Bleibt Joshua Kimmich dem FC Bayern auch über den Sommer hinaus erhalten? Im Nachgang des 1:0-Sieges in Mönchengladbach deutete der 29-Jährige an, dass er sich für seine Entscheidung noch länger Zeit nehmen will.
Kimmich deutet Hängepartie an
„Es ist natürlich ein sehr entscheidender Moment in meiner Karriere. Ich kenne gute Gründe, um zu verlängern, die Argumente sind da. Trotzdem ist es so, dass ich abwägen möchte, wo ich in den nächsten drei, vier Jahren sportlich den maximalen Erfolg haben kann“, teilte Kimmich nach dem Spiel in der Mixed Zone mit: „Das werde ich mir jetzt in den nächsten Wochen und Monate angucken und dann eine sehr gute Entscheidung treffen.“
Ein langes Warten auf die Zusage Kimmichs könnte für Bayern mit Nachteilen verbunden sein: Kimmich ist eine Schlüsselfigur im Kader-Puzzle der Bayern. An der Frage, ob er bleibt oder geht, könnten sich auch andere Personalien (mit-)entscheiden - Verhandlungen um Vertragsverlängerungen (Sané, Davies, Musiala) und Neuzugänge.
Kimmich skizziert seine Zukunfts-Gedanken
Wie lange der Poker um Kimmich sich hinziehen könnte? Völlig ausufern lassen will er ihn nicht, wie er betont. „Ich bin jetzt nicht der Spieler, der das bis zum Ende auszockt und ich möchte selber nicht bis Mai oder Juli warten, ich möchte auch für mich persönlich irgendwann eine Entscheidung treffen.“
Ein Wechsel ins Ausland steht als Alternative im Raum. Kimmich stellt dabei aber klar, dass er nicht zwingend jetzt eine Horizonterweiterung sucht: „In erster Linie geht es schon um den sportlichen Erfolg. Dort, wo ich am meisten Spaß haben und am meisten erreichen kann. Wenn es nur um diese Auslandserfahrung gehen würde, kann man das auch mit 34 auf einem anderen Level machen“, sagt er.
Das Beispiel Mats Hummels zeige, dass dafür auch in einigen Jahren noch die Zeit gebe, so Kimmich: „Ich glaube, wenn es nur um die Auslandserfahrung an sich geht, hab ich jetzt nicht den Druck, ins Ausland gehen zu müssen. Für mich steht schon das Sportliche im Vordergrund.“
Auch familiäre Aspekte spielen eine Rolle: Der deutsche Nationalmannschafts-Kapitän ist Ehemann und Vater von vier Kindern, was seine Entscheidung beeinflusst. „Natürlich ist die Situation auch anders, wenn man vier Kinder und eine Frau hat. Mit 19, 20 hab ich noch anders gedacht. Da habe ich gedacht: Du musst in jeder Liga spielen und hier und da und dort noch Titel holen. Das hat sich natürlich ein bisschen verändert.“
Kompany-Engagement als Wendepunkt?
Einen Hinweis, in welche Richtung er in seiner Entscheidung tendiere, hatte Kimmich schon wenige Minuten zuvor bei Sky gegeben. Auf die Frage, wie hoch die Wahrscheinlichkeit in Prozent ist, dass er beim FC Bayern seinen Vertrag verlängere, antwortete Kimmich: „Größer als im Sommer. Deutlich größer.“
Die Antwort verdeutlicht, dass Kimmich sich im Sommer 2024 einen Abschied aus München vorstellen konnte - nachdem Kimmich unter Ex-Trainer Thomas Tuchel eher unglücklich war, weil der ihn meist nicht auf der bevorzugten Position als klassischer Sechser eingesetzt und sich öffentlich einen anderen Spielertyp für die Rolle gewünscht hatte.
Hinzu kamen bei Kimmich Verwundungen wegen des Gefühls mangelnder Rückendeckung von Vereinsseite, auch in der Vergangenheit während der aufgeheizten Debatte um Kimmichs anfängliche Nicht-Impfung in der Corona-Pandemie.
Die Lage änderte sich mit der Bayern-Entscheidung für Vincent Kompany im Sommer. Unter Kompany stand Kimmich in der laufenden Saison in jedem Pflichtspiel von Beginn an auf dem Feld - und das als Stratege im Mittelfeld. Ob Kimmichs Sinneswandel auch mit der Entscheidung des Belgiers zusammenhängt? „Ja. Sehr viel. Der Trainer macht es sehr, sehr gut. Ganz Deutschland sieht, dass wir auf eine andere Art und Weise Fußball spielen. Es sieht deutlich besser aus. Wir können uns mit der Art und Weise gut identifizieren und es macht Spaß.“
Die letzten Zweifel, ob Kimmich Bayern treu bleiben will, sind offensichtlich trotzdem noch nicht beseitigt ...