Mit einem Hattrick in nur 13 Minuten hat Myron Boadu dem VfL Bochum einen spektakulären Punktgewinn im Abstiegskampf beschert. Der Niederländer rettete dem Tabellenletzten nach 0:3-Rückstand noch ein 3:3 (0:3) gegen RB Leipzig - und gab den Hoffnungen der Westfalen auf den Klassenerhalt weitere Nahrung.
RB knickt wieder ein
Boadu, erstmals seit Anfang Oktober wieder in der Startelf, traf in der 48. und 57. Minute aus dem Spiel heraus, dann legte er per Foulelfmeter nach (61.). Drei Tore innerhalb von zwölf Minuten durch Willi Orban (10.), Antonio Nusa (13.) und Christoph Baumgartner (22.) hatten RB mit 3:0 in Führung gebracht.

Wirbel um zweites Tor: Leipzig im Glück
Allerdings hatten die Leipziger dabei auch Glück gehabt: Beim zweiten Treffer konnte eine mutmaßliche Abseitsstellung nicht vom VAR verifiziert werden, weil wegen technischer Probleme die kalibrierte Linie nicht gezogen werden konnte, wie Sky mit Bezug auf die DFL berichtete.
Nach nur fünf Toren in acht Spielen unter seiner Regie hatte VfL-Trainer Dieter Hecking vor allem in der Offensive umgestellt. Philipp Hofmann, mit seinem Traumtor der Matchwinner beim 1:0 gegen den FC St. Pauli, musste auf die Bank, dafür kam Boadu. Auch Moritz Broschinski und Dani de Wit rückten ins Team.
RB-Coach Marco Rose musste im Angriff gar ohne echten Mittelstürmer auskommen. Ohne die gesperrten Lois Openda und Benjamin Sesko, die beim 1:2 in Stuttgart Gelb-Rot gesehen hatten, sowie den noch nicht wieder einsatzbereiten André Silva und Yussuf Poulsen blieb nur Mittelfeldspieler Baumgartner als „falsche Neun“.
Orbans Flanke segelt ins Tor
Das erste Tor erzielte ein Abwehrspieler: Orban erhielt an der linken Strafraumkante den Ball und schlug ihn in die Mitte. Was wohl als Flanke gedacht war, senkte sich zur Überraschung aller über den Innenpfosten in den Winkel.
Nur drei Minuten später legte ein Offensiver nach: Nusa kam eher zufällig an den Ball, den Baumgartner und Xavi Simons eigentlich verstolpert hatten, und traf per Flachschuss ins linke Eck.
Wie am Reißbrett geplant war dagegen das 0:3. Nach Steilpass von Ridle Baku und Hereingabe von David Raum vollendete Baumgartner.
Nach der Pause drehte sich das Spiel völlig: Nach einem Leipziger Fehler im Aufbau bediente der eingewechselte Gerrit Holtmann Boadu, der zum ersten Mal zuschlug. Nach einer Hereingabe von Bernardo folgte der zweite Streich, ehe er nach einem Foul an de Wit vom Punkt traf.
Kampl: „Das war viel zu billig“
Gerrit Holtmann, mitverantwortlich für den Bochumer Aufschwung, war dennoch nicht komplett zufrieden. „Wir haben in der Halbzeit drei Tore zu viel bekommen. Wenn wir von Anfang an so gespielt hätten, sage ich ist der Punkt zu wenig“, erklärte er nach dem Spiel bei Sky.
Auf der anderen Seite standen enttäuschte Leipziger, die eine frühe 3:0-Führung noch verspielten und damit aus den Champions League-Rängen fallen.
Kevin Kampl war nach dem Spiel mächtig angefressen: „Mir fehlen gerade ehrlichgesagt ein bisschen die Worte, das war viel zu billig. Das ist unfassbar, dass uns das passiert. Wir führen 3:0, du musst einfach den Sack zumachen.“
Auch Sky-Experte Didi Hamann ging hart mit den Sachsen ins Gericht: „Sie hatten immer wieder solche Spiele drin. Dass sie nicht gefestigt sind, haben sie heute bewiesen. Es wird ein großer Kampf unter die ersten Vier zu kommen. Heute haben sie mir nicht gefallen über die gesamten 90 Minuten.“
Hamann: „Verbaler Angriff auf die Mannschaft“
Auch Trainer Marco Rose war „schwer enttäuscht“ über den Auftritt seiner Mannschaft. „Zu naiv“ beschrieb der die Vorgehensweise seiner Elf, sie setze „zu leichtfertig die Ziele aufs Spiel“, so der 48-Jährige nach dem Spiel.
„Das war ein verbaler Angriff auf die Mannschaft“, kommentierte Hamann die Aussagen des RB-Coaches. Die Leipziger müssen nun zusehen, die Champions League-Plätze nicht aus den Augen zu verlieren. Im Kampf um den vierten Platz sieht der Experte die Sachsen nicht im Vorteil: „So wie sie im Moment unterwegs sind, wird es einen anderen geben, der am Ende der Saison vor ihnen steht.“