Die erste Bundesliga-Niederlage der Saison war ein kleiner Schock für den FC Bayern München. Mit 1:2 verlor der deutsche Rekordmeister am Samstag beim 1. FSV Mainz 05. Nur einen Tag später sollte die Stimmung aber - passend zur Jahreszeit - schon wieder deutlich besinnlicher sein. Der Grund: Die Fanclub-Besuche standen auf dem Programm. Eine liebgewonnene Tradition für viele. Eine Premiere für andere. Auch für Sportdirektor Max Eberl, der erst seit März 2024 im Amt ist.
Eberl mit kurioser Kompany-Anekdote
Eberls Ziel an diesem Tag war die Wallerfinger Schulturnhalle im Landkreis Deggendorf. Dort empfingen ihn über 300 Bayern-Anhänger des Fanclubs Gneiding‘89 mit großem Applaus - und unzähligen Themen im Gepäck. Viele davon befassten sich mit der Verpflichtung von Trainer Vincent Kompany. „Ich glaube, das war die meistgestellte Frage des Sommers. Es war keine einfache Zeit“, erinnerte sich Eberl. „Du bist gerade hier angekommen, da wurde Thomas Tuchel schon gesagt, dass er im Sommer nicht mehr da ist.“
Trainerliste? „Vincent war von Anfang an dabei“
Der 52-Jährige gab unumwunden zu, dass seine ersten Monate an der Säbener Straße durchaus turbulent waren: Kein Erfolg in der Bundesliga, das bittere Aus in der Champions League bei Real Madrid und dazu die schwierige Trainersuche, bei der es zunächst eine Absage nach der anderen hagelte. „Es war eine wirklich komplizierte Zeit und wir haben uns dann sehr viele Gedanken gemacht. Diese ominöse Liste, die dann auch medial ihren Lauf genommen hat, die haben wir natürlich gemacht“, führte er seine Gedanken weiter aus.
Die Bosse des aktuellen Spitzenreiters hätten notiert, welcher Trainer potenziell ein guter Kandidat für Bayern München sein könnte, um die nächsten Jahre bestmöglich zu gestalten. „Und da standen natürlich auch junge Trainer drauf, Trainer mit großem Potenzial, die vielleicht in der großen Welt noch nicht bekannt sind - also von der Trainerseite, als Spieler war er ja bekannt. Vincent war von Anfang an dabei“, so Eberl.
„Wir haben gesagt: ‚Okay, Vincent - er war ein super Spieler, er kennt große Kabinen, er war jetzt zwei Jahre in Anderlecht. Dann hat er zwei Jahre in Burnley gearbeitet, ist einmal überraschend aufgestiegen und einmal abgestiegen. Das war das erste Argument, vielleicht nicht als allererstes einen Abstiegstrainer zu präsentieren“, stellte Eberl klar. „Und dass wir uns mit Xabi Alonso beschäftigt haben, ist auch kein Geheimnis mehr. Dass wir uns mit Julian Nagelsmann beschäftigt haben, ist auch kein Geheimnis. Dass wir den einen oder anderen noch im Kopf hatten, ist auch kein Geheimnis.“
„Uli hat gesagt, ich darf erst gehen, wenn du ja gesagt hast“
Die Tatsache, dass Eberl aber nicht schon viel früher bei Kompany angerufen hat, ärgert ihn dennoch. Erst nach dem späten Gespräch sei ihm und Sportdirektor Christoph Freund klar geworden: „Okay, wir gehen diesen Weg mit einem vermeintlich unerfahrenen Trainer. Aber mit einem tollen Menschen und einer großen Persönlichkeit, der auch weiß, wie er Fußball spielen will. Das ist ja oft wichtig bei Trainern, was ist ihre Idee und bringen sie das der Mannschaft rüber.“
Uli Hoeneß habe schließlich zu Eberl gesagt: „Max, wenn du jetzt zu Vincent fliegst, kommst du erst wieder raus, wenn er den Vertrag unterschrieben hat“, leitete der Sportdirektor eine lustige Anekdote ein. „Wir, Vincent, Christoph und ich, haben uns dann sechs Stunden über Fußball unterhalten. Ein tolles Gespräch über Taktik, über Spieler. Und dann meinte Vincent: ‚Max und Christoph, super. Ihr merkt, dass ich Lust habe, aber ich muss meine Frau fragen. Treffen wir uns morgen früh. Dann habe ich mich bei ihm zu Hause auf die Couch gelegt. Er sagte nur: ‚Was machst du?‘ Dann antwortete ich: ‚Der Uli hat gesagt, ich darf erst gehen, wenn du ja gesagt hast.‘“
Trotz der Niederlage in Mainz scheint der Plan bisher aufzugehen. In der Bundesliga stehen die Bayern auf Platz eins, in der Champions League sind sie noch voll im Rennen, nur das Pokal-Aus gegen Leverkusen trübt das Gesamtbild. Kompany hat es mit seiner ruhigen, eher introvertierten Art geschafft, die Mannschaft wieder auf Kurs zu bringen. „Er kann nicht nur nett sein“, scherzte Eberl gerade deswegen über den Belgier.