Erst Kopfbälle, jetzt auch noch Fernschüsse - nach dem nächsten Sieg des FC Bayern, durch das nächste bemerkenswerte Tor von Jamal Musiala, möchte man fast fragen: Was kann der 21-Jährige eigentlich nicht?
Musiala zündet die nächste Stufe
Im Bundesliga-Auswärtsspiel beim Aufsteiger FC St, Pauli traf der Youngster aus rund 25 Metern mit einem Traumtor zum 1:0-Endstand.
Sky-Reporter Patrick Wasserziehr bemerkte im Anschluss halb im Scherz, er habe gar nicht gewusst, dass Musiala von so weit weg Tore schießen könne. „Ich selbst auch nicht“, entgegnete Musiala grinsend.
Sonderschichten von Musiala zahlen sich aus
Der Dribbelkünstler verriet bei dieser Gelegenheit auch, dass sich mit dem Kracher seine Extraschichten im Bayern-Training ausgezahlt haben.
„Wir haben das ein bisschen im Training geübt, auch aus größerer Distanz zu schießen. Dass der Ball heute so reingegangen ist, hat mich noch glücklicher gemacht“, sagte Musiala: „Das ist bestimmt mein erstes Tor außerhalb des Strafraums in dieser Saison.“
Sportdirektor Christoph Freund war entsprechend begeistert. „Jetzt macht er Kopfballtore, das ist schon ungewöhnlich, jetzt macht er noch Weitschusstore. Das gibt es auch nicht alle Tage. Ein super Tor, ganz wichtige Tore, die er gerade erzielt“, sagte der Österreicher nach Musialas nächstem Streich.
Kopfballungeheuer Musiala trifft jetzt auch aus der Ferne
Beim Gastspiel in Hamburg hatte der Youngster in der 22. Minute Maß genommen, sein wuchtiger Schuss flog über Keeper Nikola Vasilj hinweg und knallte dann von der Unterkante der Latte ins Tor.
Es war bereits Musialas fünftes Bundesliga-Saisontor und sein siebter Scorerpunkt in acht Bundesliga-Einsätzen in dieser Saison. Speziell die vergangenen zwei Wochen waren regelrechte Musiala-Festspiele mit fünf Toren und einer Vorlage in vier Spielen.
Zunächst glänzte der Nationalspieler mit einem Treffer und einem Assist gegen den VfL Bochum (5:0), im Pokal gegen Mainz 05 (4:0) schnürte er einen Dreierpack und beim 1:0 unter der Woche gegen Benfica Lissabon in der Champions League sorgte er für den einzigen Treffer.
Dabei zeigte der 1,84 Meter große Dribbelkünstler ungeahnte Fähigkeiten als Kopfballungeheuer. Je einmal gegen Bochum, Mainz und Benfica nickte er ein.
Bayern-Star zündet die nächste Stufe
Ausnahmetalent Musiala zündet beim FC Bayern gerade die nächste Stufe, nach einer eher durchwachsenen Spielzeit 2023/24. „Ich habe auch letztes Jahr Schritte nach vorne gemacht, hatte gute Spiele, aber dann haben die Tore und Assists noch ein wenig gefehlt“, räumte er selbst ein: „Jetzt kommt das auch noch dazu. Ich fühle mich auch fitter und will viele Spiele auf hohem Niveau hintereinander machen. Ich will einfach immer an anderen Dingen arbeiten und mich verbessern.“
Was sein Trainer Vincent Kompany im SPORT1-Interview bestätigen kann: „Ein junger Spieler, der mit der richtigen Mentalität jede Trainingswoche und Einheit angeht, und dann im Spiel hat er dieses Talent. Wenn er so weitermacht, dann wird es spannend.“
Nicht nur Musialas Trainingseifer zahlt sich gerade aus, Ex-Profi Dietmar Hamann sieht noch einen anderen Grund. „Es ist schon offensichtlich, dass er sehr viel torgefährlicher ist als noch letzte Saison. Was ihm hilft, ist die defensive Stabilität, die sie jetzt haben“, meinte der TV-Experte: „Wenn du hinten offen bist, leidet auch die Offensive, weil du diese Freiheiten nicht hast. Er hat jetzt vorne eine mehr oder weniger freie Rolle: hinter Kane, neben Kane, um Kane herum. Da kann er machen, was er will – und die Räume nutzt er wunderbar.“
Für den früheren Bayern-Star hat Musiala jetzt sogar noch einmal eine neue Stufe erklommen. „Wenn du auch aus so einer Distanz ein Tor erzielen kannst, macht es das für die Verteidiger noch sehr viel schwerer“, stellte Hamann fest: „Im Eins-gegen-Eins ist er vielleicht schon der Beste, also versuchst du, auf Distanz zu bleiben. Wenn er diese Dimension noch in sein Spiel integriert, dass er aus 25 Metern ein Tor macht, dann ist er noch schwerer zu stoppen.“
Eine Frage verfolgt Musiala
Musiala unstoppable? Und wie lange ist er das noch beim FC Bayern? Bekanntlich läuft sein aktuelles Arbeitspapier beim Rekordmeister „nur“ noch bis 2026.
Und die Frage, wann denn der Vertrag vorzeitig verlängert wird, verfolgt Musiala und den Klub seit Wochen - auch nach seinem Knaller auf St. Pauli.
„Jetzt gerade gibt es nichts zu sagen“, gab sich der 21-Jährige selbst einmal mehr schmallippig. Sportdirektor Freund wollte sich auf die Frage, ob Tore per Kopf und aus der Distanz nicht tolle Argumente für eine Vertragsverlängerung wären, auch nicht locken und erwiderte: „Da gibt es genug.“
Klar ist aber: Beim FC Bayern ist die Zuversicht groß. „Ich sehe keinen Grund, warum er den FC Bayern verlassen sollte“, sagte Sportvorstand Max Eberl Anfang des Monats. Dass Bayern seinen Top-Star gerne halten würde, dürfte sich durch Musialas Gala-Leistungen der vergangenen Wochen wohl kaum geändert haben.