Ein vermeintliches Handspiel von Serhou Guirassy im Topspiel zwischen Borussia Mönchengladbach und Borussia Dortmund (Endstand 1:1) ließ die TV-Experten-Crew ratlos zurück.
Kein Hand-Elfer? Matthäus verwirrt
„Es wird mal gepfiffen, es wird mal nicht gepfiffen. Ich blicke auch nicht mehr ganz durch“, wunderte sich beispielsweise Lothar Matthäus am Sky-Mikrofon.
BVB vs. Gladbach: War das Handspiel?
Im Borussia-Park lief die 15. Minute: Ein Volleyschuss von Rocco Reitz - der auf das Tor zu segeln drohte - wurde von Guirassy mit seinem leicht ausgefahrenen linken Arm geblockt und ins Toraus gelenkt. „Jetzt war die Hand wieder locker gehalten, es war nicht weit genug (vom Körper weg, d. Red.). Zwei Zentimeter weiter draußen ist es ein Elfmeter“, meinte Matthäus in der Halbzeitpause zu dieser Szene.
Nach einem minutenlangen VAR-Check wurde Schiedsrichter Tobias Stieler nicht an den Monitor am Spielfeldrand gebeten und es blieb bei seiner Ursprungsentscheidung: kein Elfmeter. Die Szene erinnerte an Deutschlands bitteres Ausscheiden bei der Europameisterschaft gegen Spanien.
Szene erinnert an Cucurella
Spaniens Marc Cucurella bekam den Ball in der Verlängerung des EM-Viertelfinals nach einem Schuss von Jamal Musiala an den ausgestreckten Arm, doch die Pfeife von Schiedsrichter Anthony Taylor blieb stumm, auch der Videoassistent intervenierte nicht. „Es ist auf jeden Fall eine ähnliche Szene. Es ist nicht die gleiche, aber eine ähnliche. Das war keine Absicht von Guirassy“, bewertete Matthäus die Situation.
Was den Rekordnationalspieler beschäftigte: „Wenn die Hand nicht dort gewesen wäre, dann wäre der Ball auf das Tor gekommen. Die Hand ist weg, aber wo soll die Hand hin? Soll sie nur noch auf dem Rücken sein?“ Das sähe doch blöd aus.
Moderator Sebastian Hellmann stieg ein und erinnerte daran, dass die DFL vor der Saison angekündigt hatte, vermeintliche Handspielszenen in Zukunft etwas lockerer - und mit mehr Ermessensspielraum - zu bewerten. „Das ist auch Sinne des Fußballs.“
„Hätte Guirassy die Hand an den Rücken nehmen müssen?“
Matthäus stimmte seinem Kollegen zu und bezeichnete die Regelanpassung als gut. „Ich möchte auch nicht die Spieler nur mit den Händen am Rücken sehen. Hätte Guirassy jetzt die Hand an den Rücken nehmen müssen?“ Das wäre in dem Fall ja gar nicht möglich gewesen und wenn so etwas verlangt würde, dann mache es „den Fußball kaputt“.
Dabei war das vermeintliche Handspiel von Guirassy nicht die einzige Aufreger-Szene im ersten Durchgang. Zuvor war Ramy Bensebaini Gegenspieler Franck Honorat im eigenen Sechzehner auf den Fuß getreten (13.) und löste damit Proteste und Elfmeter-Forderungen bei den Fohlen aus. Auch hier entschied Stieler nicht auf Strafstoß. Matthäus konnte die Entscheidung nicht nachvollziehen. „Für mich ist es ein klarer Elfmeter“, befand der 63-Jährige.
Den so lange herbeigesehnten Elfmeter für Gladbach gab es dann schließlich doch noch. Pascal Groß hatte Tim Kleindienst im eigenen Strafraum in aussichtsreicher Abschlussposition zu Fall gebracht. Stieler zeigte nach VAR-Eingriff auf den Punkt und Kevin Stöger verwandelte souverän zum 1:1 (71.). Zuvor hatte Jamie Gittens den BVB mit einem sehenswerten Distanzschuss in Führung gebracht (64.).
Das Chaos war noch längst nicht vorbei: Der eingewechselte Tomás Cvancara sah in der Nachspielzeit binnen zwei Minuten eine äußerst umstrittene Gelb-Rote Karte (90.+5). Erst ahndete Stieler ein harmloses Foulspiel mit Gelb, der angesäuerte Cvancara schimpfte vor sich hin und schmiss den Ball weg. Die Konsequenz? Platzverweis.