Jetzt nicht auch noch Gregor Kobel. Das dürften viele Anhänger von Borussia Dortmund gedacht haben, als die nächste Hiobsbotschaft rund um das ohnehin schon prallgefüllte BVB-Lazarett bekannt wurde.
Opfer seines eigenen Ehrgeizes?
„Greg hat leichte Probleme mitgenommen aus dem Wolfsburg-Spiel, der wird morgen ausfallen“, sagte Trainer Nuri Sahin am Freitag bei der Pressekonferenz vor dem Spiel gegen RB Leipzig (Sa., ab 18:30 Uhr im LIVETICKER). Der Keeper leidet an Hüftproblemen.
Allein numerisch sorgt Kobels Ausfall für die nächste große Lücke beim BVB, aber auch als Führungsspieler und Leistungsträger ist der Schweizer kaum zu ersetzen. „Greg will vorangehen und Verantwortung übernehmen, wie es sich für einen erfahrenen Spieler aus dem Mannschaftsrat auch gehört“, so Sahin über seine Nummer Eins. (STAHLWERK Doppelpass mit dem ehemaligen BVB-Keeper Roman Weidenfeller und Eintracht-Sportdirektor Timmo Hardung, Sonntag ab 11 Uhr LIVE auf SPORT1 und STREAM)
Dabei stellt sich seit geraumer Zeit allerdings immer wieder die Frage, inwieweit der 26-Jährige diese Führungsrolle auch konstant ausfüllen kann. Seine Leistungen stehen dabei weniger zur Debatte, auch wenn er in dieser Saison noch nicht mit außergewöhnlichen Vorstelllungen glänzen konnte.
Vielmehr rückt seine Anfälligkeit für Verletzungen in den Fokus.
Viele Muskelbeschwerden bremsen Kobel aus
War der 1,96 Meter große Torwart zu Beginn seiner Karriere bei der TSG Hoffenheim und dem VfB Stuttgart so gut wie nie verletzt, häufen sich viele verschiedene kleinere Blessuren seit seiner Ankunft im Sommer 2021 in Dortmund.
Seine Ausfallzeit beim BVB steuert mit der erneuten Blessur stramm auf die 150-Tage-Marke zu.
Auffällig dabei: Außer einer Bänderverletzung in seiner Debüt-Saison bei den Schwarz-Gelben und eines Muskelfaserrisses im Herbst 2022 sind keine längeren Verletzungen in Kobels Krankenakte zu finden.
In der vergangenen Spielzeit fehlte er insgesamt elf Spiele - für die Borussia und die Schweizer Nationalmannschaft. Die Gründe dafür lagen entweder bei muskulären Problemen oder Krankheitsfällen.
Kobel mit „zu häufigen“ Ausfallzeiten
Bereits im Februar dieses Jahres hatte sich der damalige BVB-Trainer Edin Terzic zu Kobels immer wiederkehrenden Ausfallzeiten geäußert: „Es ist so, dass es bei Greg immer wieder – Gott sei Dank nur kurze – Ausfallzeiten waren. Aber sie waren zu häufig. Vor allem auch immer wieder vor wichtigen Spielen.“ Dabei fehlte der Torwart damals von Anfang des Jahres bis Mitte März ganze sechsmal.
Seine ständigen Ausfälle sorgten nicht nur in Dortmund für viele Fragezeichen. Die Schweizer Zeitung Blick glaubte damals, die Gründe seiner Verletzungsanfälligkeit zu kennen „Der für seinen Ehrgeiz bekannte Zürcher schiebt Extraschicht um Extraschicht“, hieß es. Er gehe an seine Grenzen – und manchmal auch darüber hinaus. Weil er an die Weltspitze wolle.
Ist die Ursache sein Ehrgeiz?
Ähnlich äußerte sich BVB-Sportdirektor Sebastian Kehl schon zu Beginn des Jahres: „Es ist halt immer Spitz auf Knopf. Gregor ist einer, der immer unglaublich akribisch ist, aber auch immer unbedingt will“, sagte Kehl.
Kobels Ehrgeiz war nicht erst zuletzt nach der Niederlage im DFB-Pokal beim VfL Wolfsburg zu erkennen, als er nach der Partie vor laufenden Fernsehkameras wutentbrannt seine Handschuhe auf die Bank pfefferte. „Wir waren natürlich alle sehr enttäuscht nach der Niederlage, das ist doch auch normal“, sagte Sahin zu der Aktion.
Der Schweizer Keeper selbst wollte übrigens nach der Wolfsburg-Pleite, anders als sonst häufig, den Medien nicht Rede und Antwort stehen. Dabei ist er es, der sich sonst immer stellt, auch wenn es nicht gut läuft. Ein Führungsspieler. Einer, der in seiner Karriere hoch hinaus möchte.
Aber eben auch einer, der sich durch seinen großen Ehrgeiz auch immer mal wieder selbst im Weg steht.