Es zog sich wie Kaugummi. Doch bevor die Spekulationen um eine vermeintliche Trennung so richtig hochkochten, brachte die gestrige Vertragsunterzeichnung von Sebastian Kehl Gewissheit. Der Sportdirektor wird zwei zweitere Jahre, mindestens bis Sommer 2027, beim BVB bleiben.
Die Hintergründe des Kehl-Deals
Ricken hält damit Wort. Bei der Mitgliederversammlung im November sprach der Sport-Geschäftsführer noch von einem „Wunsch“, mit dem 44-Jährigen weiterarbeiten zu wollen. Intern gab es von beiden Seiten wohl nie große Zweifel daran.
Eindeutiger Vertrauensbeweis des BVB
Die Verlängerung ist ein eindeutiger Vertrauensbeweis von Ricken und dem Verein an den ehemaligen BVB-Kapitän. Und das trotz des Gegenwinds, der ihm in den letzten Wochen und Monaten entgegenschlug.
Die Entscheidung, Ricken und nicht ihn zum Geschäftsführer Sport zu machen, war ein harter Schlag für den 31-maligen deutschen Nationalspieler (zwei Tore). Auch mit der Hinzunahme von Sven Mislintat, den ein starker Charakter auszeichnet und der wohl gerne auch den Posten von Kehl übernommen hätte, wurde er in seiner Position geschwächt.
Ein weiterer Rückschlag für Kehl war die Trennung des Vereins von seinem engen Vertrauten Slaven Stanic (ehemals Koordinator Sport).
Kaderplanung? Kehl bekommt Gegenwind
Auch die Kritik einer unzureichenden Kaderplanung im Sommer prasselte auf Kehl ein. Obwohl die Dortmunder im Sommer noch für ihre Transfers, wie von Pascal Groß, Serhou Guirassy oder auch Maximilian Beier, gefeiert wurden, stellte sich schnell die Frage, ob Nuri Sahin nicht nur qualitativ, sondern auch quantitativ genug Personal zu Verfügung stehe.
Denn die Verletzungsmisere stellte den BVB-Coach vor Weihnachten vor enormen Problemen. Probleme, die Kehl, so werfen ihm einige Fans und Kritiker vor, schon im Sommer hätte kommen sehen und sich besser darauf einstellen hätte müssen. Der Sportdirektor betonte allerdings immer wieder, dass er großes Vertrauen in den Kader habe.
Ricken stärkte Kehl bei allen Themen stets den Rücken, zurrte die Verantwortlichkeiten nach dem kleinen Machtgerangel mit Mislintat fest und symbolisierte Geschlossenheit. Auch das war in der Vergangenheit nicht immer so. Für Kehl war und ist dieses bedingungslose Vertrauen aber auch klare Voraussetzung für die weitere Zusammenarbeit. Genauso wie die klare Zuteilung von Kompetenzen.
Das sind die Aufgaben von Kehl
Transfers, Beraterthemen, Integration von Talenten und die Kaderzusammenstellung der Profimannschaft werden auch in Zukunft Kehls Kerngeschäft sein. Das letzte Wort wird dabei dennoch Ricken haben. Sven Mislintat (Technischer Direktor mit Schwerpunkt Kaderplanung) darf sich auch in Zukunft mit Einschätzungen einbringen, bleibt dem Sportdirektor dennoch unterstellt.
Auch die öffentliche Präsenz und der Austausch mit Medien, wie beispielsweise in Interviews, werden weiterhin in Kehls, aber auch in Rickens Zuständigkeitsbereich liegen.
BVB-Sportdirektor Kehl verfolgt ambitionierte Ziele
„Ich lebe diesen Verein.“ Ein Satz, den man Kehl nach knapp 24 Jahren im Verein glauben darf. Auch der Bezug zur Stadt und den Menschen ist - nicht zuletzt durch die Geburt seiner Kinder in Dortmund - extrem groß.
Kehl will mit dem BVB zu den „zehn bis zwölf besten Klubs in Europa“ gehören und nationale Titel gewinnen. Daran wird er sich in Zukunft messen lassen müssen. Nicht weniger als das fordern die Fans und auch der Verein von ihm.
Der Ist-Zustand ist derzeit ein anderer. Doch ein Sieg am Abend gegen Meister Bayer 04 Leverkusen (20.30 Uhr im LIVETICKER) könnte dabei helfen, die ambitionierten Ansprüche zu unterstreichen und nicht ins sportliche Mittelmaß abzurutschen.