Knapp drei Jahre ist es her, als Tom Rothe in der Bundesliga debütierte. Die Meisterschaft war zu diesem Zeitpunkt (30. Spieltag) schon abgehakt, die Bayern neun Punkte vor dem BVB.
Eine Fehleinschätzung der BVB-Bosse
Rothe durfte mit nur 17 Jahren von Beginn an ran und legte einen Traum-Einstand hin. In der 24. Minute brachte er die Dortmunder in Führung und leitete den 6:1-Kantersieg gegen den VfL Wolfsburg ein. Jeder im Stadion war überzeugt: Rothe ist ein Mann für die Zukunft.

Ist er vielleicht auch - nur eben nicht mehr beim BVB. Der 20-Jährige ist der beste Beweis für die Fehleinschätzungen der Dortmunder Verantwortlichen.
BVB-Bosse ließen Rothe gegen ihren Willen ziehen
Nach seiner sehr positiven Leihe nach Kiel überzeugte Rothe im Sommer-Trainingslager in Bad Ragaz. Der Linksverteidiger war fest eingeplant als Back-up für Ramy Bensebaini, von dem man zu diesem Zeitpunkt noch nicht wusste, ob er nach einer enttäuschenden ersten Saison wieder auf sein altes Niveau kommen würde. Der ein oder andere traute ihm sogar die Stammelf zu.
Doch bevor er Bensebaini herausfordern konnte, war er auch schon wieder weg. Denn der BVB ließ den Youngster zu Union Berlin ziehen – für schlappe fünf Millionen Euro.
„Es war definitiv nicht der Wunsch der Verantwortlichen, dass ich gehe. Sie haben versucht, mich zu halten. Aber im Endeffekt haben wir eine gute Lösung gefunden“, verriet Rothe vor dem Wiedersehen mit seinem Ex-Verein (Samstag, ab 18.30 im LIVETICKER) den Ruhr Nachrichten.
Die Frage ist: Wieso ließen die Bosse ihn dann überhaupt gehen?
Klar ist: Rothe drängte auf einen Wechsel, da ihm für seine Entwicklung Spielzeit enorm wichtig war und nach wie vor ist. Die Wahrscheinlichkeit auf Minuten sah er in Berlin deutlich höher als beim BVB.
Doch hätten die Verantwortlichen ihm nicht eine bessere Perspektive aufzeigen oder vielleicht auch ein Machtwort sprechen müssen?
Hätte Rothe die Lösung auf der Problemposition sein können?
Gerade die Linksverteidiger-Position war lange Zeit die große Problemstelle der Dortmunder. Schon im Winter vergangenen Jahres flickten die Verantwortlichen dieses Problem mit der Leihe von Ian Maatsen.
Das klappte zwar kurzfristig, doch die Probleme waren eher aufgeschoben als aufgehoben. Denn mit dem Leih-Ende, bei dem der BVB nicht bereit war, Maatsen für rund 40 Millionen Euro fest zu verpflichten, hatten die Dortmunder erneut Vakanz auf dieser Position.
Namen von potenziellen Neuzugängen geisterten einige umher. Am Ende wurde nichts realisiert. Lediglich Yan Couto konnte für die rechte Seite erst ausgeliehen und dann durch eine Kaufpflicht fest verpflichtet werden. Die Hoffnung war, dass er sich rechts festspielt und der flexibel einsetzbare Julian Ryerson ein Back-up für hinten links sein kann.
Doch dass Couto eine echte Verstärkung ist, muss der Brasilianer erst noch beweisen. Gerade unter Trainer Niko Kovac hat der Sommer-Neuzugang einen schweren Stand.
Bügelt der BVB den Rothe-Fehler durch die Hintertür aus?
Die Dortmunder waren überzeugt, dass die Quantität und Qualität des Kaders ausreiche. Doch die Personalprobleme in der Hinrunde, durch die Ex-Trainer Nuri Sahin ein ums andere mit viel Fantasie improvisieren musste, und der Blick auf die Tabelle zeigen ein anderes Bild. Der Rothe-Abgang, so scheint es, war eine Fehleinschätzung der BVB-Bosse.
Erst im schwierigen Winter-Transferfenster, in denen es gewöhnlich nicht an potenziellen und sinnvollen Verstärkungen wimmelt, legten die Dortmunder mit der Verpflichtung von Daniel Svensson nach und korrigierten ihre Kaderplanung. Der Schwede macht zwar bislang einen sehr guten Eindruck, doch die Zweifel nach dem Rothe-Abgang, bleiben dennoch bestehen.
Eine Möglichkeit, diesen vermeintlichen Fehler zu korrigieren, haben die Dortmunder. Denn der BVB sicherte sich bei Rothes Wechsel eine Rückkaufoption in Höhe von rund zwölf bis 14 Millionen Euro. Diese Klausel darf allerdings frühestens 2026 gezogen werden.