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Erst kam Gerd Müller, dann Franz Beckenbauer - dann er

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Erst kam Gerd Müller, dann Franz Beckenbauer - dann er

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Müller, Beckenbauer - dann kam er

Allan Simonsen ist in der Reihe der Gladbach-Ikonen der Einzige, der den Ballon d‘Or gewann - am 27. Dezember vor 47 Jahren. Dabei wäre es fast gar nicht dazu gekommen, weil der Däne zwei Jahre lang auf der Ersatzbank versauerte.
Allan Simonsen mit seiner damaligen Frau Annette
Allan Simonsen mit seiner damaligen Frau Annette
© IMAGO/Frinke
Allan Simonsen ist in der Reihe der Gladbach-Ikonen der Einzige, der den Ballon d‘Or gewann - am 27. Dezember vor 47 Jahren. Dabei wäre es fast gar nicht dazu gekommen, weil der Däne zwei Jahre lang auf der Ersatzbank versauerte.

Am Ende des Fußball-Jahres 2024 hat sich Borussia Mönchengladbach wieder zu einem Team gemausert, das langsam wieder auf die europäischen Ränge schielen kann - trotzdem liegen Welten zwischen der Borussia heute und der goldenen Ära der 1970er.

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Da zogen die stürmischen Fohlen durch die Bundesligastadien und begeisterten Millionen deutscher Fußballfans. Fünf Meisterschalen sammelte der einst größte Bayern-Rivale seinerzeit, die Namen Günter Netzer, Berti Vogts, Rainer Bonhof oder Jupp Heynckes prägten einen Mythos.

Eine Ehrung, die den vier deutschen Weltmeistern von 1974 aber verwehrt blieb, war die Ehrung mit dem Ballon d’Or – im Gegensatz zu einem schmächtigen Teamkollegen, der in seinen ersten beiden Gladbach-Jahren lediglich Statist war und schon kurz vor dem Absprung stand: Allan Simonsen.

Simonsen startet im dritten Gladbach-Jahr durch

Am 27. Dezember 1977 wurde dem damals 25-Jährigen die begehrte Auszeichnung überreicht, er hatte drei Stimmen mehr als HSV-Star Kevin Keegan erhalten, dem Sieger der beiden darauffolgenden Jahre. Simonsen war der dritte Bundesliga-Star nach Gerd Müller und Franz Beckenbauer, der den Ballon d’Or erhielt - damals noch die Ehrung für den besten Fußballer Europas - und der erste Auslandslegionär, der in Deutschland den individuellen Gipfel erklomm.

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„Am Anfang war er wohl umstritten, aber irgendwann hat Hennes Weisweiler ihn doch spielen lassen. Da muss Simonsen ihn direkt im ersten Spiel überzeugt haben“, sagte Simonsens früherer Teamkollege Winfried Schäfer bei SPORT1. Schäfer hatte die Anfänge des späteren Superstars am Niederrhein noch verpasst.

Der lediglich 1,65 Meter große Außenstürmer war 1972 an den Bökelberg gewechselt, weil der damalige Trainer Weisweiler ihn unbedingt haben wollte. Es folgten zwei Spielzeiten, in denen Simonsen auf der Ersatzbank versauerte, weil der Star-Coach der Meinung war, dass Leichtgewicht Simonsen dem kraftraubenden deutschen Fußball nicht gewachsen sei.

Simonsen stand bereits zum Verkauf, doch da sich kein Abnehmer für ihn fand, blieb er am Niederrhein – und startete durch. In der Saison 1974/75 kam der kleine Däne in allen 34 Bundesligaspielen zum Einsatz und verzauberte mit seinen Tempodribblings die Gladbacher Fans. 18 Treffer gelangen Simonsen, der mit seinem Landsmann Henning Jensen und Heynckes die gegnerischen Abwehrreichen in Angst und Schrecken versetzte.

„Weil er so klein war, musste er eine Idee haben“

Ab 1977, während seiner zweiten Station bei der Borussia, erlebt Schäfer den dänischen Wirbelwind aber hautnah - und er erinnert sich noch lebhaft, mit welchen Tricks sich Simonsen zu helfen wusste.

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„Weil er relativ klein war, musste er eine Idee haben, wie er die Top-Abwehrspieler, die es auch damals in der Bundesliga gab, ausspielen konnte“, sagt Schäfer. „Er hat also antizipiert und eine Situation geschaffen, die ihm immer einen Vorteil brachte. Er war so schnell bei der Ballannahme, dass er dann im Eins-gegen-Eins um den Sechzehner immer den Zweikampf gesucht hat. Dann wurde er entweder gefoult oder er kam zum Torschuss.“

Mit Simonsen im Team war Gladbach auch international äußerst erfolgreich. In dieser Zeit holte die Borussia zwei Mal den Uefa-Cup (1975 und 1979), den DFB-Pokal (1973) und stand im Landesmeister-Finale (1977), das man trotz eines Tores des Dänen mit 1:3 gegen den FC Liverpool verlor.

Bevor er seine Borussia im Sommer 1979 verließ, schoss er Gladbach noch zum zweiten UEFA-Pokal-Triumph. Nach einem 1:1 im Hinspiel war es Simonsen, der einen Foulelfmeter herausholte und diesen in der 17. Minute zum 1:0-Sieg selbst verwandelte. „Da ist er in den Strafraum gedribbelt und wurde dann von seinem Gegenspieler umgehauen“, erinnert sich Schäfer. „Weil er klein war, musste er irgendetwas erfinden, um sich durchzusetzen. Er hat das ausgeglichen durch seinen Spielwitz.“

Wieselflink auf dem Platz - hüftsteif auf dem Parkett

Auch außerhalb des Platzes sei Simonsen „ein unheimlich angenehmer Mitspieler“ gewesen, sagt Schäfer. „Das war ein lustiger Kerl, der immer seine Späßchen gemacht hat.“ Nach der Zeit am Niederrhein schnürte Simonsen vier Jahre lang seine Fußballschuhe für den FC Barcelona und schoss in dieser Zeit 31 Tore in 98 Spielen - dennoch kam er nicht mehr ganz an seine Leistungen am Bökelberg heran.

Nach seiner Spielerkarriere arbeitete Simonsen auch als Coach, wenn auch längst nicht mit dem gleichen Erfolg. Als Nationaltrainer der Färöer und von Luxemburg war die Messlatte allerdings auch recht bescheiden.

Aufsehen erregte der frühere Fußballstar im Jahr 2013, als er bei der dänischen Version des TV-Formats „Let‘s dance“ von den Juroren haufenweise spöttische Kommentare für seine eher hüftsteifen Darbietungen bekam, er von den Zuschauern aber Woche für Woche wiedergewählt wurde.

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Als Simonsen im Dezember 2018 mal wieder ein Spiel der Borussia verfolgte, nahm er den Goldenen Ball, der ihm 1977 verliehen worden war, nach Mönchengladbach mit.

„Ich habe damals bei Borussia in einer außergewöhnlichen Mannschaft gespielt, die haben mir geholfen, einen ganz besonderen Pokal zu bekommen“, sagte er. „Den habe ich nun wieder mitgebracht, der goldene Ball ist für meine alten Kameraden, für die Fans und den Verein. Ich hoffe, dass der einen schönen Platz im Museum finden wird.“