesperrten Piero Hincapié links in der Innenverteidigung vertrat, und nach seinem späten Winterwechsel von der AS Rom ins Rheinland einen wiederholt starken Eindruck hinterließ.

Mario Hermoso ist an Bayer Leverkusen verliehen
Mario Hermoso ist an Bayer Leverkusen verliehen

Hermoso erweitert Alonsos Möglichkeiten

Der aus der Jugend von Real Madrid stammende Hermoso durfte im DFB-Pokal gegen den 1. FC Köln (3:2 n.V.) und in der Liga gegen die TSG Hoffenheim (3:1) rund 20 Minuten ran. Gegen den VfL Wolfsburg (0:0) sowie in Frankfurt stand er jeweils in der Startelf und bewies vor allem eines: Eingewöhnungszeit braucht der 29-Jährige offenbar keine. Zweikampfstark, gepaart mit einer stets ruhigen Körpersprache und einem guten Spielaufbau, glänzte er immer wieder - bemerkenswert vor dem Hintergrund, dass er erst am letzten Januartag zur Mannschaft stieß und quasi ins kalte Wasser geworfen wurde.

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Hinzu kommt, dass er ohnehin nur wegen des monatelangen Ausfalls von Abwehrtalent Jeanuel Belocian ausgeliehen wurde, Hermoso war sozusagen der Helfer in der Not. Einen adäquaten Ersatz bekommen Vereine im Januar eher selten, wenn sie nicht gerade Unsummen in die Hand nehmen. Doch die Leverkusener, so wirkt es zumindest, meisterten diese Aufgabe nicht nur mit Bravour, sie zogen gar ein Upgrade an Land. Immerhin bringt Hermoso neben guten Leistungen zwei weitere wichtige Komponenten für den langen Endspurt der Saison mit: Flexibilität und Mentalität.

Eigentlich ist der gebürtige Madrilene gelernter Innenverteidiger, wurde in den vergangenen Jahren aber auch schon auf beiden Außenpositionen und auf der Sechs eingesetzt, ist in den hinteren Reihen überall eine Option. Darüber hinaus verfügt Hermoso über passende Mindset eines echten Kämpfers. „Mario ist eine Maschine. Gegen ihn will ich nicht als Gegenspieler im Kopfballduell hochspringen“, lobte ihn Kapitän Hradecky unlängst. „Er strahlt Professionalität aus und verteidigt das Tor mit seinem Leben. Das hat er sich bei der Roma und Atlético angeeignet.“

Hermoso holte sich Tipps von Hummels

Gerade bei Atlético. Von 2019 bis 2024 stand Hermoso bei den Rojiblancos unter Vertrag und lernte dort die Tugenden des Arbeiterklubs von der Pike auf kennen: Kampf, Leidenschaft, Einsatz, kantig und unbequem sein - eben das gesamte Repertoire vom Auftreten als körperlich robuster Defensivspieler bis hin zum Verhalten in einer disziplinierten Grundordnung. Seine fünf Jahre, die er unter Diego Simeone reifte, lassen sich nach Meinung vieler auch daran erkennen, dass er bei hitzigen Wortgefechten oder Rudelbildungen auf dem Platz gerne als einer der Ersten vor Ort ist. Das zeigte er in Leverkusen bereits mehrfach.

Nur in Rom klappte es für ihn zuletzt nicht mehr, weil ihm seine Gesundheit ausbremste. Ausgerechnet zu der Zeit, als mit Claudio Ranieri ein neuer Trainer kam. Hermoso spielte kaum mehr, so öffnete sich im Winter die Tür für Bayer - durch die er nach einem Gespräch mit seinem alten Teamkollegen Mats Hummels letztlich ging. „Ich habe ihm von meiner Chance erzählt, in die Bundesliga zu wechseln. Er hat mir dann von den vollen Stadien berichtet und von der Art, wie hier Fußball gespielt wird“, verriet er unmittelbar nach seiner Ankunft. „Ich müsste mich zwar auf anderes Wetter als in Rom einstellen, aber er hat schon von der Bundesliga geschwärmt.“

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Hermoso auch gegen die Bayern gefragt?

Zurecht, dürfte Hermoso mittlerweile denken. Alonsos Stil scheint ihm wie erwartet zu liegen. „Die Art und Weise, wie ich spiele und den Fußball verstehe, ist sehr nah dran an dem, wie er Bayer Leverkusen spielen lässt“, schilderte Hermoso. „Wir wollen die Leute mit unserer Spielweise überzeugen, gut mit dem Ball arbeiten, ein Team sein, die hoch presst - mit dynamischen Spielern und attraktivem Fußball. Die Mannschaft hat das im vergangenen Jahr gezeigt, ist wieder auf einem guten Weg und wir werden zusammen hoffentlich großartige Momente erleben.“ Nach etwas mehr als einem Monat sieht es so aus, als könnte der Plan aufgehen.

Als eine Art Notnagel geholt, erwies sich Hermoso schnell als Glücksgriff. Zunächst ist er nur bis zum Saisonende ausgeliehen, eine Kaufoption war im Januar nicht Teil des Deals. Sollte der Abwehrspieler aber weiter auf diesem Niveau spielen, ist eine feste Verpflichtung nicht ausgeschlossen. Die nächste Chance, sich auf höchstem Niveau zu beweisen, bietet sich vielleicht schon gegen die offensivstarken Bayern. Ob in der Startelf- oder als Einwechselspieler, ein Hauch Atlético samt seiner Mentalität, Stärke und Disziplin könnte gerade in einem K.o.-Spiel in der Königsklasse Gold wert sein.