Jamie Gittens machte im Topspiel gegen den FC Bayern lange Zeit den Unterschied. Der Dortmunder düpierte Konrad Laimer, legte rund 50 Meter mit dem Ball am Fuß zurück und knallte das Leder mit über 100 km/h an Manuel Neuers Ohrläppchen vorbei ins Netz – und das alles mit seinem schwächeren linken Fuß.
Der nächste 100-Millionen-Mann?
Seit Wochen befindet sich der Youngster in Top-Form, entschied Spiele wie gegen Frankfurt (2:0) oder Brügge (3:0) nahezu im Alleingang. Im Team von Nuri Sahin ist er eine feste Größe.
Die Zahlen sprechen für sich: In 19 Pflichtspielen in dieser Saison für den BVB erzielte der englische U21-Nationalspieler bereits acht Tore und bereitete vier weitere vor. Nur Königstransfer Serhou Guirassy kommt bislang auf mehr Torbeteiligungen (14).
BVB-Boss schwärmt
Gerade im Vergleich zu der vergangenen Spielzeit (zwei Tore, acht Vorlagen) machte er einen enormen Schritt nach vorne.
„Gerade beim Thema Risikoabwägung und Entscheidungsfindung hat er sich deutlich verbessert“, meint BVB-Reporter Oliver Müller und weiter: „Da hat es letztes Jahr des Öfteren gehapert.“
Nicht nur im Spiel nach vorne glänzt der Youngster. Inzwischen beweist Gittens auch in der Defensivarbeit, wie lernwillig er ist.
„Er hat sich zum absoluten Unterschiedsspieler entwickelt mit seinen Toren und Vorlagen. Aber auch beim Thema Widerstandsfähigkeit, er spielt permanent, er hat Robustheit erlangt. Wie er Ramy (Bensebaini; Anm. d. Red.) da immer wieder in der Defensive geholfen, Sané immer wieder gedoppelt hat - das war schon eine herausragende Leistung“, lobte Sport-Geschäftsführer Lars Ricken den Wirbelwind nach dem Remis gegen die Bayern.
Gittens weckt Begehrlichkeiten und „Sehnsüchte“
In über 200 Ländern wurde der deutsche Klassiker übertragen. Gittens zeigte sich dabei von seiner Schokoladenseite. „Die Qualitäten, die er gerade mit seiner Geschwindigkeit im Eins-gegen-Eins und im Torabschluss hat, machen ihn für jeden Top-Klub, gerade in seiner Heimat England, attraktiv“, erklärt SPORT1-Reporter Manfred Sedlbauer.
Laut Sky haben ihn bereits Vereine wie Arsenal, FC Chelsea, Tottenham und Liverpool auf der Liste.
Dass er Begehrlichkeiten weckt, dürfte kein Geheimnis sein. „Er könnte damit die Sehnsüchte der Dortmunder erfüllen“, meint Sedlbauer. Denn der BVB ist Jahr für Jahr auf der Suche nach dem nächsten Ousmane Dembélé (Ablöse 135 Millionen Euro), Jude Bellingham (113 Mio.) oder auch Jadon Sancho (85 Mio.) – allesamt Spieler, die der Verein früh entdeckt, ausgebildet und irgendwann gewinnbringend weiterverkauft hat.
Sedlbauer erklärt: „Das ist doch ein Stück weit die Philosophie des Vereins. Gittens hat sicherlich das höchste Ablöse-Potenzial im Dortmunder Kader.“ Müller ergänzt: „Trotzdem willst du nicht immer nur ein Ausbildungsverein sein. Derartige Abgänge werfen dich ja auch immer wieder zurück. Aber klar: Er ist die heißeste Dortmunder Ware“.
Einige Experten sehen in ihm schon den nächsten 100-Millionen-Euro Mann.
So plant der BVB mit Gittens
2020 war der 20-Jährige für eine Ausbildungsentschädigung in Höhe von unter einer Million Euro aus dem Nachwuchs von Manchester City zum BVB gewechselt.
Im Oktober 2023 verlängerte Gittens vorzeitig seinen Vertrag bis 2028. „Das Umfeld in Dortmund hat es natürlich schon des Öfteren bewiesen, dass sie junge Spieler, gerade von der Insel, groß rausbringen können. Das ist natürlich das beste Lockmittel“, meint Müller.
Sedlbauer ist sich sicher: „Langfristig ist er sicherlich ein Verkaufskandidat, bis 2028 wird er wohl nicht beim BVB spielen. Doch sowohl diesen Winter als auch im Sommer wird der BVB ihn auf keinen Fall verkaufen wollen.“
Auch dass ein Verein nach dieser Spielzeit schon die kolportierten 100 Millionen Euro auf den Tisch legt, hält der SPORT1-Reporter für unwahrscheinlich. „Erstmal muss er das Niveau über eine gesamte Spielzeit und noch mehr halten“, mahnt Sedlbauer und weiter: „Der Verein und auch er selbst wissen, was sie aneinander haben. Der BVB schätzt die Qualität dieses Spielers und Gittens in Dortmund die Möglichkeit, sich auf höchsten Niveau zu zeigen und weiterzuentwickeln.“
Für Müller ist Gittens Leistungsexplosion und das mediale Echo, das der Youngster auslöst, aber auch eine Momentaufnahme: „Die Situation zeigt doch genau, wie schnell so etwas heutzutage geht. Vor ein paar Wochen hieß es in Dortmund noch: Sie haben nicht den einen Rohdiamanten - und jetzt das.“