Wieder nichts. Während es für Borussia Dortmund zu Hause mit der Punkteausbeute nach Maß läuft, zeigen die Schwarz-Gelben auswärts jedes Mal ein völlig anderes Gesicht. Auch am Samstag. Da verlor der BVB in Mainz und war mit dem 1:3 sogar noch gut bedient. Nach fünf Liga-Spielen in der Fremde steht das Team von Nuri Sahin nun bei vier Niederlagen und einem Remis. Eine Bilanz, die bei Fans, Verantwortlichen und Experten viele Fragen aufwirft.
Zu viel BVB-Stallgeruch?
„Das geht bei Borussia Dortmund nun ja schon seit Jahren so mit diesem Hin und Her. Sie kommen ins Champions-League-Finale, werden in der Bundesliga aber nur Fünfter“, sagte SPORT1-Experte Alfred Draxler im STAHLWERK Doppelpass. „Und gegen den gleichen Gegner Mainz haben sie auch die Meisterschaft verschenkt – ohne Verletzungsmisere. Das Auf und Ab ist unerklärlich.“ Sahin ist ihm dabei „zu wenig kämpferisch“, das sei „schon fatalistisch“. Doch sein Blick richtet sich nicht nur auf die Trainerbank, sondern auch auf andere Positionen des Vereins.
Wie Draxler erklärte, fehlt ihm beim BVB generell eine klare Linie. Und jemand, der eine harte Hand zeigt, die Mannschaft dadurch auf Vordermann bringt. „Vielleicht hat Dortmund auch den Fehler gemacht, in der Führungsetage immer auf Dortmunder Jungs zu setzen. Trainer, Berater, Sportdirektor, jetzt der neue Chef – alles Dortmunder Jungs. Vielleicht sollte man mal jemanden von außen holen, der die Premier League und andere Vereine kennt, der ganz neue Impulse reinbringt“, so Draxler. „Auch wenn jeder für sich wohl gute Arbeit macht - aber es kommen keine Einflüsse von draußen.“
Fehlt dem BVB Input von außen?
Tatsächlich haben fast alle wichtigen Entscheidungsträger des BVB bereits als Profis ihre Spuren hinterlassen: Sahin stammt sogar aus der eigenen Jugend und absolvierte 274 Pflichtspiele für den Verein. Sebastian Kehl gewann in Dortmund unter anderem dreimal die Meisterschale und fungiert jetzt als Sportdirektor. Lars Ricken, einer der Helden, die im Jahr 1997 Champions-League-Sieger wurde, darf sich mittlerweile Sport-Geschäftsführer nennen und hat mit Sven Mislintat einen Technischen Direktor an seiner Seite stehen, der gebürtig aus Dortmunds Nachbarstadt Kamen stammt.
Und dann ist da noch Matthias Sammer, ebenfalls ein Mann mit glorreicher Vergangenheit beim BVB. Der 57-Jährige gilt seit jeher als Mahner, als kritischer Geist im positiven Sinne, der auch im Erfolgsfall Dinge hinterfragt. Künftig soll der Ex-Profi, der bislang eher im Hintergrund agierte, noch stärker in den Alltag eingebunden werden, beim Training zuschauen und Ansprechpartner für Management und Profis sein. Im ZDF verriet Ricken kürzlich, dass Sammer nicht selten der Lauteste in den Dortmunder Elefantenrunden mit Boss Hans-Joachim Watzke, Kehl, Mislintat und ihm selbst sei.
Für Draxler scheint diese Mischung aus „Alphatieren“ allerdings eine Gefahr zu bergen. Bis auf den langjährigen Boss Hans-Joachim Watzke stehen schließlich nur ehemalige Spieler auf der Liste, die genau wissen, wie es in einer Kabine zugeht. Für Draxler kein Wunder, dass sich alle immer mal wieder in sportliche Belange einmischen. Eine klare Abgrenzung zwischen den Positionen fehle - die zentralen Fragen für den SPORT1-Experten lauten daher: Arbeiten zu viele Verantwortliche mit Stallgeruch im Verein? Fehlt der Input von außen?
„Ich blicke da nicht durch“
Im STAHLWERK Doppelpass meldete sich auch Christian Straßburger zu Wort. „Also vor ein paar Jahren war Marco Rose Trainer beim BVB, das war ja kein Dortmunder Jung und ich würde sagen, das ist ein guter, vielleicht sogar sehr guter Trainer und der hat es auch nicht geschafft“, erinnerte der Kommentator von RTL und Magenta Sport und ergänzte: „Ich glaube, auf dem Trainerstuhl besteht eigentlich nicht das Problem. Ich würde einfach drumherum mal schauen, ob da nicht zu viel ist, der ein oder andere auch zu lange da ist. Vielleicht nicht mehr den richtigen Blick hat oder was auch immer.“
Watzke werde sich jetzt sicher etwas zurücknehmen, meinte Straßburger dazu. Gleichzeitig müsse sich Ricken, der neue Mann, auch erst integrieren. Welche Rolle aber Sammer spielen wird, ist ihm dagegen nicht klar. „Man sieht ihn immer eingeblendet, aber er ist eigentlich nur Berater, sollte er sich da doch offizieller einbringen, oder gar nicht mehr“, sagte er. „Ich blicke da nicht durch. Kehl ist auch noch dabei, Mislintat ist auch noch dabei, also wer entscheidet jetzt, keine Ahnung.“
Ein Thema, das nicht nur Draxler und Straßburger, sondern auch viele Fans beschäftigen dürfte. Nach der Länderspielpause werden die Gegner nicht leichter. In der Liga warten Spiele gegen den SC Freiburg und den derzeit alles überragenden FC Bayern München.