Einsatz, Leidenschaft, Zusammenhalt – ohne diese Eigenschaften geht es im Fußball nicht. Und in einem – zumindest von einer Seite - energiegeladenen Derby schon gleich zweimal nicht.
Armutszeugnis auf und neben dem Platz
Dass der BVB diese Attribute mal wieder nicht auf den Platz bekommt – gegen den bis dahin Tabellenletzten der Bundesliga: Geschenkt. Überraschend sind derartige Leistungen in dieser Spielzeit, selbst nach positiven Ansätzen in Lissabon, schon lange nicht mehr.
Doch als ob diese Einsicht noch nicht bitter genug wäre: Der neue Tiefpunkt ist der Auftritt abseits des Platzes. Die Botschaft ist fatal.

BVB-Spieler lassen Journalisten stehen
Die Journalisten drängelten sich nach Abpfiff in die Mixed Zone des Vonovia Ruhrstadions. Eng ging es dabei aber vor allem auf der blau-weißen Seite zu. Die wenigen Minuten zuvor abgefeierten Bochumer, der Mann des Spiels Georgios Masouras, Torwart-Rückkehrer Timo Horn und Kapitän Philipp Hofmann beantworteten freudestrahlend die Fragen der Medienvertreter.
Auf der Dortmunder-Seite wollte sich nach dieser peinlichen Niederlage zum ersten Mal in dieser Saison niemand stellen. Erst als ein Vereinsmitarbeiter die Journalisten darauf hinwies, dass es keinen Gesprächspartner mehr gebe, dampften sie ab.
Das Verhalten spricht Bände: Die Dortmunder Spieler ducken sich vor der Verantwortung weg.
BVB-Profis ducken sich vor der Verantwortung weg
Nicht einmal die drei besseren BVB-Profis an diesem Samstagnachmittag wollten sich diesmal opfern. Weder Kapitän Emre Can noch Nico Schlotterbeck oder Gregor Kobel hatten Lust darauf, Erklärungen für diese Niederlage und desolaten Auftritt zu finden. Wohl auch deshalb, weil sie selbst ratlos sind.
Auch die Dortmunder Verantwortlichen Lars Ricken (Geschäftsführer Sport) und Sebastian Kehl (Sportdirektor) wollten an diesem Abend nicht beschwichtigen und verzichteten auf Statements. Auch sie dürften die Faxen dicke haben, Woche für Woche dieselben Ausreden für ihre Spieler zurechtzulegen. Lediglich im TV standen einige Akteure Rede und Antwort, nicht jedoch in der Mixed Zone.
Wäre Torwart-Titan Oliver Kahn an diesem Abend ein Schwarz-Gelber gewesen, würde er wohl fordern: Wir brauchen Eier! Doch gerade daran mangelt es dem BVB.
Dortmunder lassen Fans abblitzen
Das Bild, das die Mannschaft nach außen abgibt, ist erschreckend. Öffentlich gerade stehen für einen, gerade in der zweiten Halbzeit, indiskutablen Auftritt? Fehlanzeige!
Sich bei den Fans trotz aller Rückschläger für deren unermüdlichen Einsatz bedanken? Auch das verpassten die Dortmunder nach Schlusspfiff und stapften nach wenigen Sekunden ab.
Natürlich waren die schwarz-gelben Anhänger nach der schmerzenden Derby-Pleite auf 180 und hätten sicherlich nicht nett applaudiert. Doch genau darum geht es doch: Rückgrat zeigen.
Kovac irritiert mit Aussagen
Die Führungsspieler-Diskussion lodert nach diesem Auftreten erneut auf. Denn Verantwortung übernehmen sieht anders aus. Trainer Niko Kovac erklärte das Ausbleiben seiner Spieler in der Mixed Zone übrigens mit dringenden „Maßnahmen, um so schnell wie möglich zu regenerieren“. Darunter auch: „Nahrung zu sich führen“.
„Ich bin da, das reicht doch“, antwortete Kovac schmunzelnd auf SPORT1-Nachfrage. Dass sich Kovac, der noch nicht einmal zwei Wochen im Amt ist, allein vor seine Spieler stellt, ist aller Ehren wert. Lange wird er diese Strategie aber wohl nicht mehr fahren können.
Denn auch er wird sich eingestehen müssen: Auf und abseits des Platzes hat der BVB einen neuen Tiefpunkt erreicht.