Borussia Mönchengladbach sehnt sich nach sportlich schwierigen Zeiten wieder nach Erfolg und präsentierte sich zuletzt grundlegend verbessert. Bis zurück nach Europa ist es dennoch ein weiter Weg.
Neue „Gesichter": Angriff auf Europa?
Laut Roland Virkus, Geschäftsführer Sport der Gladbacher, hat das neue Gesicht der Fohlen und der damit verbundene Aufschwung vor allem mit einer Sache zu tun. „Man braucht eine gewisse Kontinuität, um etwas entwickeln zu können. Die Mannschaft hat sich gefunden. Das hat auch damit zu tun, dass wir am Trainer festgehalten haben", stellte er im STAHLWERK Doppelpass klar.
Dieser Trainer heißt Gerardo Seoane. Seit dem Beginn der vergangenen Saison ist der Schweizer Cheftrainer am Niederrhein, doch unumstritten war er selten, auch nachdem die Borussia den Saisonstart wieder einmal ordentlich verpatzt hatte. Spätestens nach dem Debakel in Augsburg stand der Trainer früh in der Saison unter Druck.
Gladbach-Absturz erreichte Tiefpunkt
Die Fohlen-Elf berappelte sich und blieb bis zur Niederlage in Freiburg vergangene Woche ungeschlagen. „Ich war von ihm überzeugt und muss eine Entwicklung bewerten“, erzählte Virkus im STAHLWERK Doppelpass nach dem 1:1 gegen den BVB. „Es hat sich gezeigt, dass es richtig war. Der Trainer ist ein Fachmann“, stellte er klar. In Erfolg konnte diese Expertise bisher aber kaum gemünzt werden.
Im Gegenteil: In der abgelaufenen Spielzeit erreichte der Mönchengladbacher Absturz der letzten Jahre einen vorläufigen Tiefpunkt. Platz 14 bedeutete das schlechteste Resultat seit dem Relegationsjahr 2011, in dem man mit 36 Punkten sogar mehr holte als in der vergangenen Saison (34).
Nachdem die Fohlen vor gut dreieinhalb Jahren noch in einer Champions-League-Gruppe mit Inter Mailand und Real Madrid das Achtelfinale erreichten, ging es in der Bundesliga schleichend bergab. Nach einem achten und zwei zehnten Plätzen entging die Seoane-Elf vergangenes Jahr nur knapp der Relegation.
Schmerzhafte Abgänge von Stammspielern
Den möglichen Grund für die Talfahrt lieferte Borussen-Boss Virkus ebenfalls: „Wir hatten zu dieser Zeit (2021, Anm. der Red.) einen immens teuren Kader, der auf internationalen Fußball ausgerichtet war.“ Dazu kam die Corona-Pandemie, die finanzielle Einnahmen stark einschränkte und den deutschen Profivereinen Schwierigkeiten bereitete.
Zudem habe man „mit Spielern wie Herrmann, Jantschke oder Stindl ein komplettes Gesicht verloren“, sprach Virkus die schmerzhaften Abgänge an. Dazu kamen Stammspieler wie Marcus Thuram und Ramy Bensebaini, die den Verein ablösefrei verließen. „Wir hatten gar keine Möglichkeiten, diese Verträge zu verlängern. Das hat uns immens Geld gekostet.“
Doch es gibt Hoffnung: „Wir sind gerade dabei, der Mannschaft wieder ein Gesicht zu geben.“ Eins dieser Gesichter soll Rocco Reitz sein. „Wir wollen junge Spieler entwickeln, die wir dann auch irgendwann wieder verkaufen müssen, damit wir wieder in neue Projekte investieren können", betonte Virkus. Ein weiterer Spieler soll ebenfalls zur neuen Identität der Fohlen beitragen: Tim Kleindienst.
Gladbacher „Altlasten sind behoben"
„Es ist eine Riesensache, dass wir ihn überzeugen konnten, nach Gladbach zu kommen“, freuten sich die Verantwortlichen über den Transfer. Mit insgesamt 13 Torbeteiligungen in der Bundesliga führt er die interne Scoring-Liste an, ist damit maßgeblich am Aufschwung beteiligt und soll ebenfalls den Verein prägen.
„Wir haben jetzt eine Basis, von der wir auch wieder starten können. Altlasten sind behoben. Ich weiß, dass wir mit dem Klub in Gefilde kommen können, die ihm zustehen", zeigte sich Virkus selbstbewusst.
Damit spricht der Geschäftsführer Sport die Zeiten in im internationalen Geschäft an. Den Sprung nach Europa trauen die meisten SPORT1-User den Fohlen noch nicht zu. Bei der Dopa-Umfrage stimmten nur 35 Prozent dafür.
Nachlegen kann der aktuelle Tabellen-11. am kommenden Samstag (15:30), wenn Aufsteiger Holstein Kiel im Borussia-Park zu Gast ist.