Borussia Dortmund kann sich das internationale Geschäft abschminken. Auch wenn die zweite Halbzeit gegen RB Leipzig ein Klassenunterschied war und der BVB begeisternden Offensivfußball aufbot, steckt der Klub weiterhin in einer tiefen Krise.
Der BVB hat kein Trainerproblem
Daran konnte auch Kovac in seinen ersten sechs Wochen nichts ändern. Nur zwei von sechs Liga-Spielen gewannen die Dortmunder unter seiner Führung.
Über die höchst besorgniserregende Situation darf auch der Einzug ins Viertelfinale der Champions League nicht hinwegtäuschen – zumal die Gegner keine europäischen Großkaliber waren.
Kovac dementiert „Feuer-Klausel“ – Zukunft dennoch offen
Die Wahrscheinlichkeit, dass der BVB in der nächsten Spielzeit wieder internationale Abende erleben darf, sinkt Woche für Woche. Auch deshalb steht Kovac, dessen Vertrag noch bis Sommer 2026 läuft, vor einer ungewissen Zukunft.
Zwar dementierte der 53-Jährige im ZDF eine „Feuer-Klausel“, wonach er den Verein bei einem Verpassen der Königsklasse wieder verlassen dürfte, doch SPORT1 weiß: Der Ausgang ist komplett offen.
Über die Zukunft des Trainers wird vermutlich erst in einer umfassenden Analyse nach der Spielzeit entschieden - ein fatales Zeichen.
BVB-Bosse müssen im Sinne des Vereins handeln
Die Bosse müssen ihre Befindlichkeiten zur Seite schieben und endlich mal im Sinne des Vereins handeln. Dazu gehört, Kovac den Rücken zu stärken und schon jetzt klarmachen: Er wird auch in der kommenden Spielzeit BVB-Trainer sein.
Ein erneuter Übungsleiterwechsel würde die Abwärtsspirale des gesamten Klubs nur weiter beschleunigen. Auch für die Spieler ist es alles andere als förderlich, sich ständig neu erfinden und um die eigene Rolle fürchten zu müssen. Bei einer Trennung von Kovac würde die Entwicklung erneut bei null beginnen. Das kann nicht im Sinne des Vereins sein.
BVB ist ein Trainer-Fresser
Der Ruf nach Konstanz und Beständigkeit ist seit Jahren laut. Die Realität sieht aber anders aus. Der BVB frisst einen Trainer nach dem anderen. Acht (!) verschiedene Übungsleiter standen bei Schwarz-Gelb nach Jürgen Klopp bereits an der Seitenlinie – Mike Tullberg noch gar nicht mitgerechnet.
Länger als ein Jahr im Amt blieben nur die wenigsten. Gelegenheit, nachhaltig etwas aufzubauen, hatte keiner. Als abschreckendes Beispiel für eine derartige Entwicklung dürfte der Nachbar aus Gelsenkirchen dienen.
Kovac holt das Maximum aus dem Trümmerhaufen heraus
Ohnehin zeigen die letzten Spiele: Der BVB hat kein Trainer-Problem. Wenn diese Saison personelle Konsequenzen erfordert, darf nicht Kovac der Leidtragende sein.
Denn der Ex-Profi holt das Maximum aus diesem Trümmerhaufen heraus. Die Auftritte, gerade nach dem Seitenwechsel, sowohl gegen Lille als auch gegen Leipzig, waren herausragend. Mehr als eine Halbzeit hat die Mannschaft aber offenbar nicht im Tank.
Trotzdem hat er es geschafft, Spieler wie Emre Can, Pascal Groß oder Marcel Sabitzer wieder erstarken zu lassen und Maximilian Beier behutsam aufzubauen. Die Hoffnung, dass er auch Profis wie Julian Brandt wieder in die Spur bringt, besteht.
Der Gedanke, dass das Team in der kurzen Zeit mit vielen englischen Wochen unter Kovac große Sprünge macht, war und ist ohnehin naiv.
Kovac braucht Zeit und die Zusicherung der Bosse
Kovac braucht Zeit, um die Mannschaft, die mit körperlichen Defiziten zu kämpfen hat, ordentlich fit zu machen und seine Idee vom Fußballspielen in die Köpfe der Spieler zu pflanzen.
Zwei ordentliche Trainingstage pro Woche reichen dafür nicht aus. Kovac braucht eine komplette Vorbereitung.
Nun liegt es an den Bossen, Kovac zeitnah diese Zusicherung zu geben und den Verein wieder in geordnete Bahnen zu bringen.