Es könnte der finale Schritt sein, der den Vertragspoker zwischen dem FC Bayern und Joshua Kimmich schnell beenden könnte. Der Rekordmeister hat sein unterschriftsreifes Angebot zurückgezogen. Jetzt liegt der Ball beim Spieler. Bleibt der 30-Jährige in München oder zieht es ihn ins Ausland?
Der letzte Schritt?
Fakt ist: Mit dieser überraschenden Maßnahme haben die Klub-Bosse das Heft des Handelns wieder in ihrer Hand. Die Zeit des ruhigen und geduldigen Abwartens ist jetzt vorbei. Man ist nicht mehr Bittsteller, sondern stellt selbst die Bedingungen.

Fakt ist aber auch: Es ist ein riskantes Spiel, denn Kimmich könnte jetzt umgehend seine Münchner Zeit für beendet erklären und damit genau das tun, was Max Eberl eigentlich verhindern wollte.
Erst vor drei Wochen hatte der Sportvorstand beteuert, dass die Verhandlungen mit dem DFB-Kapitän auf einem guten Weg seien. Und noch am Sonntagabend machte er nach der Partie gegen Frankfurt den Eindruck, als wäre seine Geduld noch nicht am Ende.
Bayern-Bosse wollen Klarheit
Mittlerweile ist das Schnee von gestern. Die Aufsichtsratssitzung tags darauf führte dazu, dass die Bayern in die Offensive gehen. Schmusekurs war gestern.
Dem Vernehmen nach wollen vor allem die beiden machtbewussten Aufsichtsräte Karl-Heinz Rummenigge und Uli Hoeneß endlich Klarheit. Gerade Letzterer hatte sich schon länger hinter den Kulissen eine Art „Deadline“ im Poker mit Kimmich gewünscht.
Eine Maßnahme, die Eberl - was die Sache zusätzlich delikat macht - öffentlich lange ausgeschlossen hatte.

Für den Sportvorstand ist es nicht das erste Mal, dass eine seiner Verhandlungstaktiken von oben wieder einkassiert wird. Jonathan Tah, Thomas Müller und jetzt eben Kimmich - Eberl preschte jeweils vor und wurde jedes Mal von den Realitäten eingeholt.
Realitäten, die der Aufsichtsrat mit seinen Vorgaben schuf.
Bayern will nicht mehr warten
Für die Klub-Strategen ist der Fall klar: Bis April oder Mai kann sich der deutsche Rekordmeister von Kimmich nicht hinhalten lassen.
Eine mögliche Absage zu so einem späten Zeitpunkt würde das Zeitfenster für einen Ersatz-Transfer extrem klein werden lassen. Zudem steht die Bittsteller-Rolle dem Verein nicht gut zu Gesicht.
Und: An der Säbener Straße ist die Verwunderung groß, warum sich Kimmich mit seiner Entscheidung so lange Zeit lässt. Schließlich rollte man ihm in den vergangenen fünf Monaten regelrecht den roten Teppich aus.
Dass man vor kurzem Jamal Musiala langfristig an den FCB binden konnte, galt eigentlich als Meilenstein für die Verhandlungen mit Kimmich, der sich schließlich leistungsstarke Kollegen wünscht.
Kimmich hat gute Argumente
SPORT1-Informationen zufolge machte der 30-Jährige schon frühzeitig klar, dass er - anders als Leroy Sané - zu keinem Gehaltsverzicht bereit sei.
Seine besten Argumente: Die guten Leistungen bei der EM, in der Hinrunde und die Rückendeckung von Trainer Vincent Kompany.
Der hatte zu Beginn seiner Amtszeit im Juli Hingabe, mentale Fitness und hundertprozentigen Fokus auf den Erfolg gefordert - Voraussetzungen, die Kimmich mitbringt.
Trotzdem verkündete Eberl kurz danach via Interview in der Welt, dass auch der Nationalspieler keine Stammplatzgarantie habe.
Es sind genau solche Aussagen, die sich Kimmich offenkundig merkt. Immer wieder betonte er öffentlich, dass er mehrmals die klare Rückendeckung des Vereins vermisst habe.
Für Kimmich könnte es eng werden
Für den Bayern-Star könnte es jetzt eng werden. Denn die Münchner haben SPORT1-Infos zufolge bereits seit geraumer Zeit ihre Scouts in die Spur geschickt, um adäquaten Ersatz zu finden.
Kimmich hat derweil das grundsätzliche Interesse bei verschiedenen europäischen Top-Klubs geweckt, konkret wurde es aber jeweils nicht.
Wie Eberl im September im STAHLWERK Doppelpass verriet, hatte Paris St. Germain im Sommer 2024 bei Kimmich angeklopft, doch der lehnte damals noch ab und wollte abwarten, wie sich die Dinge in München entwickeln.
Umso spannender ist es, wie der DFB-Kapitän jetzt auf das Ultimatum der Klub-Bosse reagieren wird. Dabei geht es auch um die Herzen der Fans. In den Augen vieler Anhänger steht Kimmich jetzt als derjenige da, der sich nicht zu 100 Prozent zum FC Bayern bekennen will.
Eine ähnliche Situation brachte 2005 Michael Ballack in Erklärungsnot. Noch heute gilt dieser unter Bayern-Fans als jemand, der nur dem großen Geld folgte.
Das Tischtuch ist noch nicht zerschnitten
Wie schon damals reißt der Rekordmeister auch jetzt im Fall Kimmich das Ruder zu seinen Gunsten herum.
Eine harte Gangart gegenüber großen Stars wird in der Öffentlichkeit meist positiv gesehen. Kimmich könnte sich mit seinem Zögern verzockt haben.
Immerhin ist das Tischtuch zwischen beiden Seiten noch nicht zerschnitten. Es laufen weiterhin Gespräche, ein Verbleib Kimmichs über den Sommer hinaus ist zwar unwahrscheinlicher geworden, aber nicht ausgeschlossen.
Der Beziehungsstatus zwischen ihm und den Bayern bleibt trotzdem kompliziert.