Der FC Bayern trauert um seinen ehemaligen Präsidenten Dr. Fritz Scherer. Wie der Verein bekannt gab, verstarb der langjährige Funktionär im Alter von 85 Jahren.
Ex-Boss tot: So prägte Scherer Bayern
Unter Scherer waren die Münchner mit dem Gewinn der Schale 1987 zum deutschen Rekordmeister geworden. Er hatte den FCB als Präsident, Vizepräsident, Schatzmeister und Ehrenvizepräsident geprägt.
Zwischen „Champagner-Willi“ und Beckenbauer
Scherer - im ursprünglichen Beruf Ökonom und Professor an der Fachhochschule in seiner Heimatstadt Augsburg - fungierte von 1979 bis 1985 als Schatzmeister der Bayern, ehe er zum Präsidenten wurde.
Er beerbte damals den als umtriebigen Lebemann zur Legende gewordenen Unternehmer Willi O. Hoffmann, der „Champagner-Willi“ gerufen wurde und mit Vorliebe im Münchener Nobelrestaurant Käfer und bei festlichen Anlässen wie dem Wiener Opernball und den Filmfestspielen in Cannes und Venedig zugegen war.
Der 2022 verstorbene Hoffmann trat 1985 ab, nachdem er sich mit waghalsigen Finanzgeschäften in Schwierigkeiten gebracht hatte. Unter dem weniger glamourösen Wirtschaftsfachmann Scherer wurde der Verein weiter modernisiert und festigte seinen Platz an der Spitze der nationalen Hierarchie - ruhig war es in der Ära Scherer aber auch nicht immer.

Machtkampf mit Rummenigge
Scherers neunjährige Amtszeit war vor allem in der zweiten Hälfte auch von internen Machtkämpfen geprägt. Sowohl Manager Uli Hoeneß als auch der junge Karl-Heinz Rummenigge hatten damals Scherers Nachfolge ins Visier - die beiden langjährigen Kluboberen waren damals Konkurrenten um den damals wichtigsten Bayern-Posten vor der Ausgliederung der AG. Im Gespräch war damals sogar, dass Rummenigge im Fall einer Präsidentenkür Hoeneß durch Paul Breitner als Manager ersetzen würde.
In der sportlich historisch missratenen Saison 1991/92 kam es zu einer wegweisenden Doppel-Personalie, als Scherer unter dem Druck der Basis Rummenigge und Klubidol Franz Beckenbauer als Vizepräsidenten installierte.
1994 bahnte sich dann eine Kampfabstimmung zwischen Scherer und Rummenigge um das Präsidentenamt an. Der damalige bayerische Ministerpräsident und langjährige Bayern-Aufsichtsrat Edmund Stoiber entschärfte die Querelen, indem er Beckenbauer zur Präsidentschaftskandidatur überredete, auf den sich beide Lager einigen konnten.
„Die Bataillone begannen sich zu ordnen“, erinnerte sich Stoiber später im Münchener Merkur an den Schlüsselmoment der Vereinsgeschichte: „Diese Konfrontation wollte ich vermeiden und habe Franz Beckenbauer in die Staatskanzlei gebeten.“
Hainer: Scherer war „Architekt des heutigen FC Bayern“
Scherer verabschiedete sich nach Beckenbauers Wahl in die zweite Reihe und diente Bayern noch bis 2012 diente er dem Verein als Vizepräsident. Scherer war auch Teil des Wirtschafts- und Steuerausschusses beim DFB und zeitweise Co-Geschäftsführer der Allianz Arena GmbH, als das Stadionprojekt noch im Aufbau war.
„Der FC Bayern wird sein Andenken immer in höchsten Ehren halten“, sagte der aktuelle Bayern-Präsident Herbert Hainer: „Fritz Scherer war dem Verein über Jahrzehnte treu verbunden, und mit ihm als Präsident wurden zentrale Weichen dieses Klubs gestellt, ohne die der FC Bayern niemals da stehen würde, wo er heute steht. Scherer sei „ein Architekt des heutigen FC Bayern” gewesen: „Vielen Dank für alles!“
Auch Uli Hoeneß meldete sich zu Wort, er hatte einst 1979 zusammen mit Scherer das Ruder übernommen: „Er als Schatzmeister, ich als Manager: Damals hatte der Verein einen Umsatz von zwölf Millionen Mark – heute liegt er bei rund 950 Millionen Euro."
-----
Mit Sport-Informations-Dienst (SID)