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Eine Wende, die keiner kommen sah

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Eine Wende, die keiner kommen sah

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Eine Wende, die keiner kommen sah

Borussia Mönchengladbach startet mit dem schweren Heimspiel gegen den FC Bayern ins neue Jahr. Doch auf einen lockeren Aufgalopp dürfen die Münchner nicht hoffen. Das meint auch Vereinslegende Roel Brouwers.
Kevin Stöger blickt zuversichtlich auf das Duell zwischen seinen Gladbachern und dem FC Bayern. Der 31-Jährige sieht die Borussia gut in Form und freut sich auf das Spiel am Samstagabend.
Borussia Mönchengladbach startet mit dem schweren Heimspiel gegen den FC Bayern ins neue Jahr. Doch auf einen lockeren Aufgalopp dürfen die Münchner nicht hoffen. Das meint auch Vereinslegende Roel Brouwers.

Es dauerte lange. Sehr, sehr lange. Weit mehr als zweieinhalb Jahre, genauer gesagt 32 Monate, 90 Partien oder ganze 25 Anläufe. Doch im allerletzten Bundesliga-Spiel vor der Weihnachtspause hatten sie es geschafft, dieser vermaledeiten Statistik ein Ende zu setzen.

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Das 2:1 in Hoffenheim bedeutete, dass Borussia Mönchengladbach erstmals seit März 2022 wieder zwei Bundesliga-Spiele in Folge gewinnen konnte - und aus einem rumpeligen Saisonstart endgültig in der Angriffsmodus hochschaltete.

Die Folge: Im Dezember waren die Fohlen hinter Bayer Leverkusen und Werder Bremen gar die drittbeste Mannschaft der Liga und arbeiteten sich auf Platz acht vor - der Rückstand auf Platz drei, der bekanntlich zur Qualifikation für die Champions League berechtigt, beträgt nur noch drei Punkte.

Viele Rädchen scheinen am Niederrhein endlich ineinander zu greifen. Und das nach einem Herbst, der den gesamten Verein in akute Alarmbereitschaft versetzte. Immer wieder rätselhafte Nicht-Leistungen und Spiele, die an Inspiration und Leidenschaft kaum zu unterbieten waren.

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Zahlreiche Fans, Beobachter und Experten befürchteten schon, dass Gladbach nach der tristen Vorsaison endgültig zur grauen Maus der Bundesliga mutieren könnte.

Seoane? „Verdient ganz großen Respekt“

Auch an Trainer Gerardo Seoane gab es ständig Kritik. Gerüchte über eine Entlassung kursierten gefühlt wöchentlich. Nach dem Augsburg-Debakel im September sprach die Bild gar von einem Drei-Spiele-Ultimatum.

Dass der Schweizer dennoch die Ruhe bewahrte und sein Team wieder in die Spur brachte, ist ihm heute hoch anzurechnen - findet Roel Brouwers, der von 2007 bis 2016 im Verein spielte, 210 Pflichtspiele absolvierte und sich zum Publikumsliebling mauserte.

Es habe schon im Sommer „viele Fragezeichen“ um Seoane gegeben, erinnerte Brouwers im Gespräch mit SPORT1.

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„Oft hieß es: Geht es für ihn weiter oder doch nicht? Dann hat er zu Beginn der Saison gleich so viele Spiele verloren, das kam natürlich zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt. Die Diskussionen waren sofort wieder da, das ist im Fußball leider oft so. In welcher Art und Weise Gerardo dann aber das Ruder herumgerissen hat, verdient ganz großen Respekt“, sagte der Ex-Profi.

Er selbst weiß genau, wie schnell sich Dinge manchmal drehen und wenden können. Vom Absturz in die 2. Bundesliga bis zum Erreichen der Champions League machte er einst alles mit.

„Der Anfang war nicht einfach. Aber seit Mitte Oktober geht es richtig auswärts. Da waren auch schwierige Spiele dabei, die Gladbach extrem gut gemeistert hat - die Unentschieden gegen Leipzig und Dortmund zum Beispiel“, erklärte Brouwers.

Der Konkurrenz wird wieder das Fürchten gelehrt

Was der Grund dafür ist, dass sie sich in der Beständigkeit und Resilienz dermaßen gesteigert haben?

Für Brouwers sticht dabei ein Grund heraus: „Sie sind vor allem in der Defensive viel besser geworden. Erst wurde bei den Innenverteidigern viel gewechselt, was auch mit Verletzungen zu tun hatte. Jetzt sind (Ko) Itakura und (Nico) Elvedi wieder zusammen und haben neue Sicherheit gefunden. Viele andere Spieler finden sich so einfacher und kommen auch besser in Schwung.“

Tatsächlich belegen viele Zahlen, dass die angebliche graue Maus ihren Konkurrenten wieder das Fürchten lehrt. So kassierten die Fohlen erst 20 Gegentore - zum gleichen Zeitpunkt des Vorjahres waren es noch ganze 33. Mit aktuell 24 Zählern haben sie auch schon jetzt nur noch zehn Punkte weniger als in der gesamten vergangenen Saison.

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„Man erkennt auf dem Platz eine Mannschaft, die alles in die Waagschale wirft. Die vermittelt, wie wichtig es ist, sich in jeden Ball zu schmeißen und Zweikämpfe für sich zu entscheiden, um den Kollegen zu helfen“, freute sich Brouwers.

Gladbach? „Da wächst wirklich etwas zusammen“

Doch nicht nur in der defensiven Zentrale, auch auf anderen Positionen machen sich Veränderungen positiv bemerkbar. Die Beförderung von Moritz Nicolas zur Nummer eins zahlt sich aus. Neuzugang Philipp Sander bringt die nötige Mentalität und Robustheit rein, mit Tim Kleindienst ist endlich wieder ein klassischer Torjäger an Bord, der den Unterschied ausmacht und jederzeit vorangeht.

Die Diskussionen um fehlende Führungsspieler, die nicht zuletzt nach den Verlusten von Tony Jantschke, Patrick Herrmann und Christoph Kramer aufkamen, haben sich mit ihnen fast erübrigt.

„Wenn man drei dieser Jungs fast gleichzeitig verliert, ist das nicht so leicht zu verkraften“, erklärte der 43 Jahre alte Niederländer und fügte hinzu: „Auf der anderen Seite hat Gladbach auch charakterstarke Spieler dazu bekommen. Kleindienst, Sander, Kevin Stöger - sie alle kennen das Profigeschäft in Deutschland schon sehr gut und wissen genau, worauf es hier ankommt. Dazu kommen Julian Weigl oder Alassane Pléa, aber auch Rocco Reitz. Ihre Erfahrung hilft den jungen Spielern sehr. Da wächst wirklich etwas zusammen. Die Mannschaft ist eine Einheit und wirkt gefestigt.“

Gladbach hat eine Kehrtwende vollzogen

Eines der daraus resultierenden Ergebnisse: Die Gladbacher haben in Sachen Stabilität nach eigenen Führungen eine komplette Kehrtwende vollzogen.

Noch in der vergangenen Saison verspielte das Team von Seoane eine deutlich bessere Platzierung, weil es in der Schlussphase immer wieder bittere Gegentore schluckte. 20 Mal lag die Borussia in Front, holte jedoch nur 29 von 60 möglichen Punkten. Die sage und schreibe 31 Zähler, die nach einer Führung noch aus der Hand gegeben wurden, waren wiederum die zweitmeisten in ganz Europa.

In dieser Spielzeit gibt der Traditionsverein ein völlig anderes Bild ab. Sechs Führungen wurden bisher erzielt, alle sechs konnten auch bis zum Ende gehalten werden. Mit durchschnittlich 3,0 Punkten pro Spiel nach einer Führung liegt Gladbach vor den Bayern (2,82) und Bremen (2,50) an der Spitze der Liga.

„Wenn das Selbstvertrauen da ist und man einen Lauf hat, kommt vieles von alleine“, merkte Brouwers an und verwies auf eine weitere Statistik hin: Sein Ex-Klub hat nach 15 Spieltagen bereits so viele Siege auf dem Konto (7) wie in der gesamten Vorsaison.

„Von Europa darf man immer träumen“

Wohin die Reise geht und wie nachhaltig der jüngste Höhenflug ist, bleibt abzuwarten.

„Von Europa darf man immer träumen - und wenn die Jungs so weitermachen, ist das auch drin. Einfach wird es aber nicht. Die Tabelle ist vor allem im Mittelfeld noch extrem eng, zudem hat Gladbach in den nächsten Wochen schwere Gegner. Da sind unter anderem die Bayern, Leverkusen, Frankfurt und der VfB Stuttgart dabei“, blickte Brouwers auf die namhaften Teams voraus, die sich den Fohlen demnächst in den Weg stellen werden.

FC Bayern? „Es ist alles drin“

Dass ausgerechnet die Partie gegen die Münchner (Sa. ab 18.30 Uhr im LIVETICKER) den Auftakt in das schwere Programm bildet, kommt aber vielleicht nicht einmal ungelegen.

Kein Verein hat den FC Bayern so häufig geschlagen wie die Borussia. 28 Mal zwangen sie den deutschen Rekordmeister schon in die Knie - und auch in den letzten Jahren lief es oft gut. Fünf der letzten neun Bundesliga-Heimspiele gegen die Süddeutschen gewannen die Gladbacher.

„Und das Gute ist jetzt: Man hat mittlerweile wieder Vertrauen in die eigene Stärke. Es ist also alles drin“, betonte Brouwers: „Die Bayern werden hochmotiviert sein - Gladbach aber auch! Die Borussia hat oft gerade gegen München ihre besten Spiele gemacht.

„Ich will keinen Sieg versprechen. Aber möglich ist es auf jeden Fall“, versicherte der ehemalige Abwehrspieler und scherzte mit Blick auf die gestartete Siegesserie: „Es ist ja nicht ausgeschlossen, dass wir am Samstag schon sagen: Gladbach kann nicht nur zwei Spiele in Folge gewinnen, sondern auch drei“.

Dann hätten sie ihrem Ruf als Bayern-Angstgegner einmal mehr alle Ehre gemacht.