Vierfach-Torschütze Serhou Guirassy war bei den Interviews nach dem Spiel der gefragte Mann. In seinem Schatten ging ein wenig unter, dass Pascal Groß ebenfalls einen riesigen Anteil am 6:0 von Borussia Dortmund hatte. Gegen Union Berlin bereitete der 33-Jährige vier Treffer vor - mehr als in den bisherigen 20 Einsätzen dieser Bundesligaspielzeit zusammen (drei).
Kovac erweckt BVB-Star zum Leben
Zu verdanken hat Groß seine Leistungsexplosion auch dem Händchen seines Trainers.

Kovac beweist Händchen
Schon in den vergangenen Spielen unter Trainer Niko Kovac fiel auf: Groß ist häufiger in der Offensive zu finden, schlägt mehr Flanken, hat mehr Strafraumaktionen, bereitet mehr Chancen vor und kommt selbst häufiger zum Abschluss.
Der Routinier spielt zwar, wie zuvor meist auch, unter Kovac auf der Doppelsechs, seine Rolle ist aber eine andere. Während Marcel Sabitzer ganz klar für die Defensivarbeit zuständig ist und, laut Kovac, „abräumen“ soll, spielt der DFB-Star deutlich offensiver. So, wie er es schon bei seinem Ex-Verein Brighton & Hove Albion interpretiert hatte und damit zum Nationalspieler und EM-Fahrer reifte.
18 Torbeteiligungen (13 Tore, fünf Vorlagen) in der vergangenen Spielzeit in England und 20 (10/10) im Jahr davor zeigen seine Stärken.
Was hat Kovac mit Groß gemacht? „Nicht viel. Ich habe ihm das Selbstvertrauen gegeben, welches er braucht. […] Ich kenne ihn. Ich weiß, welche Fähigkeiten er hat und wo seine Position ist. Er ist ein Spieler, der mannschaftsdienlich spielt, der alles spielt, was ein Trainer verlangt. Aber seine beste Position ist die Doppelsechs bzw. auf Acht und da glänzt er aktuell von Spiel zu Spiel“, lobte Kovac nach dem Spiel im Interview mit SPORT1.
BVB-Star Groß wird zum Flankengott
Auffällig dabei: Jeder seiner vier Assists entsprang einer Flanke. Groß´ typische Bewegung: Flanke antäuschen, mit dem nächsten Schritt den Ball auf den anderen Fuß legen und ihn dann scharf ins Zentrum schlagen.

„Flanken gehören zum Fußball dazu“, analysierte Kovac trocken, betonte aber schon bei seinem Amtsantritt: „Ich möchte die Spieler schon dort spielen lassen, wo sie ihre Stärken haben.“
Bei Groß ging diese Rechnung auf der offensiveren Position, vor allem gegen Union, besser auf denn je: Sicher und ruhig am Ball, immer mit dem Auge für seine Mitspieler und für die gefährliche Situation.
„Pascal ist deutscher Nationalspieler, hat in der Premier League viele, viele Spiele gespielt. Allein in einen Klub zu kommen, ist dort schon schwierig. Da dann aber so viele Spiele zu machen, ist noch schwieriger und zeigt seine außergewöhnlichen Fähigkeiten – nicht nur als Spieler, sondern auch als Mensch“, lobte Kovac, der sich auch selbst auf die Schulter klopfen dürfte.
Groß erlebt Höhen und Tiefen beim BVB
Mal ist man der gefeierte Held, mal das Gesicht für die Krise - all das durfte Groß bereits in seinem ersten halben Jahr in Dortmund am eigenen Leib erfahren.
Im Sommer wurde sein Transfer von Fans und Experten abgefeiert. Doch nach gutem Start tauchte auch er immer mehr unter und war in der Folge nicht mehr unangefochtener Stammspieler.
Gerade, als Ex-BVB-Coach Nuri Sahin auf Felix Nmecha als alleinigen Sechser setzte, hatte es Groß schwer. Denn mit seinen Geschwindigkeitsdefiziten kam und kommt eine Position auf den Außen kaum in Frage.
BVB-Trainer Kovac setzt auf Groß
Dass Kovac ihn in den vergangenen Wochen in Schutz nahm, offensiv verteidigte, ihm Mut zusprach und somit stärkte, tat dem DFB-Star sichtlich gut.
„Das ist schon der Pascal, den ich kenne. Den wir alle uns wünschen. Er hat sich heute selbst belohnt mit seiner Leistung. Wenn er so weitermacht, wird er uns allen noch ganz viel Freude bereiten“, meinte Kovac.
Fakt ist: Groß stellt sich jederzeit in den Dienst der Mannschaft, gibt auch ohne zu Murren den Rechtsverteidiger oder den defensiven Mittelfeldspieler. Doch diese Zeiten dürften unter Kovac zumindest vorerst vorbei sein. Der BVB-Trainer setzt Groß auf seiner stärksten Position ein. Und der zahlt es ihm eindrucksvoll zurück.