Niko Kovac hat in seinem ersten Spiel als BVB-Cheftrainer eine schmerzhafte Niederlage einstecken müssen. Gegen den VfB Stuttgart unterlagen die Schwarz-Gelben im heimischen Signal Iduna Park mit 1:2 (0:0), der Rückstand auf Champions-League-Rang vier wuchs auf sechs Punkte an.
„Wer kauft die denn noch?“
Keine Königsklasse in Dortmund? Für Vereinsboss Hans-Joachim Watzke angeblich kein Problem. „Das hält der BVB auch zwei Jahre aus. Verglichen mit dem, was der BVB schon alles ausgehalten hat, ist das wirtschaftlich nicht vernachlässigenswert, das wäre zu viel gesagt, aber: Dann macht der BVB ein oder zwei Transfers und alles ist wieder im Lot. Ganz einfach“, sagte Watzke vor wenigen Tagen beim SPOBIS-Kongress in Hamburg.
Effenberg: „Wer kauft die denn noch?“
Das sieht Stefan Effenberg etwas anders. „Es ist wirklich dünnes Eis. Wenn Watzke sagt: ‚Und wenn wir zwei Mal nicht in die Champions League kommen, können wir das verkraften, dann verkaufen wir halt den ein oder anderen‘ - wer kauft die denn noch? Mit ihrer Leistung, die sie derzeit an den Tag legen“, sagte der Ex-Profi im STAHLWERK Doppelpass auf SPORT1.
Mit Waldemar Anton und Serhou Guirassy erlebten gegen den VfB ausgerechnet zwei Ex-Stuttgarter einen gebrauchten Tag, Anton leitete die Niederlage gar mit einem Eigentor ein. Zwei Auftritte, an denen der ehemalige Bundesligatrainer- und Funktionär Armin Veh eine negative Entwicklung festmachte.
„Wenn man nur Waldemar Anton und Serhou Guirassy als Beispiele nimmt, die man mit großen Erwartungen geholt hat, dann muss man einfach sagen, dass sie schwächer geworden sind“, kritisierte Veh im Doppelpass: “Warum sind diese Spieler, die letztes Jahr in Stuttgart überragend waren, jetzt in Dortmund so viel schwächer? Das ist die entscheidende Frage.“
Veh rätselt über Guirassy-Entwicklung
Der 64-Jährige gab zu, dass ihn diese Entwicklung durchaus überrascht, wenn man sich die vergangene Saison 2023/24 vor Augen führt: „Die beiden haben letzte Saison in Stuttgart überragend gespielt. Anton war Abwehrchef, ist dort Nationalspieler geworden, war ein Garant für die Defensive und war für die Offensive ein richtig guter Passgeber.“
Auch Guirassy erkenne er nicht wieder: „Wenn ich ihn jetzt vorne sehe und wie er letztes Jahr gespielt hat... Natürlich hatte er letztes Jahr Deniz Undav an seiner Seite, der sein kongenialer Partner war. Aber Guirassy fällt mir jetzt viel zu schnell um, im Zweikampf liegt er schnell am Boden.“
In Stuttgart habe sich der Angreifer noch viel besser präsentiert, betont Veh: „Letztes Jahr hat er alle Bälle angenommen, hat sie weitergeleitet oder selbst abgeschlossen.“
18 Tore hat Guirassy zwar in seinen ersten 26 Pflichtspielen für Borussia Dortmund erzielen können, wirkt aber nicht wirklich gut in das System der Schwarz-Gelben eingebunden. Auch Anton entwickelte sich nicht zu einer erhofften Säule in der Defensive, fiel zudem häufig mit Verletzungen aus.
Das kritisiert Effenberg beim BVB
Für SPORT1-Experte Effenberg liegen die Gründe auf der Hand, warum Dortmunds Neuzugänge nicht wirklich in Fahrt kommen. „Auch Pascal Groß können wir als Beispiel nehmen. Die Hauptursachen sind für mich, dass schon am Anfang der Saison zu viel verschoben wurde. Sie haben nie auf ihren Positionen gespielt. Anton war in Stuttgart im Zentrum als Chef, als klarer Anführer. Und bei Dortmund fing es dann an – mal Viererkette, mal Dreierkette, dann mal auf der rechten Seite“, kritisierte die Bayern-Legende.
Effenberg meint: „Die Spieler hatten nie das Gefühl und das Vertrauen, das auf ihren Positionen zu liefern, wo sie groß geworden sind. Guirassy hat vorne auch nicht diese Unterstützung, wie er sie in Stuttgart mit Undav hatte. Er braucht diese Unterstützung.“