Als Bayern-Sportvorstand Max Eberl nach der bitteren Pleite bei Mainz 05 einen Fanclub besuchte, wurde er von einem Anhänger des Rekordmeisters mit dessen Unmut ob der jüngsten Darbietungen von Leroy Sané konfrontiert. Dieser sei ein „Stinkstiefel“ und hätte nach der Niederlage bei den Mainzern „sicher nicht duschen“ müssen. „Was denkt ihr euch da auf der Tribüne, wenn ihr das Spiel anschaut? Ihr werdet in der Vorstandschaft doch darüber reden“, richtete der Fan direkte Worte in Richtung Eberl.
Für Sané wird es immer enger
Dieser vermied in seiner folgenden Antwort Kritik an dem 28-Jährigen. So „schmerzt das Herz sehr, da man merkt, in welche Richtung das Spiel geht.“
Er ergänzte: „Wir haben uns in den direkten Duellen nicht so gut angestellt. Das möchte ich aber nicht auf einzelne Spieler reduzieren. Ich bin der Letzte, der Spieler vernichtet. Wir haben gestern als Mannschaft verloren und unser Niveau nicht erreicht.“
Viele Spieler bei Bayern brauchen neue Verträge
Dass beim FC Bayern unzählige Personalien für die Saison 2025/26 ungeklärt sind, ist wahrlich kein Geheimnis. So sprach Präsident Herbert Hainer kürzlich auf der Jahreshauptversammlung des Klubs über zukünftige Schlüsselspieler. Jamal Musiala wurde dabei genannt, Alphonso Davies und Joshua Kimmich. Mit Hochdruck würde man daran arbeiten, die Arbeitspapiere dieser Spieler zu verlängern. Der Name Leroy Sané tauchte in der Aufzählung des Bosses nicht auf – und das nicht ohne Grund.
Dass der 28-Jährige einer der am höchsten veranlagten deutschen Spieler ist, daran besteht kein Zweifel. Ebenso ist aber auch klar, dass die Veranlagungen und das vorhandene Potenzial wiederholt nicht abgerufen wurden. In der Vergangenheit – und auch in den vergangenen Wochen.
Mehrmals durfte sich der Offensivspieler von Anfang an beweisen, die ihm gebotenen Chancen vermochte er dabei aber nicht wirklich zu nutzen. Stattdessen wirkte er wieder und wieder gehemmt und glücklos.
Heftige Kritik an Leroy Sané
Dass Sané, der als besonderer Charakter gilt, der mitunter besonderer Fürsorge bedarf, selbst gerne in München bleiben würde, hat er bereits mehrfach betont. Er fühlt sich in der Stadt und im Team wohl. Wie aber stehen die Chancen auf einen neuen Vertrag?
Zuletzt hagelte es für den Sportler Kritik. „Der Stellenwert (von Sané, Anm. d. Red.) im Verein ist im Moment Nummer 13, 14, 15, 16. Er hat einen sehr guten Vertrag und es gibt überhaupt keinen Grund: Warum sollten die Bayern den Vertrag verlängern?“, stellte Sky-Experte Dietmar Hamann eine rhetorische Frage.
Auch Fredi Bobic gab bei dem Sender eine ähnliche Einschätzung ab. „Sané wird das Trikot ab Sommer nicht mehr tragen. Weil man auch die fünf Jahre hernehmen muss, die er da war, und auch mal sehen muss, was unterm Strich ist. Und das war zu wenig“, sagte er.
Bei Sané und seinen Beratern kommen die Kommentare wenig überraschend nicht gut an.
Eberl: „Die Jungs wissen Bescheid“
Noch sind beim FCB keine Verträge für 2025 unterzeichnet, Stand jetzt würden die Verantwortlichen beim deutschen Nationalspieler nach SPORT1-Informationen aber den Daumen senken.
„Wir sprechen mit allen, wir schauen uns alle Entwicklungen an“, sagte Eberl im Hinblick auf die fraglichen Spieler bei dem Fanclub-Besuch zu Medienvertretern. Auf Sané und den bereits im Sommer ausgemusterten Leon Goretzka angesprochen, ließ er verlauten: „Die Jungs wissen Bescheid, wie wir die Dinge sehen, aber es kommt noch Arbeit auf mich und Christoph (Sportdirektor Christoph Freund, Anm. d. Red.) im Januar und Februar zu.“
Nicht zu verachten ist in diesem Hinblick auch das Thema Geld. Mit einem Jahresgehalt von bis zu 20 Millionen ist Sané einer der Topverdiener in München. Wäre also ein massiver Gehaltsverzicht der Schlüssel zu einem neuen Kontrakt?
Gehaltsverzicht als Option?
Dass es in jedem Fall ein wichtiges Thema ist, machten die Aussagen von Eberl deutlich. So erklärte der 51-Jährige, jeder, der mit einer solchen Bitte konfrontiert werde, würde wohl erst einmal mit der Frage nach dem Warum reagieren.
„Bayern ist finanziell gut aufgestellt, aber es ist nicht so, dass alles Geld in den Sport und in die Spieler investiert wird. Es wird in viele Projekte investiert, unter anderem in das Leistungszentrum. Dafür brauchst du auch finanzielle Möglichkeiten. Dementsprechend ist es nicht so, dass Christoph und ich frei mit Geld um uns werfen dürfen“, so der Sportdirektor.
Hierbei sei erwähnt: In einem SportBild-Interview machte Sané bereits deutlich, dass ihm Geld nicht wichtig sei.
Für Didi Hamann wäre jedoch auch ein Verzicht auf Gehalt kein Grund, um Sané an den Verein zu binden. „Ich wäre da auch vorsichtig, wenn ich sage, ich mache das Grundgehalt um die Hälfte runter. Das ist ja immer noch ein Haufen Geld“, so der Ex-Profi.
Sané fehlt der Champions-League-Titel
Seit 2020 steht Sané im Kader des Rekordmeisters, feierte dabei unter anderem drei Deutsche Meisterschaften und den Gewinn des UEFA Supercups. Das höchste Ziel auf Vereinsebene konnte er derweil noch nicht erreichen, weder mit den Bayern, noch bei seiner vorherigen Station Manchester City. So fehlt ihm der Titel in der Champions League.
Ein Manko, bei dem die Chancen auf eine erfolgreiche Bekämpfung in München gewiss höher sind als andernorts. Ein weiterer Grund für den Rechtsaußen, um für einen Verbleib in München zu kämpfen.
Dass er zu kämpfen bereit ist, wurde vor allem in der zurückliegenden Saison unter Thomas Tuchel deutlich. Seinerzeit spielte er in der entscheidenden Saisonphase immer wieder trotz einer hartnäckigen Schambeinentzündung - obwohl er aufgrund starker Schmerzen oft nicht einmal trainieren konnte. Ein Einsatz, der im Werben um einen neuen Kontrakt aber längst nichts mehr gilt.
Damit Sané auch über den 30. Juni 2025 hinaus in München bleiben darf, scheint eine dauerhafte Leistungssteigerung unabdingbar. Dann bleiben „Stinkstiefel“-Aussagen der Fans in Zukunft vielleicht auch aus.