Nun also doch! BVB-Sportdirektor Sebastian Kehl bestätigte nach dem 2:1-Sieg in Heidenheim, dass die Dortmunder intensiv an den Verpflichtungen von Neuzugängen arbeiten.
Die Rolle rückwärts
„Ich konnte in den letzten eineinhalb Stunden nicht an mein Telefon gehen. Aber es vibriert die ganze Zeit. Natürlich sind wir dran. Wir werden versuchen, an den Dingen weiterzuarbeiten und dann werden wir sehen, was passiert“, sagte Kehl.

Der 44-Jährige vollzieht damit die Rolle rückwärts, nachdem er unter der Woche noch für Irritationen gesorgt hatte.
Kehl überrascht mit Transfer-Aussage
Nach dem Sieg in der Champions League gegen Donezk unter der Woche meinte Kehl noch: „Wir diskutieren Möglichkeiten am Markt, aber ich glaube, dass wir ruhig bleiben. (…) Es kann aber auch sein, dass wir gar nichts mehr tun.“
Der Sportdirektor könne zwar die Erwartungshaltung verstehen, dennoch verwies er auf die Stärke des Kaders - auf einen Kader, der den eigenen Ansprüchen weit hinterherhinkt. Spielerisch, vor allem aber auch tabellarisch. Sowohl bei Experten als auch bei den eigenen Fans sorgten diese Worte für Irritationen.
Denn dass die Mannschaft Verstärkungen benötigt, war eigentlich allen klar. Der Versuch mit einem kleineren Kader bestückt mit variablen Spielern und offen für Chancen für junge Talente ging überhaupt nicht auf. Zu oft musste Ex-Coach Nuri Sahin erfinderisch werden. Von der Möglichkeit, anständig zu trainieren, mal ganz abgesehen. Gerade die Kaderbreite ließ zu wünschen übrig.
Zu Jahresende signalisierten die BVB-Bosse bereits, schnell handeln zu wollen, um Neuzugänge möglichst früh integrieren zu können.
Viele Namen schwirrten umher, doch abgesehen von Salih Özcan, der nach seiner unbefriedigenden Leihe aus Wolfsburg vorzeitig zurückkehrte, ist bislang noch kein Neuzugang in Dortmund vorstellig geworden. Es schien, als würde der BVB das Transferfenster verschlafen.
BVB-Wunschliste ist lang
Die schwierige Marktsituation, die das Winter-Transferfenster mit sich bringt, der Trainerwechsel und die unterschiedlichen Meinungen in der Führungsetage erschwerten die Entscheidungsfindung enorm. Doch nun könnte es ganz schnell gehen. Und das muss es auch, denn am Montagabend endet die Transferphase.
Der 22 Jahre alte Linksverteidiger Daniel Svensson vom dänischen Erstligisten FC Nordsjaelland ist bereits im Anflug auf Dortmund und wird am Sonntag den Medizincheck absolvieren. Im Raum steht eine Leihe mit Kaufoption.
Auch Offensivspieler Rayan Cherki (Olympique Lyon), der bereits im Sommer weit oben auf der Liste der Dortmunder stand, soll in den nächsten Stunden überzeugt werden. Damals hatte Sahin eine Verpflichtung noch abgelehnt.
Nach Sky-Informationen soll auch Mittelfeldspieler Carney Chukwuemeka (FC Chelsea) weiterhin heißer Kandidat sein. Laut Transfer-Experte Fabrizio Romano sollen die Dortmunder bereits ein offizielles Angebot abgegeben haben.
Zuletzt nahmen die kritischen Stimmen im Verein auch gegenüber Sportdirektor Sebastian Kehl, der die Kaderplanung zu verantworten hat, zu. Sollte es ihm trotz aller Widrigkeiten, die er selbst immer wieder betonte, gelingen, vielversprechende Spieler an Land zu ziehen, würde das natürlich wiederum auch seine Position stärken.
Kehl pokert mit widersprüchlichen Aussagen
Dass sich Kehl unter der Woche so bedeckt hielt, dürfte zwei Gründe haben.
Erstens: Den Druck aus der Sache und von sich selbst nehmen. Sollten am Ende nämlich - warum auch immer - die Deals platzen, könnte er noch immer auf seine Aussagen verweisen, dass der Kader stark genug sei und er nicht zwingend Optimierungsbedarf sehe.
Zweitens: Durch offensive Transfer-Ansagen hätte Kehl die Not seines Klubs nur noch deutlicher unterstrichen. Die Folge: Vereine hätten mit dem Wissen um Dortmunds Verzweiflung in den Verhandlungen mit dem BVB horrende Summen aufrufen können. Somit dürften Kehls Worte nicht mehr als ein Täuschungsversuch gewesen sein.
Dennoch: Viel Zeit bleibt nicht mehr. Am Montagabend schließt das Transferfenster. Schiefgehen darf dabei kaum etwas. Kehls Telefon wird auch in den nächsten Stunden glühen.
Von Innenverteidiger Waldemar Anton gab es immerhin schon warme Worte an potenzielle Verstärkungen: „Alle, die kommen, sind herzlich willkommen. Wir werden jeden gut aufnehmen.“