Beim 5:1-Sieg von Bayer Leverkusen gegen den SC Freiburg hat Florian Wirtz erneut einen Gala-Auftritt hingelegt. Auch der ehemalige Bayern-Torwart Oliver Kahn stimmte im STAHLWERK Doppelpass auf SPORT1 in die Lobeshymnen ein - und hob dabei eine besondere Fähigkeit des Ausnahmekönners hervor.
Kahn verrät: So tickt Wirtz
„Wir alle wissen, welche Qualitäten er hat. Eine seiner Qualitäten ist sein Kopf. Er hat einen sehr starken Kopf. Er verschießt einen Elfmeter, das interessiert ihn gar nicht. Er wird dann auch noch besser und diese Qualität spürt man früh bei einem Spieler“, sagte Kahn und würdigte die herausragende Einstellung des 21 Jahre alten Offensivstars.
In der Tat lief es für Wirtz gegen Freiburg zunächst nicht so rund. Mit einem abgefälschten Torschuss traf er in der Anfangsphase einen Ordner - was ihm sichtlich leidtat. Dann scheiterte Wirtz per Strafstoß an Noah Atubolu.
Wirtz steigert seinen Wert von Minute zu Minute
Aber statt zu resignieren, machte er weiter - und avancierte neben Viererpacker Patrik Schick mit einem Tor und drei Assists zum entscheidenden Mann auf dem Platz. Erstmals in der Bundesliga gelangen ihm vier Torbeteiligungen in einer Partie.
Wirtz steigert seinen Wert damit praktisch von Spielminute zu Spielminute. Die Frage nach seiner Zukunft ist Anfang vergangener Woche wieder neu entbrannt, nachdem der kicker über eine angeblich bereits erfolgte Verlängerung des aktuell bis 2027 laufenden Vertrags berichtete - was die Bayer-Verantwortlichen jedoch dementierten.
„Die Meldung Anfang der Woche stimmte definitiv nicht“, sagte Sportchef Simon Rolfes bei Sky. Der Wunsch sei es, ergänzte Geschäftsführer Fernando Carro, dass Wirtz so lange wie möglich in Leverkusen bleibe - mindestens bis zur WM 2026. „Die Wahrscheinlichkeit, dass es so ist, ist bei einer Verlängerung natürlich größer.“
Kahn: „Im Moment steht ihm die ganze Welt offen“
Beim FC Bayern steht Wirtz bekanntlich schon seit geraumer Zeit im Fokus, Ehrenpräsident Uli Hoeneß erkor ihn im Sommer öffentlich zum Wunschspieler.
Der frühere Bayern-Boss Kahn verriet nun: „Wir haben viel Kontakt zu ihm gehabt, aber er ist sehr nachdenklich und überlegt seine nächsten Schritte genau voraus. Im Moment steht ihm die ganze Welt offen, aber es würde mich nicht wundern, wenn er bei Leverkusen verlängert.“
Wirtz ticke so, dass er das Stück für Stück aufbaue, ergänzte Kahn: „Wir wissen, wenn man als junger Spieler eine falsche Entscheidung trifft, kann das in die andere Richtung gehen. Das ist eine Intelligenz, die er hat.“
Natürlich spiele der finanzielle Aspekt eine Rolle, räumte der 55-Jährige ein: „Trotzdem ist er vom Typ derjenige, der das Potenzial bei Leverkusen sieht. Die Frage ist aber auch, was passiert mit dem Trainer, das wäre für mich ein ganz entscheidender Faktor.“
Hängt Wirtz' Zukunft an Alonso?
Xabi Alonsos Vertrag läuft noch bis 2026, einen Abgang im Sommer wollte Bayer-Geschäftsführer Carro am Samstag jedoch nicht ausschließen. „Ich kann nicht zusagen, dass Alonso bleibt“, sagte er bei Sky. „Aber ich bin recht zuversichtlich, dass er den Vertrag erfüllt.“
Laut Stefan Effenberg sollte Wirtz einen möglichen Verbleib nicht vom Trainer abhängig machen. „Wenn ein neuer Trainer kommt, dann hat er ja trotzdem eine enorm hohe Qualität, die ja funktioniert. Unabhängig vom Trainer soll er in Leverkusen bleiben“, sagte der SPORT1-Experte im Doppelpass.
Dass er sich in der heimischen Atmosphäre wohlfühlt, ist für Kahn ein wichtiger Faktor. „Bei Bayern oder Barcelona wäre es eine ganz andere Situation. Ich könnte mir vorstellen, dass er seinen Vertrag verlängert, aber nicht für zwei, drei oder vier Jahre, sondern eher kurzfristig.“
Wirtz? Kahn beziffert Bayerns Chancen
Hat der FC Bayern überhaupt eine Chance, Wirtz zu holen? „Auf jeden Fall. Es ist kein Geheimnis, dass der FC Bayern, wenn er will, sehr viel tun kann“, erläuterte Kahn.
Zugleich sieht der frühere Bayern-CEO in der Personalie auch eine gewisse Gefahr. Sollten die Bayern Wirtz für womöglich deutlich mehr als 100 Millionen Euro holen wollen, dann müssten sie wohl „den ein oder anderen Spieler abgeben, um ein gewisses Budget nicht zu überschreiten“, erklärte Kahn.
Allerdings warf der ehemalige Weltklasse-Keeper auch ein: „Ich habe vieles erlebt, das Budget war da schnell wieder vergessen - Hauptsache, der Spieler kommt.“
Effenberg: „Er hat in Leverkusen alles“
Effenberg riet ihm, zunächst in Leverkusen zu bleiben. „Der Wechsel wird irgendwann stattfinden, egal ob ins Ausland oder zum FC Bayern. Er hat in Leverkusen alles - und auch die Chance, nochmal deutscher Meister zu werden“, sagte der Ex-Nationalspieler.
Dass Wirtz einmal zusammen mit Jamal Musiala bei Bayern wirbelt, ist für Effenberg trotzdem möglich. „Das funktioniert auch in der Nationalmannschaft, dafür sind sie auch zu gut.“
Dennoch sei er sich sicher, dass Wirtz auch in Absprache mit seinen Eltern eine vernünftige Entscheidung treffen werde und er den entsprechenden Rat bekomme: „Junge, du wirst noch so viele Verträge unterschreiben, es ist für deine Entwicklung richtig und wichtig, dass du in Leverkusen bleibst.“
„Ganz Deutschland ist gesegnet“
Dort verneigte sich am Samstagabend sogar der Gegner vor Wirtz.
Bayer und „ganz Deutschland sind gesegnet mit diesem Spieler“, sagte der Freiburger Michael Gregoritsch. Gäste-Coach Julian Schuster würde sich sogar „sofort ein Trikot kaufen, wenn ich zehn Jahre alt wäre“.
Und Rekord-Nationalspieler Lothar Matthäus war ganz „verzaubert“, er nannte Wirtz gar in einem Atemzug mit einem der Größten. Früher habe er es immer bei Lionel Messi gesagt, betonte Matthäus bei Sky, dieser Wirtz sei für jeden Fan das „Eintrittsgeld wert“.