Hoffenheim ist die größte Enttäuschung der laufenden Bundesliga-Saison. Geht es nach dem Wert des Kaders, müsste der Klub aus Baden-Württemberg irgendwo im vorderen Mittelfeld der Tabelle zu finden sein. Doch die Realität sieht anders aus.
Jetzt ist nur noch Drama
Als 15. hat die TSG aktuell nur noch einen Punkt Vorsprung auf den Relegationsplatz. In der Formtabelle der vergangenen fünf Spieltage ist nur Union Berlin schwächer. Hoffenheim holte zwei von 15 Punkten, und zwar, nachdem sie den Trainer gewechselt hatten, von Pellegrino Matarazzo auf Christian Ilzer.
Mit Matarazzo, kaum vorstellbar mittlerweile, waren sie im Mai noch in die Europa League eingezogen.
Bei Hoffenheim ist alles verpufft
Jetzt ist nur noch Drama. Was mit der überraschenden Freistellung von Erfolgsmanager Alexander Rosen begann, mitten in der Saisonvorbereitung, hat sich zu einer großen Abwärtsspirale entwickelt.
Man muss sich das noch mal vor Augen führen: Nach Rosens Aus wurden im Endspurt der Transferperiode noch über 50 Millionen Euro für neue Spieler ausgegeben, rein für Ablösen. Verpufft, wie der Effekt des Trainerwechsels.
Bei keinem Abstiegskandidaten klafft zwischen Anspruch und Realität eine derartige Lücke wie in Hoffenheim. Die komplette Neuaufstellung während der laufenden Saison - auf Interims-Sportchef Frank Kramer folgte im Oktober Andreas Schicker aus Graz - sorgte nicht nur für jede Menge Ablenkung von den sportlichen Aufgaben, sondern vor allem für ein Durcheinander hinsichtlich Kompetenzen und Autoritäten.
Führungsvakuum bei der TSG
Als mit Matarazzo der letzte „vertraute“ Vorgesetzte im November geschasst wurde, fühlten nicht wenige in der Mannschaft ein Führungsvakuum. Denn die neuen Chefs waren, mitten in der Krise, große Unbekannte. Schicker hatte mit Paul Pajduch auch noch einen neuen Technischen Direktor im sportlichen Bereich installiert.
Was, fernab der Rochaden auf der Chefetage, jetzt aber zum allergrößten Problem der Hoffenheimer werden kann: Der Kader ist überhaupt nicht für den Kampf um den Klassenerhalt zusammengestellt. Es ist ein anderer Wettbewerb, wenn es plötzlich darum geht, etwas zu verhindern (den Abstieg nämlich), statt gemeinsam etwas Positives erreichen zu können, einen Platz im europäischen Geschäft zum Beispiel.
Negativer Druck, das hat die Vergangenheit schon häufig gezeigt, kann gute Fußballer „blockieren“, spielerisch, aber gerade auch mental. Spiele gegen den Abstieg sind oft wie ein anderer Sport, sie sind vor allem ein Kampf. Es braucht da andere Qualitäten.
Nach dem Spiel beim FC Bayern folgt für Hoffenheim das Duell bei Holstein Kiel. Ob sie Abstiegskampf können, ob sie dieser Aufgabe gewachsen sind, das müssen sie dort beweisen. Wie sie bisher auftreten, muss man das komplett bezweifeln. Das Hoffenheim der Hinrunde hätte den Abstieg verdient.