Mit einem kleinen Film machte der FC Bayern auf der Jahreshauptversammlung den anwesenden Mitgliedern und seinen sonstigen Fans richtig Lust auf das anstehende Finale der Champions League in München. Schmerzhafte Szenen aus dem „Finale dahoam“ im Jahr 2012 waren dort zu sehen – garniert mit kämpferischen Aussagen der heutigen Protagonisten.
Richtig, aber auch richtig gefährlich
Schließlich verkündete CEO Jan-Christian Dreesen vollmundig: „Es muss unser Anspruch sein als FC Bayern, im Finale dabei zu sein. Und diesmal, liebe Bayern-Familie, nennen wir es nicht ‚Finale dahoam‘, diesmal nennen wir es ‚Titel dahoam‘.“
Kampfansage ist richtig
Die Kampfansage an die europäische Konkurrenz ist richtig. Gerade die Jahreshauptversammlung eignete sich dafür perfekt. Denn in den letzten Monaten war von der positiven Anspannung, die 2011 und 2012 durch den Verein flirrte, nur wenig zu spüren. Vom „Finale dahoam“ sprachen zuletzt nur die wenigsten. Und wenn, dann nur sehr leise.
Am Sonntagmittag änderte sich dies mit Dreesens Aussage dramatisch. Doch nicht nur von der Finalteilnahme, sondern auch gleich vom Titel zu sprechen, könnte gefährlich werden. Denn der aktuelle Kader wirkt noch nicht so gefestigt wie vor mehr als zwölf Jahren. Einige Spieler müssen sich noch steigern. Der Druck könnte zu viel werden.
Erinnerungen an Hoeneß
Uli Hoeneß sagte am 30. November 2010 den legendären Satz: „Im Jahre 2012 findet das Champions-League-Finale in München statt, in der Allianz Arena. Und da müssen wir dabei sein!“
Was aber oft übersehen wird: Damals ging es dem Klub-Patron zunächst nur um die Qualifikation für die Königsklasse. Er erklärte daher auch: „Wir müssen die Qualifikation für die Champions League im nächsten Jahr erreichen – egal wie.“
Hoeneß wollte also zumindest die Chance wahren, ein „Finale dahoam“ zu erleben. Die Münchner befanden sich zu jener Zeit schließlich in einer – wie der Klub-Patron es nannte – „relativ ausweglosen Situation“. Der FCB lag nur auf Rang fünf – satte zwölf Punkte hinter dem Tabellenführer aus Dortmund.
Hoeneß rüttelte den Verein wach. Der Rest ist bekannt: Jupp Heynckes übernahm und führte die Mannschaft tatsächlich ins Finale 2012 in der heimischen Arena.
Dreesen ist mutig
Die mutige Ansage vom Sonntag ehrt Dreesen, er hat die Zeichen der Zeit erkannt. Doch ob er der Mannschaft mit diesem Druck einen Gefallen getan hat, bleibt abzuwarten. Denn nicht alle Profis haben die Erfahrung des Kaders von 2011/12 – und der reine Wille allein wird nicht reichen.
Die Ergebnisse bei Aston Villa und dem FC Barcelona haben es gezeigt: Unter Neu-Trainer Vincent Kompany hat das Bayern-Team noch einiges zu tun, um der Aufgabe „Finale dahoam 2.0″ gerecht zu werden. Im Mai könnte es daher viele enttäuschte Gesichter bei den Fans geben. Dreesens Titel-Auftrag ist richtig, aber auch richtig gefährlich.