Nuri Sahin wollte seinen Spielern erst gar keine Ausreden für die 2:3-Niederlage gegen Bayer Leverkusen geben. Sein Ziel ist klar: Der BVB-Trainer will seiner Mannschaft unbedingt das Siegergen einimpfen, erfolgreich zu sein und allen Widrigkeiten zu trotzen.
Wen hat Sahin gemeint?
Dabei schreckt Sahin nicht zurück, deutliche Kritik an einigen Spielern zu üben.
Sahin gibt Not-Elf kein Alibi
Alibi? Fehlanzeige! Und doch, so ehrlich muss man bei der Analyse des Spiels sein, hätte Sahin auch über den Spielausgang ohne die Grippewelle spekulieren können. Denn dass das Team, gerade in der Defensive, durch die kurzfristigen Ausfälle einiger Leistungsträger enorm geschwächt war, ist nicht wegzudiskutieren.
Die Not-Abwehr war vor allem in den ersten 19 Minuten, in denen Borussia Dortmund schon drei Gegentore schlucken musste, heillos überfordert.
Sahin sprach im Anschluss am SPORT1-Mikrofon von einem „Puzzle“, kritisierte dennoch nüchtern: „Die Gegentore? Darüber müssen wir nicht reden. Auch nicht in dieser Konstellation.“
Trotz Notdefensive – „Darf uns so nicht passieren“
Der flexibel einsetzbare Außenverteidiger Julian Ryerson gab erstmals im Zentrum den Abwehrboss. Neben ihm kamen der angeschlagene und leicht erkrankte, 18 Jahre alte Almugera Kabar und der U23-Innenverteidiger Yannik Lührs zu ihren Startelfdebüts für Schwarz-Gelb.
Yan Couto durfte auf seiner rechten Seite ran – eine Abwehrreihe, die so vorher noch nie zusammengespielt hatte und erst dann aufwachte, als es schon zu spät war. „Egal ob Durchwechseln oder nicht, alle Tore waren zu verhindern. Das ist viel zu einfach und darf uns so nicht passieren“, bemängelte auch Torhüter Gregor Kobel nach der Partie die drei schnellen Gegentore.
Sahin wird deutlich: „Einigen kann ich Vorwürfe machen“
Abgesehen von der Abwehrkette standen beim BVB aber durchaus gestandene Bundesliga-Profis auf dem Platz, die sich hinter den Ausfällen in der Defensive nicht verstecken dürfen.
Auch deshalb wurde Sahin auf SPORT1-Nachfrage deutlich: „Einigen kann ich Vorwürfe machen. Einige Spieler, von denen ich erwartet hätte, dass sie eine Schippe drauflegen und nochmal zehn Prozent mehr geben in dieser Konstellation, haben nicht ihr Leistung gebracht.“ Auf die Nachfrage, wen er damit meine, antwortete Sahin kurz und knapp: „Einige.“
BVB-Leistungsträger bleiben vieles schuldig
Darüber, wen er genau damit meinte, lässt sich daher nur spekulieren. Spieler wie der angeschlagene Debütant Kabar, Karim Adeyemi und Marcel Sabitzer, die nach Verletzungspause wieder zurückkehrten, konnte er wohl kaum einen Vorwurf machen. Doch Fakt ist: Gerade die etablierten Führungsspieler oder die, die den Anspruch haben, einer zu sein, dürften sich angesprochen fühlen.
Hinten angefangen bei Kobel, der bei den Gegentoren weitestgehend machtlos war und seine Mannschaft sogar das ein oder andere Mal vor einem noch höheren Rückstand bewahrte, allerdings gerade mit dem Ball am Fuß keine große Sicherheit ausstrahlte.
Rechtsverteidiger Couto bewies erneut, dass er noch nicht in Dortmund angekommen ist. Sein früher Fehler führte zum ersten Gegentor. Beim 0:2 stand er komplett falsch. Der Neuzugang, für den der BVB zu Beginn der Saison knapp 25 Millionen Euro auf den Tisch legte, muss sich dringend steigern.
Der zuletzt so hochgelobte Felix Nmecha hatte in Granit Xhaka einen Dauerbewacher und kam so kaum zur Entfaltung. Kapitän Julian Brandt war zwar stets bemüht, kreative Impulse oder Struktur konnte er dem Spiel allerdings nicht geben.
Ähnlich verhielt es sich bei Maximilian Beier. Der 22-Jährige blieb über weite Strecken der Partie blass. Auch Serhou Guirassy konnte kaum Akzente setzen.
BVB im Mittelmaß angekommen – Sahin hofft auf Rückkehrer
Auch wenn der BVB Leverkusen über weite Strecken mit Ballbesitz dominierte – wenn auch mit überschaubarer Durchschlagskraft – und am Ende sogar fast noch an einem Punktgewinn schnupperte, stehen am Ende null Zähler – erstmals seit 21 Jahren an einem Freitagabend. Am Wochenende droht sogar das Abrutschen auf Tabellenplatz zehn. Der BVB ist im Mittelmaß angekommen.
„Ich glaube nicht, dass eine Mannschaft Leverkusen mit Ball so dominiert hat, wie wir es heute getan haben. [… ] Wenn wir so spielen, dann werden wir Kiel schlagen“, zeigte sich Sahin zuversichtlich. Viel Zeit, über das zu spekulieren, was vielleicht drin gewesen wäre, bleibt den Dortmunder ohnehin nicht. Denn am Dienstag geht es direkt im hohen Norden in Kiel weiter (ab 18.30 Uhr im LIVETICKER).
Die Leistungsträger stehen in der Pflicht. Und auch die Not-Abwehr vom Freitagabend wird dann wohl die nächste Bewährungschance bekommen. Denn große Hoffnung auf mehrere Blitz-Genesungen hat Sahin nicht.